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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
Autoren: Charlotte Thomas
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hatte sich ein fremder Kater im Garten herumgetrieben. Konrad ging zurück auf den Hof. Beim Brunnen blieb er stehen und lauschte abermals, doch alles blieb still. Die Luft war für die frühe Jahreszeit ungewöhnlich mild, fast schon frühlingshaft. Die Nacht war sternenklar, das Firmament übersät von schimmernden Lichtpunkten. Er legte die Hände auf die Einfassung des Brunnens und seufzte. Schultern und Arme taten ihm weh von dem stundenlangen Ausschank, und an der rechten Hand hatte er eine schmerzende Brandblase, weil er beim Umfüllen des heißen Suds heute unvorsichtig gewesen war. Doch er fühlte sich restlos zufrieden. Das Geschäft ging glänzend, jeden Tag war die Schankstube zum Bersten voll. Es war an der Zeit, neue Wege einzuschlagen und ein zweites Brau- und Schankhaus zu eröffnen. Madlen und er hatten bereits Verhandlungen mit einem Weinhändler aufgenommen, der eine Haushälfte in der Mühlengasse zu verpachten hatte, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Alter Markt. Ein Gebäude, das sich großartig zum Brauen eignete, mit einem großen, kühlen Gewölbekeller als Lager …
    Ein Winseln ließ Konrad zusammenfahren. »Spitz?« Rasch umrundete er den Brunnen und ging zur Hundehütte. »Was ist mit dir?« Ein seltsam ziehendes Atemgeräusch antwortete ihm, doch der Hund rührte sich kaum, auch nicht, als Konrad neben ihm in die Hocke ging und ihm über das Fell strich. Dann spürte er die Nässe unter seinen Fingern und roch den kupfrigen, süßlichen Geruch von Blut.
    Im selben Moment hörte er die Schritte hinter sich und verlor wertvolle Zeit, um sich aufzurichten statt sich einfach zur Seite zu werfen, was ihm vielleicht geholfen hätte, dem Angriff zu entgehen. So aber blieb ihm nichts weiter, als das sausende Geräusch hinter seinem Rücken dem Gegenstand zuzuordnen, der nur einen Lidschlag darauf wuchtig seinen Kopf traf, dann abrutschte und oberhalb seiner Schulter in sein Blickfeld geriet – ein schwerer Knüppel. Taumelnd drehte er sich um, aber er konnte nichts mehr erkennen, weil ihm schwarz vor Augen wurde. Weitere Hiebe fuhren auf ihn nieder. Er hörte das Knacken, mit dem sein Schädel brach, doch gnädigerweise spürte er keinen Schmerz. Seinen Mörder konnte er nicht mehr sehen.
    Madlen erwachte wie üblich mit dem ersten Hahnenschrei. Normalerweise hätte sie sich einfach umgedreht und weitergeschlafen, denn die Sonne war noch nicht aufgegangen; außerdem war Sonntag, bis zum Kirchgang blieb noch reichlich Zeit. Dennoch war sie auf einen Schlag hellwach, weil Konrad nicht bei ihr lag. Das war noch nie vorgekommen. Sie konnte sich an keinen einzigen Tag ihrer Ehe erinnern, an dem er vor ihr aufgestanden wäre. Er war ein ausgesprochener Langschläfer, es fiel ihm seit jeher schwer, aus den Federn zu finden. Schon als Lehrjunge hatte er sich damit so manche Schimpftirade und auch die eine oder andere Ohrfeige von Madlens Vater eingehandelt. Konrad ließ sich keinen Augenblick entgehen, den er länger liegen bleiben durfte, vor allem an den arbeitsfreien Sonn- und Festtagen.
    Madlen setzte sich im Bett auf und hangelte nach ihrem Unterkleid. Während sie es überstreifte, entsann sie sich dunkel an die vergangene Nacht. Sie war kurz wach geworden, weil Konrad aufgestanden war. Ich bin gleich zurück , hatte er gesagt. Sie war sofort wieder eingeschlafen, aber sie hatte keine Erinnerung daran, dass er tatsächlich zurückgekehrt war. Rasch zog sie die Cotte über das Leinenhemd, schlüpfte in die Schuhe und eilte nach unten. Irmla schlief noch, ebenso ihr Großvater. Das Schnarchen der Magd sowie das des Alten mischten sich zu einem friedlichen morgendlichen Schlummerkonzert.
    Die Hintertür stand offen; Zugluft wehte vom Hof herein und trieb Asche aus dem Kamin. Madlen erschauderte. Ein seltsames Gefühl hatte sich ihrer bemächtigt. Ihre Füße fühlten sich mit einem Mal schwer an, fast so, als klebten sie am Boden fest. Es kostete sie Mühe, einen Schritt vor den anderen zu setzen und nach draußen zu gehen. Plötzliche Bangigkeit schnürte ihr die Brust zu. In der dämmerigen Morgenkühle bildete sich vor ihrem Mund dampfendes Gewölk, während sie angestrengt ein- und ausatmete. Sie zuckte zusammen, als abermals ein Hahnenschrei ertönte, diesmal in der Nachbarschaft.
    »Konrad?« Sie blickte sich um, doch er war nirgends zu sehen. »Konrad!«, rief sie, nun deutlich lauter und mit wachsender Angst. Er hätte längst geantwortet, wenn er auf dem Abtritt gewesen wäre.
    Dann sah
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