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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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Umschreibung für den Terror, der sein Privatleben fast täglich erschütterte.
    »Wir haben um elf ’nen Termin«, sagte er beiläufig. »Und die Mischmaschine wartet noch immer …«
    »Schon gut«, meinte Susanne. »Ich mach das mit Karin allein. Pack du schon mal die Ausrüstung in den Wagen …«
    »Wo müsst ihr denn hin?«, wollte Karin wissen.
    Mager stöhnte. Er hatte es ihr an diesem Morgen mindestens dreimal erzählt.
    »Kanalfest in Datteln«, erklärte Susanne. »Rat und Stadt wollen werben – mit einer Mischung aus Heimatfilm und Promotion. Motto des Films: Investieren Sie bei uns, da ist die Welt noch in Ordnung. Herzlichst – der Bürgermeister.«
    »Aha. Und was hat das mit dem kritischen Journalismus zu tun, der PEGASUS berühmt machen soll?«
    Gute Frage, dachte Mager überrascht.
    »Nichts«, grinste Susanne. »Aber es bringt Geld.«

3
     
     
    »Mord?«, schrie Hoekstra. »Hier auf Vlieland? – Der Kerl muss behämmert sein!«
    Sein schnelles Urteil war nicht aus der Luft gegriffen. Seit er auf der Insel Dienst schob, hatte er diese Situation etliche Male durchgespielt. Doch das war hypothetisch, für alle Fälle gewesen. Dass es jemand wirklich riskierte, hätte er nicht gedacht: Es gab keinen Flugplatz, die Fähre ging nur dreimal am Tag, und wer mit einer Jacht verschwand, den konnte man noch Stunden später im Wattenmeer abfangen.
    »Ich komme!«
    Er warf den Hörer hin, scheuchte Alkema hoch und stürmte, ohne aus seinem Räuberzivil in die Uniform umzusteigen, zum Parkplatz. Als der Landrover startete, hoffte er noch immer, Dijkstra wolle ihn nur auf die Schüppe nehmen.
    Fünf Minuten später konnte sich der Oberwachtmeister der Rijkspolitie vom Gegenteil überzeugen. Von der Schwelle des Sterbezimmers starrte er kopfschüttelnd auf die Tote. Noch jetzt, in diesem Zustand, war zu erkennen, dass die Frau auf viele Männer sehr attraktiv gewirkt haben musste.
    »Böse Geschichte, Cornelius«, sagte er schließlich zu dem älteren der beiden Dijkstras, die schweigend hinter ihm standen. »Für die Insel – und für euch.«
    Der Hotelier, Bauchansatz, Mitte fünfzig, mit angegrauten, aber noch vollen braunen Haaren, sog an seiner erkalteten Stummelpfeife und nickte düster.
    »Lauf runter und ruf die Alarmzentrale an!«, wandte sich Hoekstra an Alkema. »Die Recherche muss kommen. Und Lissy soll Wim wecken, damit er für uns zum Hafen fährt.«
    Der Wachtmeester 2e klas verzog das Gesicht. Er hatte sich, wie es schien, noch nicht sattgesehen. Ein kurzer Blick seines Chefs brachte ihn auf Trab.
    »Seltsam«, murmelte Hoekstra, während er den Gang entlang blickte. Rechts von ihm, auf der Westseite, lagen vier, auf der Mordseite aber nur zwei Zimmer. Zwischen ihnen und dem Vorderhaus war der Platz für zwei Räume ausgespart, sodass man durch ein paar Fenster auf das Flachdach des Frühstücksraums hinabsehen konnte.
    »Was ist seltsam?«, hakte Dijkstra nach.
    »Dass man hier einen Menschen umbringen kann, ohne dass jemand etwas bemerkt …«
    Dijkstra zog die Schultern hoch. »Die Pärchen aus den ersten Zimmern haben lange unten gesessen und Karten gespielt. Die anderen Räume sind diese Woche leer. Wenn das da vor zwölf passiert ist, kann das keiner gehört haben.«
    »Und später? Kein Streit oder Lärm? Hat beim Frühstück keiner etwas gesagt?«
    »Nichts. Nur, dass sie Räder mieten und zum Posthuis fahren wollten …«
    »Ärgerlich«, seufzte der Polizist.
    Das Posthuis war ein beliebtes Ausflugsziel fast am anderen Ende der Insel. Wer sich sechs Kilometer gegen den Westwind gestemmt hatte und dann dort einkehrte, kam meist so schnell nicht wieder hoch.
    Der Blick auf den Schlüsselkasten stimmte ihn auch nicht froher. Laut Vorschrift musste er verschlossen und verplombt sein, mit einem Hämmerchen daneben, damit man sich im Notfall nicht die Finger amputierte. Typisch holländisch, dass der Behälter offen blieb.
    Hoekstra zog die Gardine beiseite und spähte durch die Glastür auf die Feuertreppe. Unten kletterte Alkema gerade in den Rover und gab die Meldung durch.
    »Die Zimmerschlüssel passen hier nicht?«
    Dijkstra verneinte.
    »Aber warum hat der Mörder ihn dann mitgenommen?«
    Der Sohn des Hoteliers kam zuerst drauf: »Weil er verhindern wollte, dass die Frau zu früh gefunden wird«, meinte er. »Und jetzt liegt das Ding irgendwo im Wald oder in den Dünen.«
    Gedankenverloren starrte Hoekstra auf den leeren Haken hinter der Glasscheibe. Die beiden Sätze passten
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