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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken
Autoren: Clive Cussler
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Hausnummer über seinem Kopf, dann machte er auf dem Absatz kehrt und spurtete fünfzig Meter weiter nach Süden. Zu seiner Rechten hörte er Wasser plätschern, steuerte darauf zu. Ein dunkler Schatten ragte vor ihm auf. Er bremste, prallte gegen einen Kistenstapel, stolperte zur Seite und gewann sein Gleichgewicht zurück. Dann sprang er auf die kleinste Kiste und kletterte schließlich eine Etage höher. Etwa zwanzig Meter unter seinem Standplatz konnte er eine Wasserfläche erkennen. Er schaute flussaufwärts, erkannte dort aber nichts. Dann blickte er den Fluss hinab.
    In zwanzig Metern Entfernung gewahrte er den matten Schein eines gelben Lichts hinter einem zweiflügeligen Fenster; darüber, hinter der Deckreling, befand sich das Ruderhaus eines Schiffes.
    »Verdammt!«, schimpfte Jotun lauthals. »Gottverdammter Mist!«
    Das Schiff verschmolz gerade mit dem Nebel und verschwand.

1
Chumbe Island, Sansibar Tansania
    Die Haie schossen am Rand ihres Gesichtsfeldes hin und her, schlanke graue Schatten, die Sam und Remi immer nur kurze Blicke auf messerscharfe Finnen und zuckende Schwanzflossen erlaubten, ehe sie hinter dem Vorhang wirbelnder Sandkörner verschwanden. Wie üblich hatte sich Remi diese Gelegenheit zum Fotografieren nicht entgehen lassen, und wie üblich hatte sie Sam gebeten, als Größenmaßstab herzuhalten, während sie ihre Hochgeschwindigkeits-Unterwasserkamera an ihm vorbei auf das Fressgelage richtete. Was Sam betraf, so machte er sich weniger Sorgen wegen der Haie als wegen des Abgrunds, der sich hinter ihm befand, einem fünfzig Meter tiefen Steilabfall der Sandbank, der sich in den unergründlichen Tiefen des Sansibar-Kanals verlor.
    Remi ließ die Kamera sinken, lächelte mit den Augen hinter ihrer Tauchermaske und machte mit der Hand das Okay-Zeichen. Erleichtert schwebte Sam mit einem Flossenschlag zu ihr hinüber. Zusammen knieten sie im Sand und verfolgten das Schauspiel. Es war Juli, also Monsun-Zeit. Der warme Ostafrikanische Küstenstrom aus Südosten traf auf die südlichste Spitze von Sansibar und teilte sich in einen landwärts gerichteten und einen ablandigen Strom. Die Haie erhielten auf diese Weise einen Nahrungstrichter in der rund fünfunddreißig Kilometer breiten Lücke zwischen Sansibar und dem afrikanischen Festland, speziell der Küste Tansanias, da dort Schwärme von Beutefischen nach Norden wanderten. Remi nannte es ein unwiderstehliches Lebendbüfett.
    Sam und Remi achteten darauf, innerhalb dessen zu bleiben, was sie die Sicherheitszone nannten. Es war der etwa fünfzig Meter breite Streifen glasklaren Wassers vor Chumbe Island. Dahinter brach der Festlandsockel ab und bildete eine Wand des Sansibar-Kanals. Die Grenze der Zone war nicht zu übersehen. Die Strömung, nirgendwo schwächer als sechs Knoten, schrammte an der Sandbank der Insel entlang und wirbelte einen dichten Sandvorhang auf. Diesen Bereich bezeichneten Sam und Remi als Goodbye-Zone; ein Schritt in diese reißende Strömung ohne Sicherheitsleine, und man begab sich unfreiwillig auf einen Trip ohne Wiederkehr an der afrikanischen Ostküste entlang.
    Trotz der Gefahr – oder vielleicht sogar gerade wegen ihr – war dieser alljährliche Ausflug nach Sansibar einer ihrer liebsten. Neben Haien, Beutefischen, reißenden Strömungen und Unterwassersandstürmen, die häufig monatelang andauerten, hielt der Ostafrikanische Küstenstrom stets Schätze bereit. Allerdings waren es gewöhnlich nur kleine und unbedeutende Fundstücke, die abgesehen von ihrer Seltenheit und ihrem Fundort nichts weiter auszeichnete. Aber das reichte Sam und Remi völlig. Im Laufe der Jahrhunderte hatten ganze Schiffsflotten die afrikanische Ostküste von Mombasa bis Daressalam befahren, viele beladen mit Gold, Edelsteinen und Elfenbein für die Städte der Kolonialreiche. Unzählige Schiffe waren im Sansibar-Kanal und seiner Umgebung gesunken, wobei sich der Inhalt ihrer Frachträume auf dem Meeresboden verteilt hatte, wo er darauf wartete, von der richtigen Strömung freigelegt oder in Reichweite von neugierigen Tauchern wie den Fargos transportiert zu werden. Während ihrer alljährlichen Reisen hatten sie Gold- und Silbermünzen römischen wie spanischen Ursprungs gefunden, außerdem chinesisches Porzellan, Jade aus Sri Lanka, Tafelsilber … Ob faszinierend oder alltäglich, sie hatten es immer sorgfältig geborgen. Auf dieser Reise hatten sie bisher nur ein einziges bemerkenswertes Stück entdeckt: eine rautenförmige
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