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Das Feuer Kabals

Das Feuer Kabals

Titel: Das Feuer Kabals
Autoren: Cahal Armstrong
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Tor hinauf in den Torbogen gleiten. Es schien sie nicht mehr Mühe zu kosten, als es Seraphia anstrengte, eine lästige Fliege zu vertreiben. Sie betraten den Innenhof, während Cendrine das Tor wieder herabließ. Seraphia war nur selten diesen Weg gegangen. Sie ließ ihren Blick über die Reliefs an den Wänden gleiten. Öllampen brannten in Nischen und warfen zuckende Schatten auf die Steinmetzarbeiten, die Szenen aus der langen Geschichte des Ordens darstellten. Ein uraltes Relief zeigte Cendrine im Kampf mit gigantischen Biestern. Seraphia fragte sich nicht zum ersten Mal, wie alt die Äbtissin sein mochte.
    Hier im Sanctum waren nur noch wenige Menschen unterwegs und alle gehörten zum Orden. Adeptinnen und Priesterinnen eilten ihnen entgegen, als sie sahen, wer da kam. Es wurde eilfertig eine Reihe gebildet. Das unangekündigte Erscheinen der Äbtissin der Flammengrube und der Herrin der Dunklen Flamme sorgte für Aufregung unter den Schwestern. Adeptinnen zupften unruhig an ihren Roben und Echos hastig erteilter Befehle erklangen im Innenhof, der von einer weit entfernten Höhlendecke überspannt wurde. Die ranghöchste Ordensschwester folgte peinlichst genau dem Protokoll und sprach die Worte der Begrüßung.
    »Der Tempel der Heiligen Flamme empfängt Euch, oh Äbtissin der Flammengrube, Erbin der Sengenden Klinge. Eure Anwesenheit stärkt unseren Willen, beruhigt unsere Gedanken, erfüllt uns mit Freude …«
    »Schon gut, Jassu, ich weiß, dass du die Worte perfekt aus dem Gedächtnis rezitieren kannst, seit du meine Schülerin warst. Du bist deinen Adeptinnen eine gute Lehrerin. Hört auf Jassu und nehmt euch ein Beispiel an ihr! Wir haben es jedoch eilig. Bring uns ins Innere Sanctum!«, sagte Cendrine und meinte den Bereich, der den Ordensschwestern und besonderen geduldeten Personen vorbehalten war.
    Jassu wirkte etwas erschrocken. Sie scheuchte die Adeptinnen davon und geleitete Cendrine und Seraphia sogleich in einen Seitengang, der im rechten Winkel vom Innenhof weg führte.
    »Verzeiht, Herrin der Dunklen Flamme, ich habe euch nicht angemessen begrüßt!«, sagte Jassu aufgeregt über ihre Schulter hinweg.
    »Es ist in Ordnung so. Wir haben es einfach nur sehr eilig, da muss das Protokoll hinten anstehen. Wir holen das bei anderer Gelegenheit nach, dann kannst du deinen Adeptinnen zeigen, wie es läuft«, sagte Seraphia und legte Jassu zur Beruhigung eine Hand auf die Schulter. Jassu lächelte nervös, denn sie schwitzte vor Aufregung. Sie hatte ihre Robe nicht an und war, wie es das Protokoll für das Sanctum verlangte, unbekleidet bis auf ein leichtes Tuch um ihre Lenden. Ihr Pentacut war deutlich sichtbar. Es war aus einer rötlichen Legierung gefertigt und ein sehr filigranes Pentakel hing an Ketten über ihrem Brustbein. Dickere Ketten liefen über Arme, Beine und den Torso und verbanden die Reifen um ihre Oberarme und Handgelenke sowie Oberschenkel und Fußgelenke. Ringe, die über weitere Ketten mit dem Geschmeide verknüpft waren, steckten auf allen Fingern und Zehen. Das magische Metall legte sich um den Körper und war an entscheidenden Stellen sogar fest mit ihm verbunden, um seine volle Wirkung auf die Priesterin zu übertragen. Seraphia erinnerte sich mit leichtem Unbehagen an ihr eigenes Initiationsritual, bei dem das Pentacut-Geschmeide mit ihrem Körper vereint worden war. Nun spürte sie seine Macht immerzu und wollte sie nicht mehr missen. Die Vorstellung das Pentacut zu verlieren, erfüllte sie sogar mit Schrecken. Die Ketten, Armreife und Dornen schützten sie besser als jede Rüstung und konzentrierten ihre Kräfte und nur durch dieses magische Geschmeide war sie imstande, das Feuer-Element vollständig zu beherrschen. Die Shedau‘Kin, die Zwerge aus der Spalte , stellten es her und verschmolzen es mit den Körpern geeigneter Adeptinnen. War die Verbindung zwischen Leib und Pentacut erst hergestellt, war sie nur noch mit magischer Gewalt zu lösen. Ein Vorgang, der unweigerlich den Tod der Pentacut-Trägerin zur Folge hatte. Die Macht und das Ansehen einer Priesterin des Ordens vom Brennenden Blut waren immens. Die magischen Fähigkeiten, die Seraphia erlangt hatte, seit sie diesen außergewöhnlichen Schmuck trug, gingen jedoch noch weit darüber hinaus. Sie warf einen unauffälligen Blick auf Cendrine. Sie hatte nie ein Pentacut getragen, dessen ungeachtet waren ihre Fähigkeiten legendär. Selbst Charna sprach mit großem Respekt von Cendrines magischen Talenten.
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