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Das Erbe der Templer

Das Erbe der Templer

Titel: Das Erbe der Templer
Autoren: Jason Dark
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Lichtglocke hob sie von der Finsternis ab.
    Nye kam langsam zu Atem. Er war ein Mann in den besten Jahren. Als jugendlicher Held wäre er nicht mehr durchgegangen, das brauchte auch nicht zu sein. Bei ihm zählten die Erfahrung und die Clevemess. Er strich eine Strähne seines grauen Haares zurück und überlegte, wie es weitergehen sollte. Er würde die Treppe nehmen, das Ende des Friedhofs erreichen und auf den Parkplatz laufen, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. Tagsüber standen dort die Busse der Touristen, denn der Ölberg und seine Umgebung waren die Treffpunkte dreier Religionen. Hier hatte sich das Schicksal der Welt entwickelt. Und im Tal lag Jerusalem.
    Die Stadt der Städte. Heilig, hektisch, manchmal auch gefährlich. Nelson Nye wischte sich den Staub aus dem Gesicht. Das Funkeln der Sterne am Himmel schien ihn zu verhöhnen. Auch er glaubte nicht daran, schon in Sicherheit zu sein. Trotzdem lief er weiter. Über die Treppe Richtung Parkplatz. Es gab auch heute noch Menschen, die diese Treppe der Tränen und Qualen auf Händen und Füßen hochliefen, um Buße zu tun. Nelson dachte anders darüber.
    Jerusalem ist eine brütende Stadt. Auf und an den Hängen des Ölbergs weht stets ein leichter Wind. Auch zu dieser Nachtzeit fuhr er über die Gräber, liebkoste die Grabsteine, brachte manchmal Blütenduft mit, und einige Leute behaupteten sogar, das Olivenöl herausriechen zu können. Nelson Nye dachte da anders. Er roch nur den Staub, dafür hörte er etwas.
    Ein scharfes Knurren, fast ein Bellen, das im letzten Augenblick unterdrückt wurde.
    Nye wirbelte herum.
    Er schaute den Weg zurück, den er gekommen war. Und er spürte auch wieder das Ziehen in seiner Schulter, als er den Arm bewegte und seinen Smith & Wesson zog.
    Wieder kehrte die Angst zurück. Es war still hier oben. Auch von der Stadt her drang kein Geräusch den Hang hoch. Aus diesem Grunde glaubte der Mann auch, sich nicht getäuscht zu haben. Es war noch jemand auf dem Friedhof!
    Und Nye spürte auf seinem Rücken die zweite Haut. Er stieg die Treppe hinab. Man konnte sie nicht als gut begehbar bezeichnen, denn die Stufen waren aus der trockenen Erde des Hanges herausgeformt und mit Steinen bedeckt worden.
    Nye ging — und hörte das Tappen. Ein schnelles stakkatoartiges Geräusch, als würde etwas dicht hintereinander auf den Boden schlagen. Er konnte sich noch keinen Reim darauf machen, stoppte abermals und drehte sich nach rechts. Von dort flog der Schatten heran. Im ersten Augenblick wirkte es auf ihn so, als hätte sich ein Grabstein aus der Erde gelöst. So dunkel und wuchtig sah dieser Schatten aus. Aber Grabsteine konnten nicht knurren, und Grabsteine besaßen auch keine Mäuler, in denen das Weiß mordgieriger Reißzähne schimmerte. Zwischen den Zahnreihen schlug eine Zunge schwer wie ein Pendel. Wie mit Blut untermalte Glasmurmeln wirkten die bösen Augen, Mordgier ausstrahlend, und das wußte auch Nye.
    Er hatte Glück, daß er diesen schwarzen Bluthund so früh bemerkt hatte. Mit einem gewaltigen Satz sprang Nye zwei Stufen vor, trat aber ausgerechnet auf eine Kante, knickte um und mußte wieder zu Boden. Auch der Bluthund war gelandet. Nye hatte das harte Klatschen vernommen, er wußte auch, wie schnell diese Tiere waren und kreiselte, noch in der Hocke sitzend, herum.
    Der Hund wollte springen.
    Nelson Nye schoß.
    Er sah das kurze Aufflackern des Mündungslichts, hörte den peitschenden Knall, danach das über den einsamen Friedhof hinwegrollende Echo. Er kam sich vor wie ein Störenfried, der die alttestamentarische Stille dieses Geländes unterbrochen hatte. Doch der Zweck mußte die Mittel heiligen. Er wollte sich auf keinen Fall umbringen lassen.
    Seine Kugel hatte getroffen. Sie war wie ein schwerer Faustschlag in den dunklen Körper des Hundes geklatscht. Eine Wunde war entstanden. Blut sprudelte hervor, der Hund heulte auf, warf den Kopf zurück, versuchte trotzdem noch auf Nelson zuzukriechen, doch der Tod war schneller.
    Nye stand auf.
    Sicherheitshalber richtete er die Mündung auf den schwarzen Körper. Es war nicht mehr nötig. Der Bluthund gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Nelson hatte den Killer aus dem Dunkel geschafft. Und seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen. Auf diesem Friedhof lauerte etwas. Es gab da eine Kraft, die nicht wollte, daß er eine bestimmte Sache entdeckte. Man würde mit allen Mitteln versuchen, ihn zurückzuhalten. Aus diesem Grunde glaubte er auch nicht, daß es nur der Hund
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