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Das Feuer Kabals

Das Feuer Kabals

Titel: Das Feuer Kabals
Autoren: Cahal Armstrong
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Womöglich, überlegte Seraphia, wirkten die weißen Zeichen auf ihrer Haut auf ähnliche Weise. Doch keiner wusste genau, woher diese stammten oder wie Cendrine ohne Pentacut zur Äbtissin der Flammengrube werden konnte. Auch erinnerte sich niemand mehr an Cendrines Vorgängerin. Sie war schon immer die Äbtissin gewesen. Manche von den Priesterinnen, die es schafften, ihren Alterungsprozess zu verlangsamen, waren mehr als vierhundert Jahre alt. Selbst diese Frauen erzählten Geschichten, die sie von ihren Großmüttern erfahren hatten und in denen Cendrine eine Rolle spielte. Seraphia hatte einmal in den Chroniken gestöbert, um ihre Neugier zu befriedigen. Eine Beschreibung von Cendrines Person fand sich in den ältesten Schriftrollen und diese stammten noch aus Sarinacas eigener Hand. Sie vermutete, dass Cendrine Jahrtausende alt war. Möglicherweise sogar älter als der Orden selbst.
    Sie erreichten eine schwere Pforte aus trockenem Holz, das im Laufe der Zeit von unzähligen Händen blank gerieben worden war. Cendrine machte eine beiläufige Geste und das Tor öffnete sich. Jassu, die bereits eine Hand ausgestreckt hatte, lächelte verlegen und geleitete sie eine lang gezogene und sehr breite Treppe hinauf, die in flachem Winkel Hunderte Schritt höher in das Innere Sanctum führte. Niedrige Schalen standen auf jeder zwanzigsten Stufe jeweils links und rechts und erleuchteten den natürlich belassenen Stein. Die Treppe verlief an einer großen Kammer vorbei, die sich in die Tiefe erstreckte und Seraphia blickte kurz hinab. Weit unter ihnen rauschte Wasser mit beachtlicher Geschwindigkeit dahin. Dampfschwaden stiegen empor und sie spürte die Feuchtigkeit auf der Haut.
    »Heute Abend würde ich gern eine Weile in den Thermen bleiben. Aber ich habe den Verdacht, dass die Zeit dazu nicht reichen wird«, sagte Seraphia seufzend.
    »Dafür ist doch immer Zeit, oder?«, sagte Cendrine.
    »Es heißt, sie haben einen neuen Bader dort. Er soll vier Arme haben«, sagte Jassu kichernd und hielt sich dann erschrocken die Hand vor den Mund, als ob sie etwas Falsches gesagt hätte.
    Seraphia und Cendrine mussten lachen und Jassu grinste mädchenhaft. Bald darauf erreichten sie das obere Ende der Treppe und gelangten in die Vorhalle zum Inneren Sanctum. Niemand betrat den heiligsten Ort des Tempels ohne die rituelle Vorbereitung. Am Eingang warteten Adeptinnen, um ihnen mit Wasser und Tüchern Gesicht, Hände und Füße zu reinigen. Man nahm Seraphia die Robe ab und auch Cendrine legte ihre Rüstung ab. Die Klinge legte sie auf einem Ständer ab, der eigens für ihre Waffe geschaffen worden war. Er sah so alt aus, wie der Tempel selbst. Cendrine betrat niemals mit dem Schwert das Innere Sanctum. Es hatte etwas mit den Mächten zu tun, die dem Ort und der Sengenden Klinge innewohnten, doch Seraphia wusste nicht, warum das so war.
    Sie bat nach der rituellen Reinigung um ein feuchtes Tuch, und versuchte den Schmutz der Reise, der ihrem restlichen Körper anhaftete, so gut es ging zu tilgen. Sie hatte das Gefühl, immer noch den Geruch der sterbenden Sidaji an sich zu haben. Die Adeptinnen spürten ihr Unbehagen und halfen ihr. Eine zauberte sogar eine Bürste hervor und kämmte ihr das Haar, bis Cendrine dezent hüstelte.
    »Es tut mir leid, bin schon fertig. Ich hasse es, wenn ich so vor die Hohepriesterin treten muss«, sagte Seraphia entschuldigend.
    »Charna hat dir deine Aufgaben aus gutem Grund gegeben. Sie weiß, dass du nicht wie aus dem Ei gepellt daher kommen kannst, wenn du gerade einen halben Kontinent überflogen hast. Bleib ruhig!«, sagte Cendrine leise.
    »Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, mit ihr zu sprechen«, sagte Seraphia nervös und zupfte an ihren Haaren herum, als sie barfuß die warmen Mosaikfliesen überquerten, die den Weg ins Innere Sanctum bedeckten. Der Torbogen vor ihnen spannte sich hundert Schritt in die Höhe und fünfzig in die Breite. Die Halle dahinter war gigantisch. Es schien, als wäre der halbe Berg ausgehöhlt worden. Große Feuer brannten in steinernen Becken. Der Rauch stieg in finstere Höhen und verdunkelte die Sicht nach oben.
    Dieser Ort ist für Riesen und Götter gemacht, nicht für kleine Menschen.
    Jassu führte sie bis zum Tor und verabschiedete sich dann förmlich. Cendrine zögerte nicht und forderte Seraphia mit einem Lächeln auf, ihr zu folgen. Säulen, so dick wie ein Haus und höher als der Blick reichte, flankierten den Weg, der sie tiefer in das Innere
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