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Das Geheimnis der chinesischen Vase

Das Geheimnis der chinesischen Vase

Titel: Das Geheimnis der chinesischen Vase
Autoren: Stefan Wolf
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»Eines Tages
werden sie das auch in der Schule einführen. Über jeder zweiten Bank eine
Fernsehkamera, der Pauker vor dem Monitor — und es ist vorbei mit dem Spicken.«
    »Dann müsstest du lernen«,
sagte Gaby lachend, »eine Katastrophe!«
    »Darf ich mal aufs Thema
zurückkommen«, bemerkte Tarzan mit leichter Ungeduld. »Wir machen Hempel also
weis, es ginge um ihn. Ich wette, er ist eitel. Geschmeichelt wird er sich auf
die Leimrute setzen. Zuerst soll er uns meinetwegen seine Lebensgeschichte
vorweinen — und was ihn sonst noch bedrückt. Aber dann! Durch geschickte Fragen
werden wir ihm Tatsachen zu unserem Thema entlocken.«
    »Erst locken wir ihn auf die
Leimrute«, sagte Gaby, »dann entlocken wir ihm Tatsachen. Und das alles, ohne
dass ich mir Löckchen drehen muss. Wirklich — ein verlockender Auftrag!«
    »Du sagst es, Pfote!« Grinsend
zeigte Tarzan seine kräftigen Zähne. »Und damit was daraus wird, sollten wir
Herrn Hempel jetzt anrufen.«
    Karl und Klößchen blieben auf
ihren Plätzen. Klößchen arbeitete nie, Karl nur selten für die Schülerzeitung.
    Während Klößchen wieder seine
entspannte Haltung einnahm und Karl das wissenschaftliche Werk aufklappte,
liefen Gaby und Tarzan zur Besenkammer, wie die Telefonzelle genannt wurde.
    Sie quetschten sich hinein.
Tarzan suchte seine Taschen nach Zehnpfennigstücken ab und fand — Gott sei
Dank! — drei. Gaby suchte unterdessen die Rufnummer des Kaufhauses aus dem
Telefonbuch.
    »Hat fünf«, sagte sie.
    »Was?«
    »Hat fünf Anschlüsse.«
    »Nehmen wir den ersten!«
    Sie diktierte die Zahlen. Er
wählte. Die Telefonzentrale des Kaufhauses meldete sich und er verlangte Herrn
Hempel.
    Welcher Hempel, wurde gefragt,
denn es gäbe drei.
    Als Detektiv gab es ihn
allerdings nur einmal.
    »Werner Hempel«, meldete sich
alsdann eine kratzigheisere Stimme. Kaum hatte er seinen Namen ausgesprochen,
hustete er fürchterlich. Es klang, als hätte er Motten in der Lunge und Ketten
in den Bronchien (obere Luftwege).
    Tarzan wartete, bis der Anfall
vorbei war.
    »Guten Tag, Herr Hempel«, sagte
er dann. »Mein Name ist Peter Carsten. Ich gehöre zur Internatsschule und
arbeite für die Schülerzeitung BLICKPUNKT. Wir wollen eine Reportage über einen
Kaufhausdetektiv bringen. Über dessen interessante und verantwortungsvolle Tätigkeit.
Nach allem, was wir über Sie hörten, sind Sie, Herr Hempel, der richtige Mann
dafür. Wann und wo dürfen wir — meine Redaktionskollegin Gaby Glockner ist
dabei — Sie interviewen?«
    Hempel wollte antworten. Ein
neuer Hustenanfall verhinderte das.
    Entweder, dachte Tarzan, ist es
Raucherhusten oder er steckt das ganze Kaufhaus mit seiner Herbstgrippe an.
Vielleicht sollten wir ihm nur mit einem sicheren Mundschutz begegnen.
    »Ich habe nicht verstanden«,
sagte er.
    »Tschuldigung!« Hempel
räusperte sich wie fernes Donnergrollen. »Gut, mir soll’s recht sein. Bin
pressefreundlich, hahaha! Vorausgesetzt, ihr verdreht mir das Wort nicht im
Mund. Eilt die Sache? Wann soll’s denn sein?«
    »Am besten gestern!«
    Hempel krächzte wie ein Rabe,
was wohl ein Lachen war, und erklärte sich einverstanden.
    »Also heute! Mir soll’s recht
sein. Habe nachmittags frei. Sagen wir um 14.30 Uhr im Café Krümmer. Fragt die
Rothaarige am Kuchenbuffet nach mir. Die zeigt euch dann, wo ich sitze.«
    Tarzan bedankte sich und
versprach, pünktlich zu sein.
    Während des ganzen Gesprächs
hatte Gaby ihren Kopf auf seine Schulter gelegt — natürlich nur, um dem Hörer
näher zu sein, auf dass ihr kein Wort entgehe. Jetzt flatterten ihre Wimpern.
    »Oh! Jetzt aber! Ich muss nach
Hause, essen, mich umziehen — und dann noch zum Café Krümmer! Das geht nur mit
Beeilung.«
    »Wie es sich für Reporter
gehört. Und zu meiner männlichen List sagst du gar nichts?«
    »Du bist regelrecht
verschlagen.«
    »Aber nur im Interesse der
guten Sache.«
    »Von dir lasse ich mich
jedenfalls nie interviewen!«
    »Was ich dich fragen wollte,
ist ohnehin nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, Pfote.«
    »Nein?« Sie hatte blanke Augen
und zarten Schmelz in der Stimme. »Was denn?«
    »Weißt du die genaue Zeit? Wir
sollten die Uhren vergleichen, damit wir uns nachher nicht verfehlen.«
    »12.41 Uhr«, sagte sie knapp
und verließ die Besenkammer.
    Was ist denn nun schon wieder?,
dachte er. Habe ich was Falsches gesagt? Was wittert sie denn immer hinter
meinen harmlosen Worten? Hätte ich etwa fragen sollen, ob sie mit mir gehen
will —
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