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Das Ende der Einsamkeit

Das Ende der Einsamkeit

Titel: Das Ende der Einsamkeit
Autoren: CATHY WILLIAMS
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ihr, wenn er ehrlich war, einfach nicht widerstehen können. Jetzt zahlte er den Preis für seine Schwäche.
    „Du bist ohne mich besser dran“, sagte er rau, wobei er weiter zum Fenster hinausblickte. „Hier hast du alles, was du für dein Glück brauchst: Du kannst in deiner alten Schule unterrichten, bleibst in der Nähe deiner Familie und wirst irgendwann einen Mann finden, der deine Vorstellungen von der Zukunft teilt.“
    Doch Megans Vorstellungen von der Zukunft hatten ihn eingeschlossen! „Ja“, sagte sie unglücklich. Er sah sie nicht einmal mehr an, hatte sie schon aus seinem Leben gestrichen. „Warum hast du mich gerade eben noch geliebt, wenn du vorhast, mich loszuwerden? War es das Abschiedsgeschenk für die dumme, arme Megan, bevor du sie in die Wüste schickst?“
    Alessandro drehte sich zu ihr um, machte jedoch keine Anstalten, zu ihr zu gehen. „Es war … ein Fehler.“ Und er würde nie wieder seinen Gefühlen erlauben, die Oberhand über sein Handeln zu gewinnen. Entschlossen, hart zu bleiben, hielt er sich vor Augen, wie jung sie noch war. Auch wenn es ihr jetzt sehr wehtat, würde sie ihm irgendwann dankbar dafür sein, dass er sich von ihr getrennt hatte. Mit der Zeit würde auch ihr klar werden, dass sie Welten trennten und eine Beziehung zwischen ihnen nie funktioniert hätte. Ein beruhigender Gedanke.
    Megan, die es nicht mehr ertragen konnte, ihn anzusehen, stand auf. „Ich denke, dann gehe ich jetzt“, sagte sie rau. „Ich schaue nur noch im Schlafzimmer nach … ob da noch etwas von mir ist, was ich mitnehmen sollte.“
    Er hielt sie nicht zurück. Das Wenige, das ihre kurze Suche hervorbrachte, schien wie ein armseliger Beweis ihrer flüchtigen Bedeutung in seinem Leben. Alessandro hatte sie nie ermutigt, etwas von ihren Sachen in seiner Studentenwohnung zu lassen.
    Natürlich hatte sie hin und wieder das eine oder andere bei ihm vergessen, wie etwa die Kleidungsstücke, die sie jetzt trug. Aber in der Regel hatte Alessandro ihr immer alles zurückgebracht. Lediglich einige ihrer CDs hatte sie ganz bewusst bei ihm gelassen, weil sie als begeisterter Fan aktueller Popmusik seinen unterkühlten Musikgeschmack eher einschläfernd fand. Einer dieser tief greifenden Unterschiede zwischen ihnen, über die sie sich allenfalls lustig gemacht hatte … und die Alessandro jetzt gegen sie ins Feld führte.
    Mit gesenktem Kopf stopfte sie die CDs in eine Plastiktüte. „Das war’s dann wohl.“ Ein paar CDs, eine Zahnbürste, eine Dose Feuchtigkeitscreme, etwas Unterwäsche. Herzlich wenig. „Viel Glück mit deinem neuen Job und deinem neuen Leben, Alessandro. Ich wünsche dir wirklich, dass sich deine Erwartungen erfüllen, und es tut mir leid, dass ich dieses Chaos mit der Torte verursacht habe. Ich fürchte, die Überbleibsel musst du selbst entsorgen.“
    Er nickte wortlos, denn es war alles ausgesprochen, und zum ersten Mal in seinem Leben traute Alessandro sich nicht, etwas zu sagen.
    Megan wandte sich ab, halb enttäuscht, halb erleichtert, als er ihr nicht folgte. Ein Gefühl von Leere stieg in ihr auf, und ihr Hals war wie zugeschnürt, aber sie würde noch Zeit genug haben zu weinen, wenn sie erst in ihrem kleinen Zimmer auf dem College Campus war. Ein letzter Blick zurück, bevor sie für immer gehen würde … doch als sie sich umdrehte, musste sie feststellen, dass Alessandro ihr den Rücken zugekehrt hatte und zum Fenster hinaussah.

1. KAPITEL
    Megan bückte sich, um auf Augenhöhe mit dem sechsjährigen Jungen zu sein. Braune Locken, blaue Augen, das Gesicht eines Engels, aber hoffnungslos verwöhnt. In den mehr als zwei Jahren, seit sie inzwischen in London arbeitete, hatte sie viele solcher Kinder kennengelernt. Vor allem die Privatschulen schienen voll davon. Es waren Kinder, die mit allem überschüttet wurden, was man mit Geld kaufen konnte, denen es aber umso mehr an den Dingen mangelte, die nicht käuflich sind.
    „Okay, Dominic, die Aufführung fängt gleich an, alle Mummys und Daddys warten schon da draußen, und das Krippenspiel wird ohne dich nur halb so schön sein.“
    „Ich will aber kein Baum sein! Ich hasse das Kostüm, Miss Reynolds, und wenn Sie mich zwingen, dann sage ich es meiner Mummy, und Sie bekommen große Schwierigkeiten. Meine Mummy ist Anwältin und kann Leute ins Gefängnis schicken!“, schloss der Kleine triumphierend und verschränkte die Arme wichtigtuerisch vor der Brust.
    Nach einer ziemlich chaotischen Woche hatte Megan Mühe, Geduld
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