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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
Autoren: Yasmine Galenorn
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aus und machte mich locker. Anspannung konnte einen kräftigen Haken verderben, konnte einen guten Kampf in einen schlechten verwandeln. Ich sah mich flüchtig auf dem Parkplatz um. Zu meiner Linken standen fünf Wagen, weitere drei rechts von mir. Während ich abschätzte, wie schnell ich über die verschneite und vielleicht vereiste Straße gelangen konnte, steuerte ich auf den Gehweg zu. Draußen war es leer; nur wenige Autos waren zu dieser Zeit noch auf den Straßen, obwohl zwei langgestreckte Limousinen mit getönten Scheiben fast lautlos an mir vorbeifuhren. Der Schnee dämpfte den Lärm der Motoren.
    Vampire auf der Jagd. Uleans Gedanken waren voller Abscheu.
    Ich nickte unmerklich und setzte einen Fuß auf die Straße. Augenblicklich spürte ich die Männer hinter mir schneller werden. Ich war erst knapp zwei Meter gegangen, als ich zu rennen begann. Der Klang der Schritte hinter mir stellte klar, dass meine Verfolger dasselbe getan hatten.
    Verdammt. Ich wusste noch immer nicht, wer sie waren und was sie wollten, aber es war eindeutig, dass sie mich nicht besonders leiden konnten, und ich hielt es für unklug, nachzufragen, weshalb das so war.
    Also gab ich Fersengeld, und Ulean schnellte hinter mir her und schob mich an. Mit einem Ruf beschleunigten auch meine Verfolger, und ihre Stiefel trommelten auf dem Asphalt. Auf der anderen Seite angekommen, versuchte ich hastig, die Lage einzuschätzen.
    Auf keinen Fall konnte ich in mein Zimmer fliehen; das jämmerliche Schloss hätten sie im Handumdrehen geknackt. Die bessere Wahl war Favonis. Ich hatte sie für eben solche Situationen mit einer Fernbedienung ausgestattet, die sich an meinem Gürtel befand. Mein ganzes Leben lang hatte ich damit verbracht, mit meiner Mutter dem einen oder anderen Ärger aus dem Weg zu gehen, und im Laufe der Jahre ein paar nützliche Dinge gelernt.
    Ich schleuderte die Tüten mit Essen zur Seite, tastete nach dem Schlüsselanhänger an meinem Gürtel und duckte mich in die Schatten, die meinen Wagen umgaben, als hinter mir ein Geräusch die Nacht durchschnitt – ein scharfer Schrei, der erstarb, noch ehe er wirklich erklungen war. Ich wirbelte herum und sah, wie der Kerl aus dem Diner kehrtmachte und wieder zurück ins Licht rannte. Er rutschte auf einer schwarzen Eispfütze aus, richtete sich wieder auf, sprang in einen Pick-up und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz.
    Verdattert sah ich ihm hinterher, und während ich noch zu begreifen versuchte, was zum Teufel geschehen war, ertönte ein weiteres Geräusch – ein ekelhaftes Gurgeln –, und der Geruch von Blut schlug über mir zusammen. Ich wich zu meinem Wagen zurück, als sich die Energie erneut verlagerte und die verborgene Kraft, was immer sie auch gewesen war, verschwand.
    Sie war fort … genau wie der Mann, von dem der Aufschrei gekommen war.
    O Shit – fort? Wohin denn? Er war direkt hinter mir gewesen. Langsam näherte ich mich dem Schatten, in den er eingetaucht war. Der Blutgeruch hing schwer in der Luft, aber als ich mit meiner Taschenlampe auf den Boden leuchtete, sah ich nur wenige Tropfen im Schnee. Ich blickte nach rechts und links: Es gab nichts, wohin er hätte verschwinden können, aber verschwunden war der Kerl definitiv – wenn auch nicht freiwillig.
    Ich suchte die andere Straßenseite ab. Nichts.
    Was geht hier eigentlich vor, Ulean?
    Ich weiß es nicht, Cicely, aber wir sind ja hier, um das herauszufinden.
    Wer oder was hat sich den Kerl geschnappt? Vampire?
    Ein Zögern. Dann: Nein. Keine Vampire. Gib nicht sofort den Blutfürsten die Schuld. Dies hier … ist viel finsterer, als dass es den Stempel der Vampire tragen könnte. Es ist tödlich, ungezähmt und getrieben von einer Gier, die Vampire nicht einmal annähernd entwickeln könnten.
    Verfluchter Mist. Vampire standen an der Spitze der Nahrungskette. Sie waren Raubtiere, die oft gnadenlos vorgingen. Wenn das hier schlimmer war als Vampire, dann wollte ich gar nicht wissen, um was es sich handelte.
    Ich sog tief die Luft ein, hob meine Tüte mit Essen auf und stieg die Treppe zu meinem Zimmer hinauf. Ja, New Forest hatte sich in der Tat verändert, und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich gerade nur die Spitze des Eisbergs gestreift hatte.

2. Kapitel
    A m nächsten Morgen blickte ich an dem stattlichen dreistöckigen Anwesen hinauf, das die ersten sechs Jahre meines Lebens mein Zuhause gewesen war. Tief atmete ich ein und schauderte in der Kälte des verschneiten
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