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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands
Autoren: Lynn Kurland
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letzte Earl of Seakirk, ist kürzlich verstorben, und ich wurde beauftragt, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, was Sie erwartet.«
    »Wer? Sind Sie da sicher?«
    »Der Earl of Seakirk. Und ja, ich bin mir ganz sicher. Meine diesbezüglichen Nachforschungen waren äußerst gründlich. Wann würde es Ihnen passen, die Angelegenheit bei einem Gespräch zu erörtern?«
    Genevieve schüttelte den Kopf. »Aber der Earl of Seakirk muss doch Tausende von Nachfahren haben ...«
    »Bedauerlicherweise sind sie alle bereits verschieden oder aus anderen Gründen nicht in der Lage, die Erbschaft anzutreten.«
    »Aus anderen Gründen?«
    Nach längerem Schweigen erwiderte Mr McShane: »In dieser Familie scheint der Wahnsinn zu grassieren, Miss Buchanan.«
    Obwohl Genevieve es sich nach dieser letzten Information lieber gründlich überlegen wollte, ob sie überhaupt etwas mit ihren Vorfahren zu tun haben wollte, war sie ernsthaft versucht, es doch noch einmal zu überdenken. Leider hatte das wirkliche Leben an diesem Nachmittag jedoch andere Pläne mit ihr, denn sie hatte den Campbells zugesagt, ihr Anwesen in Carmel in Augenschein zu nehmen. Sie klemmte den Hörer zwischen Schulter und Ohr, während sie sich an einem wirren Stapel von Unterlagen zu schaffen machte.
    »Tut mir leid, Mr McShane«, teilte sie ihm mit, »aber heute Nachmittag ist es nicht möglich. Haben Sie nicht irgendwelche Dokumente, die Sie mir schicken können, damit ich sie mir ansehen kann?«
    »Bedauerlicherweise erhielt ich die ausdrückliche Anweisung, nur mit Ihnen persönlich zu sprechen. Vielleicht noch in dieser Woche?«
    Der Mann war hartnäckig, das musste man ihm lassen. Und Genevieve war trotz ihrer Vorbehalte neugierig geworden. Der Gedanke, von einem blaublütigen Vorfahren irgendwelchen Krimskrams zu erben, ließ ihr Gehirn auf Hochtouren arbeiten. Was mochte es sein? Und welche Geschichte steckte dahinter? Wenn es nun ein antiker Schatz war?
    »Vielleicht ein gemeinsames Dinner?«, schlug Mr McShane vor.
    »Dinner wäre gut«, hörte sie sich antworten. Ja, bis zu einem späten Dinner konnte sie zurück sein. Sie gab Mr McShane den Namen und die Adresse eines Restaurants in der Innenstadt und legte auf.
    Vielleicht ging es um einen protzigen Ring. Der dürftige Inhalt ihres Banksafes konnte etwas Gesellschaft gut gebrauchen. Sie würde die Schriftstücke unterzeichnen, ihren Gewinn einstreichen, und das wäre es dann.
    * * *
    Die Geräusche im Lokal kamen ihr übernatürlich laut vor. Sie hörte das Klappern von Silberbesteck auf Porzellan, den Klang von Flüssigkeiten, die in Gläser gegossen wurden, Leute, die kauten, schluckten und verstohlen rülpsten. Sie bemerkte die Röte von Mr McShanes wässrig-blauen Augen, die Furchen der Anspannung um seinen Mund, sein unvorteilhaft schütteres Haar. Am auffälligsten jedoch waren seine Hände, die wie kleine Schmetterlinge flatterten, wenn er das Besteck oder den Stiel seines Weinglases ergreifen wollte, als hätten sie Angst, sich auf etwas niederzulassen, das plötzlich zum Leben erwachen und sie für den nächsten appetitlichen Happen halten könnte. Diese übersteigerte Wahrnehmung war die Folge des Schocks, den ihr seine Eröffnung versetzt hatte.
    »Eine Burg?«, wiederholte sie mit erstickter Stimme.
    »Eine Burg«, nickte er.
    Seine Hand flatterte nach oben, zupfte am Knoten seiner Krawatte. »Seakirk konnte sich einst eines Nonnenklosters und des edelsten Rittersaals der ganzen Küste Northumberlands rühmen. Die Abtei liegt in Schutt und Asche, doch der Bergfried ist in nahezu einwandfreiem Zustand. Er harrt nur Ihrer sanften Hand.«
    Genevieve fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, stellte fest, dass das nicht ausreichte, und leerte ihr Wasserglas in zwei Zügen. Eine Burg? Unmöglich, sie musste träumen. So etwas geschah nicht im wirklichen Leben.
    »Sie machen einen Scherz, nicht wahr?«, war alles, was sie hervorbrachte.
    Mr McShane schüttelte den Kopf. »Die Burg gehört Ihnen, Miss Buchanan. Um sie in Besitz zu nehmen, brauchen Sie nur dort zu wohnen.«
    Energisch gebot Genevieve dem Überschwang ihrer Gefühle Einhalt. Sie legte die Hände auf die Tischplatte und schob kopfschüttelnd den Stuhl etwas zurück.
    »Das geht nicht.« Sie schüttelte erneut den Kopf, für den
    Fall, dass ihre Worte nicht überzeugend genug geklungen hatten.
    »Bitte überstürzen Sie nichts«, warf Mr McShane schnell ein. »Lassen Sie sich wenigstens ein paar Tage Zeit, um darüber nachzudenken.
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