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Das Ende der Einsamkeit

Das Ende der Einsamkeit

Titel: Das Ende der Einsamkeit
Autoren: CATHY WILLIAMS
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und zum ersten Mal bis über beide Ohren verliebt, schob sie alle Gedanken an die Zukunft beiseite. Sie war neunzehn und hatte mit ihrer eigenen College-Ausbildung genug zu tun. Da lag es ihr fern, an den Tag zu denken, da sich ihre und Alessandros Wege trennen würden.
    „Schön, wer waren die überhaupt?“ Sie setzte sich neben ihn und schlug die Beine übereinander. Es kribbelte ihr in den Fingern, seine Wange zu berühren. Noch immer konnte sie es kaum glauben, dass sie sich gleich beim ersten Mal in einen Mann verliebt hatte, der in jeder Hinsicht so perfekt war.
    Das Liebesleben ihrer Freundinnen schien dagegen völlig chaotisch – ihre Gemütszustände schwankten ständig zwischen Euphorie und Depression, während sie unaufhörlich darauf zu warten schienen, dass irgendein Typ anrief. Alessandro hatte ihr das nie zugemutet. Er hatte ihre Unschuld als ein Geschenk angenommen, das er zu schätzen wusste, hatte ihre Liebe nie als selbstverständlich hingenommen und ihr keinerlei Versprechungen gemacht, die er nicht zu erfüllen beabsichtigte.
    „Das waren … ziemlich wichtige Leute, Megan.“ Er wandte sich ihr zu, um sie eingehend zu betrachten. Seidiges flachsblondes Haar umschmeichelte zerzaust ihr Gesicht. Die Wangen waren zart gerötet, denn offensichtlich hatte er sie bei einem Nickerchen ertappt. Nur Megan konnte innerhalb von Sekunden einschlafen, egal, was um sie her passierte. In einer völlig lächerlichen Aufmachung. Nachdem sie sich kurz zuvor restlos zum Gespött der Leute gemacht hatte.
    „Tut mir leid“, sagte sie zerknirscht, bevor sie sich doch vorbeugte und seine Wange streichelte. „Ich kann ja verstehen, dass du etwas verärgert warst, als ich so unangemeldet aufgetaucht bin. Das hätte jedem einen Schreck versetzt … schon gar einem so alten Mann, wie du es jetzt bist, Alessandro!“, fügte sie augenzwinkernd hinzu. „Fünfundzwanzig! Praktisch schon passé! Ist dir eigentlich klar, dass du in null Komma nichts die Rente beantragen wirst?“
    Ihr warmes, herzliches Lachen hatte er von Anfang an unwiderstehlich gefunden, als er es zum ersten Mal in dem überfüllten Club gehört hatte, in den ihn einer seiner Studienkollegen abgeschleppt hatte, um ihn von seinen Büchern wegzulocken. Wann immer er seitdem dieses Lachen hörte, und das war ziemlich oft, musste er selber lächeln. Jetzt allerdings nicht.
    „Also, idealerweise hätte ich einen dramatischen Auftritt gehabt. Ich wäre wie ein Schachtelmännchen in Gestalt von Marilyn Monroe anmutig herausgesprungen und hätte dich mit meinem sexy Outfit umgehauen. Dann hätte ich ‚Happy Birthday‘ für dich gesungen …“
    „Leider …“, Alessandro rückte mit verschlossener Miene von ihr ab, „…leider hättest du für deine kleine Überraschung keinen schlechteren Zeitpunkt wählen können.“
    „Nun …“ Megan, die sich eigentlich immer so entspannt und wohl in seiner Gesellschaft fühlte, verspürte eine gewisse Verunsicherung. „Ich wusste doch nicht, dass du Gäste erwartest. Du hast mir gesagt, du würdest arbeiten, und da habe ich gedacht, dass es nett wäre, dich zu überraschen. Du arbeitest sowieso viel zu viel.“
    „Ich tue, was ich tun muss, Megan. Wie oft soll ich dir das noch sagen?“
    „Schon gut, ich weiß. Du hasst diese Bude und arbeitest so hart, um sie hinter dir lassen zu können und etwas aus deinem Leben zu machen.“
    „Ich beabsichtige, mehr als nur etwas aus meinem Leben zu machen.“ Sein Vater hatte sich damit begnügt. Er war der Armut in Italien entflohen in der Hoffnung, dass die Straßen von London mit Gold gepflastert wären, um letztendlich festzustellen, dass sie hier wie überall auf der Welt auch nur geteert und asphaltiert waren. Und so waren die Talente seines Vaters, vor allem seine enorme mathematische Begabung, die Alessandro als Junge so beeindruckt hatte, mit der Zeit in der geistlosen Eintönigkeit von Hilfsarbeitertätigkeiten verloren gegangen.
    Denn für eine andere Arbeit war er nicht qualifiziert gewesen, und in der englischen Provinz hatte man wenig Nachsicht mit einem Mann geübt, der die englische Sprache nur gebrochen sprach. Ungeachtet der Tatsache, dass seine Frau Engländerin war … eine sprichwörtliche „englische Rose“ mit genauso wenigen Qualifikationen wie ihr italienischer Mann. Eine englische Rose, deren zarte Hände durch die zahllosen Putzjobs frühzeitig gealtert waren, durch die sich die kleine Familie wenigstens einmal im Jahr einen kurzen
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