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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
Autoren: Yasmine Galenorn
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starrte auf das flackernde Zimmer frei -Zeichen. Ich war in New Forest. Ich war tatsächlich zurückgekehrt.
    Ich nahm meinen Rucksack, hievte mich aus dem Wagen, stand eine Weile zitternd in der Kälte und lauschte den Luftströmungen, die an mir vorbeirauschten. Etwas stimmte nicht, ich konnte es spüren. New Forest fühlte sich nicht an, wie ich es von früher kannte. Ein Blick über die Straße zeigte mir ein Diner, das die ganze Nacht geöffnet hatte. Die Fenster des Anadey’s waren mit blinkender Weihnachtsbeleuchtung dekoriert. Von meinen Besuchen hier konnte ich mich noch vage an Anadey erinnern: Sie war Martas Tochter, wenn mich meine Erinnerung nicht trog. Warum ausgerechnet sie ein Restaurant führte, machte mich neugierig, aber ich beschloss, mir erst ein Zimmer zu nehmen und dann einen Happen zu essen.
    Der Bursche am Empfang des Starlight 5 starrte mich unverhohlen an. »Sie wollen ein Zimmer?«
    Ich nickte. »Einzel. Und nur eine Nacht.« Während ich mein Portemonnaie hervorzog, schob er mir das Empfangsbuch hinüber, und ich trug mich ein und warf ihm fünfzig Mäuse in Zehnern auf die Theke. Er zählte die Scheine und nickte, dann hielt er mir einen Schlüssel hin.
    »Nummer hundertfünf A. Um zwölf muss es geräumt sein.«
    »Ich bin schon früher weg. Haben Sie etwas im ersten Stock?« Ich hatte schon vor langer Zeit erfahren müssen, dass es weiter oben sicherer war.
    Er musterte mich erneut, dann gab er mir einen anderen Schlüssel. »Zweihundertzehn B. Nichtraucher, kein Kocher.«
    »Kein Problem in beiderlei Hinsicht.«
    Ich nahm den Schlüssel und ging hinaus. Das Motelgebäude war wie ein Hufeisen um den Parkplatz gebaut. Ich blickte blinzelnd zur oberen Etage hinauf, bis ich mein Zimmer gefunden hatte, dann trabte ich die Treppe hoch. Als ich aufschloss, brachte die Macht der Gewohnheit mich dazu, meine Umgebung genau zu mustern und mich nach allem umzusehen, was verdächtig sein könnte. Krystal hatte mir eingeschärft, immer auf der Hut zu sein, auch wenn sie ihre gesunde Wachsamkeit im Laufe der Jahre dem Crack und dem Heroin geopfert hatte.
    Da niemand in Sicht war, öffnete ich die Tür.
    Vorsichtig sah ich mich um. Mittelgroßes Bett, ziemlich klobig. Das Kopfteil mit der Wand verschraubt. Zweckmäßige Spiegelkommode mit Fernseher. Kleines, sauberes Bad, mit dünnen weißen Handtüchern. Ein 08/15-Zimmer in einem Billigmotel. Ich ließ mich aufs Bett fallen, war aber noch zu aufgekratzt von der langen Fahrt, um mich schlafen zu legen. Mein Magen rumpelte, und ich stellte fest, dass ich Hunger hatte. Also nahm ich meinen Rucksack – nie und nimmer würde ich in diesem Laden etwas liegen lassen – und trat hinaus auf den Bürgersteig. Ich wartete, bis die Ampel umsprang, und überquerte die Straße zu Anadey’s Diner.
    Im Café herrschte die typische Trucker-Atmosphäre, obwohl es draußen keine Stellfläche für Lkws gab. Die Deckenleuchten spendeten dem langen, schmalen Raum dämmriges Licht. Durch die Lamellen der Jalousien sah man hinaus auf den Parkplatz, und Resopal war das Material der Wahl. An einer Wand reihte sich Nische an Nische, an der anderen erstreckte sich eine lange Theke parallel zur Küche, und die Barhocker waren im Boden verankert.
    Ein hoher, schmaler Weihnachtsbaum stand in einer Ecke, und der Schmuck funkelte im Licht. Er war liebevoll dekoriert und entlockte mir ein Lächeln.
    Einige späte Gäste saßen verstreut an den Tischen. Zwei der Männer am Tresen kamen mir sonderbar vor. Es waren keine Magiegeborenen, das war eindeutig, aber Menschen waren sie auch nicht. Ich erkannte den Unterschied auf einen Blick. Beide waren dunkelhäutig, hatten schütteres schwarzes Haar und Augen mit schwarzumrandeter topasfarbener Iris, und sie beobachteten mich, als ich in großem Abstand an ihnen vorbeiging.
    Ich suchte mir einen Hocker am anderen Ende der Bar, setzte mich, nahm die Karte, zog eine Untertasse zu mir und drehte die Tasse darauf um. Die Kellnerin sah mich und kam mit der Kaffeekanne in der Hand auf mich zu. Ich erkannte sie wieder.
    »Hi, Herzchen. Ich bin Anadey. Was soll’s denn sein? Meine Tochter ist die beste Imbissköchin im Ort.« Sie deutete mit dem Kopf zur Küche, wo eine große, kräftige junge Frau an einem Grill Burger wendete. In ihrer Aura schimmerte ein magisches Funkeln, das auch Anadey umgab, wenn auch stärker. Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln. Sie schien mich nicht zu erkennen, also beschloss ich zu warten, bis ich mich in der
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