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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands
Autoren: Lynn Kurland
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Abfindung überbringen lassen, mit der Androhung einer Klage, falls Genevieve nicht einwilligte.
    Genevieve war wie vor den Kopf gestoßen und hatte für die Zahlung ihr Sparkonto aufgelöst.
    Der Nachmittag hatte den Anwälten gehört. Genevieve bekam es noch mit mindestens einem Dutzend davon zu tun, die erklärten, ihre Mandanten wollten nie wieder etwas mit ihr zu tun haben. Hätte es nicht jedes Mal so wehgetan, wenn sie sich zwickte, hätte sie geglaubt, sie wäre in einem besonders langen, heftigen Albtraum gefangen.
    Und so saß sie nach acht Stunden seelischen Infernos
    noch immer an Angelas Schreibtisch. Die Telefonleitungen blinkten nicht mehr. Angelas Büroschlüssel lagen auf einem ordentlichen Häufchen. Die von Kate auf einem anderen ordentlichen Häufchen gleich daneben. Genevieve versuchte sich ein Lächeln abzuringen über ihr organisatorisches Geschick. Aber irgendwie gelang es ihr nicht.
    Daher legte sie den Kopf auf den Schreibtisch und weinte.
    Sie konnte sie nicht finden.
    Genevieve lief vor ihrem Kamin auf und ab und löffelte Karamelleis in sich hinein. Als der Löffel schließlich leer wieder herauskam, verwünschte sie die Packung, weil sie so klein war. Sie legte den Löffel auf den leeren Sims, warf den Karton ins Feuer und sah zu, wie die Flammen ihn verzehrten. Er ging in Rauch auf, genau wie ihr Leben.
    Sie fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und versuchte sich zu konzentrieren. Da sie nachmittags ein Nickerchen gemacht hatte, konnte sie Müdigkeit nicht als Ausrede vorgeben. Ihr fiel nur das Denken schwer bei diesem Regen, der unablässig gegen die Fenster prasselte. Für September war es ungewöhnlich kalt, als hätte eine finstere Macht Kontrolle über die Elemente erlangt und würde sich nun damit vergnügen, arme Sterbliche zu quälen, die dazu verdammt waren, auf den Straßen unterwegs zu sein. Auch sie würde bald dort landen, falls sie nicht schleunigst etwas unternahm. Wenn sie doch nur diese verflixte Visitenkarte finden könnte, und wenn es nicht schon zu spät war, Ja zu sagen, könnte sie sich vielleicht aus ihrer derzeitigen Misere befreien.
    Sie ließ den Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Wie schwer konnte es denn sein, ein simples Stück Papier zu finden? Ihre Möbel waren weg, verkauft, um Rückerstattungen an erboste Kunden leisten zu können. Ihr Geschäftsschild Traumrestaurierungen lehnte mit Schlagseite an der Wand. Sie wandte den Blick ab. Obwohl die Geschäftsschließung schon mehr als zwei Monate zurücklag, schmerzte sie der Verlust noch immer.
    Sie musste unbedingt Mr McShanes Visitenkarte finden. Das war ihre einzige Hoffnung. Sie war pleite, hatte keine Möbel mehr und verlor täglich an Gewicht. Mit etwas Glück hatte Mr McShane den ganzen Sommer über Urlaub gemacht und niemand anderen gefunden, der diesen Haufen Steine haben wollte. Inzwischen war sie nur allzu bereit, das Angebot anzunehmen. Sie besaß keine Familie mehr, kein Geschäft und vor allen Dingen kein Geld. Nach England zu ziehen, klang von Minute zu Minute verlockender. Auch Tee zu mögen, könnte sie lernen.
    Sie hatte die Karte auf den Altpapierhaufen geworfen, das wusste sie genau. Aber es gab nicht weniger als zwei Dutzend Papierstöße, die an verschiedenen Stellen auf dem Fußboden lagen. Ihre Mutter wäre entsetzt gewesen, doch die Haufen waren zumindest ordentlich gestapelt. Genevieve hatte ja jede Menge Zeit gehabt, und das sah man.
    Sie ignorierte die Panik, die sie zu überwältigen drohte, und begann mit dem Stapel neben der Tür. Die Karte war zu finden, man brauchte nur Geduld.
    Eine Stunde und zwei Haufen später fragte sie sich, ob es mehr Geduld bedurfte, als sie je im Leben aufbringen würde.
    Drei Stunden und vier Stapel später war ihr klar, dass Geduld ihr nicht helfen würde, sondern nur ein Wunder.
    Bei Sonnenaufgang fing sie an zu zweifeln, ob selbst ein Wunder es schaffen würde. Sie hatte jeden Papierstoß in ihrer Wohnung durchsucht. Sie hatte den Altpapierhaufen neben ihrem Telefon kontrolliert und nichts gefunden. Sie hatte den Kartenstoß neben der Spüle durchwühlt, in der nahezu sicheren Annahme, dort Mr McShanes Visitenkarte zu finden. Bestimmt hatte sie die Karte nicht weggeworfen. Wann hätte sie dafür Zeit finden sollen bei all dem Tohuwabohu, das um sie herum ausgebrochen war?
    Als es Mittag wurde, war ihre Wohnung verwüstet und Genevieve am Boden zerstört. Trotz allen Kopfzerbrechens konnte sie sich nicht daran erinnern, wie Mr McShanes Firma
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