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Das Geheimnis der Moorleiche

Das Geheimnis der Moorleiche

Titel: Das Geheimnis der Moorleiche
Autoren: Stefan Wolf
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morastige Flecken, die
einem kleinen Hund wie Oskar gefährlich werden konnten.
    Sie schlugen den Weg zum
Badesee ein. Karl gab, wo er schon mal beim Thema war, Wissenswertes zum Thema
Torfabbau zum Besten.
    »Kurz gesagt, ist Torf der
jahrhundertealte Boden aus abgestorbenen Pflanzen, aus dem ein Moor besteht.
Jedes Jahr wachsen auf dem immer nassen Moorboden Zwergsträucher, Moose und
Heidekräuter, dann sterben sie unter Wasser ab und bilden eine neue Schicht
Torf. Darauf wachsen im nächsten Jahr wieder neue Pflanzen, die dann wieder
absterben, und so weiter. Ein intaktes Moor wächst so jedes Jahr um circa einen
Millimeter. In einem Meter Tiefe liegen also Pflanzenteile, die tausend Jahre
alt sind.«
    Tim nickte, als habe er
mitgerechnet, und suchte dabei den Horizont nach Oskar ab. Klößchen trottete
hinter ihnen her und pflückte sorgsam kleine Silberpapierstreifen von einem
aufgeweichten Schokoriegel. Unbeirrt fuhr Karl fort:
    »Früher galt das Moor als
gefährlicher, unheimlicher Ort. Aber der Mensch hat sich das Moor nutzbar
gemacht, indem er es trockengelegt, also entwässert hat, und den Torf abbaut.
Man nennt das ›Torf Stechen ‹ . Den Torf kann man dann zum Beispiel in
Säcken im Gartenmarkt kaufen. Nicht selten findet man darin kleine Knochen von
Tieren, die vor langer Zeit im Moor gelebt haben. Der Moorboden hat nämlich die
Eigenschaft, Knochen besonders gut haltbar zu machen...«
    In diesem Moment hörten sie
Gaby.
    »Hilfe! Ihr müsst mir helfen!«
     
    Klößchen stopfte sich noch
schnell den Schokoriegel in den Mund und rannte dann, so schnell er konnte,
hinter Tim und Karl her. Sie verließen den Weg und schlugen sich durch das
dichte Unterholz, das hinter dem See begann, denn Gabys Stimme kam nicht vom
Wasser, sondern aus der Richtung, in der das Moor lag.
    »Hilfe! Tim! Ich stecke fest!«
    Ihr Rufen klang verzweifelt.
Der Wald endete und ging in dichtes Schilf über. Tim brach sich einen Weg
mitten hindurch. Gaby musste hier irgendwo sein, hier, wo der Boden weich und
klebrig war. Moorboden...
    »Tim!«
    Da sah er sie. Sie war bei der
Suche nach Oskar an einem Entwässerungsgraben bis zu den Knien in den Schlamm
eingesunken. Und je verzweifelter sie versuchte, sich zu befreien, desto tiefer
sank sie ein.

    Tim wusste, dass er sofort
handeln musste.
    Bis auf wenige Meter konnte er
sich ihr vorsichtig nähern, dann merkte er, wie der Boden auch unter seinen
Füßen weich wurde.
    »Leg dich hin«, rief er ihr zu,
»sonst sinkst du noch tiefer ein!« Er selbst legte den Rest des Weges zu ihr
über den Schlamm auf allen vieren robbend zurück.
    Karl und Klößchen erreichten
den Graben und beobachteten die beiden atemlos. Gaby kämpfte verbissen gegen
den Sog. Unter größter Anstrengung schaffte sie es, ein Bein aus dem Schlamm zu
ziehen, und ließ sich sachte auf den Rücken fallen. Es funktionierte. Da sich
ihr Gewicht nun auf eine größere Fläche verteilte, sank sie nicht weiter. Tim
robbte noch näher an sie heran und streckte die Hand nach ihr aus. Gaby bekam
sie zu fassen, konnte nun auch das zweite Bein befreien und an Tims Seite aus
der Gefahrenzone krabbeln.
    Froh, wieder festen Boden unter
den Füßen zu haben, ließen die beiden sich nebeneinander auf dem trockenen
Boden nieder.
    Dankbar sah Gaby Tim an. »Tim.
Danke...«
    Tim blinzelte glücklich zurück,
doch insgeheim fand er, dass jetzt der richtige Moment für den noch
ausstehenden Kuss wäre. Und tatsächlich — im selben Augenblick gab Gaby ihrem
Retter zum Dank einen Kuss auf den Mund. Die tödliche Gefahr im Moor hatte Tim
ruhigen Blutes gemeistert, aber jetzt... Hätte er nicht schon am Boden
gesessen, wären ihm wahrscheinlich die Knie weich geworden.
    In die Stille räusperte sich
jemand. Tim drehte den Kopf: Da standen Klößchen und Karl und bogen sich vor
Lachen.
    »Wie ihr ausseht«, prustete
Klößchen. »Euer neues Halloween-Kostüm? Wirklich gelungen — zum Davonlaufen!«
    Gaby sah Tim an und stimmte in
das Gelächter mit ein. Tim kapierte erst jetzt, warum: Er und Gaby waren von
Kopf bis Fuß mit Schlamm verschmiert.
    In ihren Gesichtern guckten nur
noch Augen und Mund aus der braunen Masse.
    »Ich denke, wir sollten noch
mal baden gehen. Vielleicht ist Oskar ja zu den Handtüchern zurückgelaufen«,
half Gaby ihm kichernd auf. Hand in Hand liefen sie lachend zur sicheren
Badestelle zurück und gingen, dunkelbraun wie sie waren, ins klare Wasser. Karl
und Klößchen folgten ihnen, jedoch nicht ohne Stöhnen
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