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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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»Aber er muss die Eskapaden lassen. Und jetzt sei mir nicht böse …«
    Er wandte sich ab, schnappte sich den Kommandanten der Haard-Kaserne und zog ihn zum Mikro. Ein leichtes Räuspern, und das Stimmengewirr im Saal erstarb.
    »Licht«, zischte Mager. Er schulterte die Kamera. Susanne hob die Akku-Leuchte und schaltete sie ein.
    »Mehr links – im Hintergrund sind Schatten …«

5
     
     
    Hoekstra stieß rückwärts aus dem Hof des Hotels und knüppelte den Landrover den leeren Middenweg hinab. Links in die Boereglop, rechts in den Willem de Vlaminghweg, und schon passierte er das Kaap Oost, das Hotel am Ende der Umgehungsstraße.
    Hier zögerte er einen Augenblick: Der Gedanke, im Hafen die große Polizeinummer abzuziehen und das Boot zu stoppen, war verführerisch. Aber wie sollte er mit seinen zwei Mann mehrere hundert Passagiere befragen? Absoluter Blödsinn …
    Er bog nach links in den Lutinelaan und fuhr zur Wache. Dort setzte er sich hinter den Schreibtisch und dachte eine Minute lang konzentriert nach. Dann war er sicher: Der junge Dijkstra irrte, wenn er den Täter auf Vlieland vermutete. Interesse daran, dass die Tote möglichst spät gefunden wurde, musste vor allem jemand haben, der aufs Festland wollte. Er brauchte Vorsprung, um hinter allen Deichen zu sein, wenn man Ruth Michalski entdeckte.
    Falls der Täter das erste Boot um sieben genommen hatte, war ihm das gelungen. Aber wenn er in einem Hotel gewohnt hatte, in dem er ordnungsgemäß bezahlen musste, um nicht aufzufallen – dann saß er jetzt auf der Fähre und zählte die Sekunden …
    Hoekstra streckte den Arm zu dem Apparat aus, der ihn direkt mit dem Schiff verband.
    »Frans?«
    »Henk! Was liegt an?«
    »Bist du allein?«
    »Klar.«
    »Also: Hier ist ein Mord passiert …«
    Dem Kapitän blieb offenbar die Spucke weg.
    »Hör zu!«, fuhr Hoekstra fort. »Wenn du Pech hast, ist der Täter an Bord. Aber erzähl das um Himmelswillen nicht weiter. An Bord muss alles so sein wie immer. Aber in Harlingen legst du erst an, wenn der Kai abgesperrt ist. Wir werden von allen Passagieren die Personalien aufnehmen …«
    »Ich habe 400 Leute an Bord. Das dauert ewig!«
    »Tut mir leid. Es geht nicht anders …«
    Nächstes Gespräch: die Polizeischule in Harlingen. Der Telefonposten brauchte fast zwanzig Minuten, bis er den Offizier vom Dienst aufgetrieben hatte. Als der hörte, was Hoekstra wollte, begann er zu schreien.
    »Wir haben Wochenende, Oberwachtmeister. Da sind noch gerade fünfzig Mann hier, und von denen …«
    »Dann hol dir Verstärkung aus Leeuwarden. Du hast noch über eine Stunde Zeit. Und der Schiffer legt erst an, wenn er von euch das Klarzeichen bekommt. Es geht um Mord, Junge!«
    Der Luitenant schluckte die Anrede und schickte sich ins Unvermeidliche: »Also gut. Was sollen wir fragen?«
    Hoekstra erklärte es ihm.
    Als er auflegte, kam Visser, sein Stellvertreter, herein. Wie Hoekstra hatte er eine Dienstwohnung gleich neben der Wache, sodass sie sich auch in der Freizeit pausenlos über den Weg liefen. Zum Glück war der Mensch in Ordnung, und auch die Frauen kamen miteinander aus.
    »Wie schön, dass du mich am freien Samstag aus dem Bett geholt hast«, meinte der Wachtmeester 1e klas. »Ich wollte schon immer mal dabei sein, wenn die Touristen die Fähre entern …«
    Hoekstra grinste flüchtig: Sie hatten sich das beide schon tausendmal angesehen.
    »Mord im Albatros. Aber warte noch …«
    Der Oberwachtmeister wählte erneut. Visser las die Nummer mit und ahnte, was kam: Sein Chef ließ den Jachthafen sperren. Die Insel war dicht. Ob es noch rechtzeitig war, würde sich zeigen.
    Hoekstra drückte auf die Gabel, ohne den Hörer aus der Hand zu legen: Sein unmittelbarer Vorgesetzter saß auf Terschelling, Vlielands Nachbarinsel im Osten. Der Adjutant legte Wert darauf, unangenehme Nachrichten nicht erst aus der Zeitung zu erfahren.
    »Alles klar?«, fragte Hoekstra, nachdem er wieder aufgelegt hatte.
    Visser hatte mitgehört und nickte: »Sicher. Und ich habe immer behauptet, wir könnten auf diesem Inselchen eine ruhige Kugel schieben …«
    »Die Zeiten sind vorbei«, meinte Hoekstra düster. Der Brand, angeschwemmte Pakete mit Rauschgift und eine gestohlene Segeljacht hatten ihnen in diesem Sommer mehr Arbeit bereitet, als ihnen lieb war.
    Er stand auf: »Pass auf, Wim. Ich gehe jetzt rüber und esse einen Happen auf Vorrat. Du musst solange die Stellung halten …«
     
    Dijkstras Anruf hatte Hoekstra beim
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