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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands
Autoren: Lynn Kurland
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hieß. Sie hatte die Auskunft in London angerufen, um seine Privatnummer herauszufinden, doch ohne Erfolg.
    Sie hatte es vermasselt.
    Was sie brauchte, war Gehirnnahrung. Sie kramte ihr Glas mit dem Kleingeld hervor und zählte die Cents. Wenn sie wenigstens genug für einen Karton Chocolate-Chip-Eiscreme mit Keksstücken zusammenbekam, würde ihr alles bestimmt in rosigerem Licht erscheinen. Zumindest hätte sie dann genug Energie für einen weiteren Suchdurchgang.
    Sie kam auf einen Dollar und sechs Cent. Kaum genug für einen ordentlichen Schokoriegel, geschweige denn Gourmet-Eiscreme.
    Ihr kamen die Tränen.
    Das Telefon läutete.
    Genevieve ignorierte es. Wahrscheinlich nur wieder ein Anwalt, der auf den Verdacht hin anrief, dass doch noch was zu holen war. Da musste sie ihn leider enttäuschen. Falls jemand Buch führte, hätte da sicher gestanden: Drachen, jede Menge; Buchanan, nichts. Ach, wo war bloß ihr edler Ritter auf seinem schwarzen Schlachtross?
    Und das Telefon läutete noch immer. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, ihren Anrufbeantworter zu verkaufen. Anrufüberwachung war manchmal ganz praktisch.
    Schließlich gab sie sich geschlagen. Auflegen konnte sie ja immer noch.
    »Hallo?«, krächzte sie.
    »Miss Buchanan?«
    Genevieve sprang auf.
    »Mr McShane?«, quiekte sie.
    »Ja. Ich bin in der Stadt und wüsste gerne, ob wir uns vielleicht nochmal treffen könnten?«
    Sie musste laut lachen. »Wann?«
    »Ähm, nun ja, hätten Sie Zeit, heute Abend mit mir essen zu gehen?«
    Was für eine Frage! Mit einem matschigen Salatkopf und etwas Ketchup im Kühlschrank hatte sie ganz gewiss Zeit, essen zu gehen. Mr McShane entsprach zwar nicht gerade ihrer Idealvorstellung eines Ritters, aber im Notfall nahm sie auch mit ihm vorlieb.
    »Wie wäre es mit einem späten Lunch?« Ihr war egal, ob sie verzweifelt' klang. Was er ihr anzubieten hatte, war in jedem Fall besser als das, was sie jetzt hatte, nämlich absolut nichts. »Wie wär’s in zehn Minuten?«
    »Wenn Sie wirklich Zeit haben ...?«
    »Oh, ganz bestimmt. Wissen Sie, wo die China Bowl ist?«
    Er wusste es. Genevieve lachte noch, als sie auflegte.
    Also gab es doch noch Wunder.
    Zwanzig Minuten später saß sie dem Anwalt erneut gegenüber, diesmal vor einem Berg chinesischen Essens.
    »Und?«, fragte sie mit halbvollem Mund. Der wäre ganz voll gewesen, hätte sie das Essen so schnell hineinschieben können, wie sie gewollt hätte. Was für eine erfreuliche Abwechslung von ihren üblichen Makkaroni mit Käse.
    »Seakirk. Ich bin gekommen, um zu erfahren, ob Sie vielleicht Ihre Meinung geändert haben könnten.«
    Das war es, was sie hatte hören wollen.
    »Habe ich«, erwiderte Genevieve. »Ich werde hinziehen.«
    Mr McShanes Augen wurden vor Überraschung ganz groß. »Tatsächlich?«
    »Ja. Es ist ein Geschenk des Himmels.«
    Verstohlen blickte er sich im Raum um, beugte sich vor und sagte: »Wissen Sie, Miss Buchanan, Sie müssen nicht annehmen, wenn Sie nicht wollen.«
    »Ist sie sehr heruntergekommen?«, fragte sie lächelnd, überrascht von diesem Sinneswandel. »Sie sagten doch, die
    Burg befände sich in gutem Zustand. Wollen Sie denn nicht, dass ich zusage?«
    »Um ehrlich zu sein«, erwiderte er und senkte die Stimme zu einem Flüstern, »die Burg hat so ihre Eigenheiten.«
    Genevieve spürte, wie sich ihre Mundwinkel zu einem Grinsen verzogen. »Heißt das, es spukt dort?«
    »Ich bin nicht befugt, darüber Auskunft zu geben.«
    Sie lachte. »Seien Sie unbesorgt, Mr McShane. Ich werde Sie nicht verklagen, falls ich nachts ein Poltern höre.«
    Mr McShane machte den Eindruck, als wollte er die ganze Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Genevieve bekam Mitleid mit ihm und ließ sich die Reste einpacken. Sie hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, weil sie so viel bestellt hatte, besann sich aber eines Besseren. Ihr Begleiter würde ihr vermutlich sowieso die ganzen Reisespesen von der Erbschaft abziehen.
    Mr McShane war bestürzt, als sie in Genevieves Wohnung kamen und er ihr leergeräumtes Wohnzimmer erblickte. Besonders deutlich hörte sie ihn nach Luft schnappen, als sie das Essen wegräumte und er den leeren Kühlschrank sah. Genevieve musste lächeln.
    »Wie Sie sehen, Mr McShane, ist es tatsächlich ein Geschenk des Himmels. Also, wann soll ich kommen?«
    »Wann könnten Sie denn abreisen?«, fragte er nervös.
    »In einer Woche.« Sie hatte vor zwei Wochen ihren Pass verlängern lassen. Damals war
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