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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen
Autoren: Ueberreuter
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Schenke«, sein Blick folgte den Augenbrauen der Königin, die sich pikiert in die Höhe bewegten, und er korrigierte eilig: »Ich habe zwei sehr ordentliche Wirtshäuser am Marktplatz besucht, in denen nur hochanständige und grundsolide Bürger zu verkehren pflegen. Auf meiner Liste fanden sich keine Bierschwemmen oder zwielichtigen Tavernen, Eure Majestät.«
    »So«, sagte die Königin immer noch skeptisch. »Das hoffe ich, Laurentio.« Sie wedelte mit der Hand. »Fahr fort, ich bitte dich.«
    Der Zauberer räusperte sich. »Ich habe dort also bei einem Glas … hrm, ich habe mich umgehört. Was die Leute so schwatzen.«
    »Und was schwatzen sie?«, fragte die Königin ungeduldig.
    Der König konnte nicht mehr an sich halten. »Sie sagen, ich sei langweilig!«, rief er aus. »Ich! Honorius Philipp Rudolf Spinell Ferdinand der Dritte bin langweilig !« Er schlug mit der Hand auf den Thronsitz, der mit ausgeblichenem Samt bezogen war. Es puffte und eine kleine Staubwolke stieg in die königliche Nase und ließ Ferdinand den Dritten niesen.
    »Lieber, es gibt Schlimmeres, was man über einen König sagen kann«, wandte die Königin ein.
    Der König verschränkte die Arme vor der Brust und senkte schmollend den Kopf. »Ich habe nicht vor, als Ferdinand der Langweilige in die Geschichtsbücher einzugehen«, verkündete er. »Das Volk will Unterhaltung? Gut, es soll Unterhaltung bekommen.« Er warf seinemHofzauberer einen auffordernden Blick zu. Laurentio nickte eifrig. »Wie schon erwähnt, meine neue Apparatur steht kurz vor der …«
    »Nein, Laurentio«, fuhr der König ihm über den Mund. »Nichts gegen dein Faible für seltsame Apparate, aber das hilft mir nicht, mein Ansehen aufzupolieren. Ich brauche richtige Unterhaltung. Brot und Spiele, Laurentio! Brot und vor allem jede Menge Spiele!« Er ließ sich auf einen Stuhl sinken und verschränkte die Hände. Der taubenblaue Samt seines Rockes überzog sich mit feinem Staub, und die Königin seufzte.
    »Gut, wir benötigen ohnehin noch ein Unterhaltungsprogramm für das Fest«, sagte sie pragmatisch. »Ich habe an Turridu und seine munteren Gesellen gedacht. Und vielleicht engagieren wir auch noch einen guten Zauberkünstler. Pardon, Laurentio.«
    Der Hofzauberer verzog das Gesicht. »Taschenspieler und Illusionisten«, murmelte er.
    »Turridu, der Spielmann.« König Ferdinand rümpfte ebenfalls die Nase. »Turridus muntere Gesellen haben schon auf den Festen meines Vaters aufgespielt. Ich fürchte, mit einem solchen Unterhaltungsprogramm werde ich meinen Ruf als Langweiler für alle Ewigkeit in Marmor meißeln.« Er stützte entmutigt das Kinn in die Hand.
    Königin Joséphine zog ein Taschentuch aus dem Ärmel, wischte damit einen Stuhl sauber und ließ sich nieder. »Also, dann suchen wir uns eben eine andere Truppe. Obwohl es schwer sein wird, das dem armen Turridu zu erklären.«
    »Die Grenzpatrouille!«, rief Laurentio aus. König und Königin blickten ihn fragend an. Der Zauberer schaute über ihre Köpfe hinweg in die Ferne und erläuterte seine Worte nicht weiter.
    Die Königin schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich fürchte, die Grenzpatrouille ist nicht sehr unterhaltsam. Obwohl ich zugeben muss, dass Hauptmann Sägebrech erstaunliche Grimassen zu schneiden weiß.«
    »Laurentio?«, ermunterte der König seinen Zauberer zum Weitersprechen.
    »Die Grenzpatrouille hat vor ein paar Tagen im Grimmwald eine Wanderbühne aufgegriffen. Der Herzog von Gunderland hatte sie des Landes verwiesen, und sie wollten bei Nacht und Nebel unsere Grenze überqueren.«
    Der König runzelte die Stirn. »Aber wieso sind sie nicht ganz einfach über die Straße gekommen?«
    Laurentio zuckte die Achseln. »Sie hatten wohl Angst, dass ihnen die Einreise verweigert werden könnte. Das passiert fahrendem Volk häufiger.«
    König Ferdinand schnalzte kopfschüttelnd mit der Zunge. »Wo sind diese Leute nun?«
    »Im Gefängnis von Steiningen.«
    »Im Gefängnis? Aber warum?«
    »Weil sie illegal über die Grenze gekommen sind und im Grimmwald alles Mögliche niedergetrampelt und die Wildschweine erschreckt haben.«
    »Ts-ts«, zischte die Königin, und ihr Gemahl zuckte zusammen.
    »Schick einen Boten«, wies er seinen Zauberer an. »Das fahrende Volk soll freigelassen werden. Man sollihnen einen Platz zuweisen, an dem sie ihre Bühne aufschlagen können.«
    »Ich sende eine Taubenpost«, sagte Laurentio und schnippte mit dem Daumen gegen seine Nase. »Wo ist meine Tasche? Wo ist
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