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Das Feuer Kabals

Das Feuer Kabals

Titel: Das Feuer Kabals
Autoren: Cahal Armstrong
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rollte beinahe lautlos zur Seite. Dahinter lag ein Korridor, der steil in die Erde hinabführte. Grelles Licht, das in spiralförmig montierten Röhren an den Wänden erstrahlte, blendete sie mit unnatürlicher Helligkeit, die von den weißen, perfekt geglätteten Wänden reflektiert wurde.
    »Folgt mir!«
    Seraphia zerrte Iskar mit sich, der mit offenem Mund auf den hellen Tunnel starrte, der so gar nicht zu dem Rest des Anwesens passen wollte.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass es hier so etwas gibt!«
    Seraphia hatte Mitleid mit Iskar, der ein Gesicht machte, als ob er die Welt nicht mehr verstünde. Es war ihm deutlich anzumerken, dass seinem wachen Verstand nicht die Konsequenzen von Menäus Schandtat für ihn und seine Familie entgangen waren. Seraphia fragte sich, ob man auch Minoskus und Iskars Mutter zur Rechenschaft ziehen würde, wenn der Fall an die Öffentlichkeit drang.
    »Oriso! Er muss es doch gewusst haben!«, rief er unvermittelt aus.
    »Wer?«
    »Der Mann, der unsere Speisen und Getränke auf Gifte untersucht. Er muss das Kruanin doch festgestellt haben!«
    Cendrine wandte sich um. »Nein, Iskar, muss er nicht. Kruanin ist nicht einmal für einen magisch begabten Giftschmecker wahrnehmbar.«
    Iskar schüttelte den Kopf, seine Kiefer mahlten und er ballte seine Fäuste. Seraphia ergriff seine Hand. Sie folgten der Äbtissin in die Tiefe und hörten, wie sich die Geheimtür zischend hinter ihnen schloss. Iskar und Seraphia warfen sich einen nervösen Blick zu. Die Äbtissin führte sie eine Viertelstunde lang hinab und der Tunnel bog sich schließlich in die Horizontale. Der Geruch von Verwesung lag in der Luft. Sie kamen vor einem runden Tor zum Stehen, in dessen Mitte ein schwarzes Pentagramm auf goldenen Grund ruhte. Die Leichen der Priesterin und des Kelterknechtes lagen davor.
    Iskar untersuchte den Mann. »Das ist Pios, ich kannte ihn seit meiner Kindheit. Ein ehrlicher, gutmütiger Mann. Er musste erfahren haben, dass der Wein mit dem Gift vermengt wurde.«
    »Das hat sein Schicksal besiegelt. Und dies ist Goreai. Blau war ihre Lieblingsfarbe, sie trug dieses Tuch aus dem Stoff ihrer Adeptinnenrobe, solange sie im Kloster diente«, sagte Cendrine und ließ den blutbefleckten Stoff durch ihre Finger gleiten.
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte Seraphia mit einem Blick auf das uralte Symbol der fünf Elemente.
    »Einer, der seit langer Zeit vergessen war.«
    Cendrine erhob die Hand, spreizte die Finger und konzentrierte sich. Mechanische Geräusche aus dem Tor erklungen dumpf und hallten im Tunnel wider. Das Pentagramm löste sich von der Tür, ordnete sich neu und zeigte ein anderes geometrisches Symbol, das Seraphia nicht erkannte. Mit einem Seufzer erhob sich das runde Tor und gewährte Einlass zu einer kleinen Halle mit fünfeckigem Zuschnitt. Die Decke wölbte sich gläsern über ihnen, die Wände bestanden aus mannshohen Glasscheiben, die sich nach innen warfen und ihre bizarr verformten Spiegelbilder vor einem milchig leuchtenden Hintergrund reflektierten. In der Mitte des Raums ruhte ein gläserner Sarkophag mit einer Frau darin.
    »Ein Grabmal?«, fragte Iskar überrascht. »Unter unserem Haus? Das muss eine mächtige Person sein, oder? Wer ist sie?«
    »Sie sieht so lebendig aus«, flüsterte Seraphia und blickte auf die nackte junge Frau, die in der Mitte des Sarkophags zu schweben schien. Ihr Haar war schneeweiß wie ihre Haut, ihre Nägel sahen aus wie poliertes Silber. Auf ihrem Gesicht und ihrem Bauch waren dieselben Zeichen, wie auf der Haut der Äbtissin, nur waren diese schwarz. Seraphia bemerkte es sofort und warf einen verstohlenen Blick zur Seite und verglich die Formen und Symbole. Sie waren identisch.
    »Ihr Name ist Mounkaja. Wir verbargen ihren kranken Leib hier unten, in der Hoffnung, eines Tages eine Möglichkeit für ihre Heilung zu finden. Es ist uns nie gelungen.«
    »Sie lebt noch?«, fragte Iskar verwirrt.
    »Seit über zwölftausend Jahren. Ihr Geist hat sich vollständig von ihrem Körper gelöst und will nicht in ihn zurückkehren.«
    Wie alt ist die Äbtissin eigentlich?
    » Zwölftausend Jahre? Wer war Mounkaja, ich meine, was hat sie gemacht?«, fragte Seraphia.
    Die Äbtissin schwieg eine Minute oder länger, und als sie endlich sprach, war ihre Stimme kaum zu hören. »Sie ist die Zerstörerin von Welten.«
    Cendrine blickte gedankenverloren in das unschuldig aussehende, porzellanfarbene Antlitz der Herrscherin von Irian und Obol und legte eine Hand auf
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