Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies
Autoren: Patrick Ness
Vom Netzwerk:
dass er besiegt ist. Ich schätze, sie werden sich nach einem neuen Anführer umsehen.«
    Sie lächelt. »Und der wirst du sein?«
    »Und du?«, frage ich lächelnd. »Was wirst du bei der Antwort tun?«
    Sie streicht sich die Haare, die ihr vor die Augen fallen, aus der Stirn. »Ich schätze, sie werden wohl eine neue Anführerin brauchen.«
    Ich lege eine Hand auf Acorns Flanke, dicht neben ihre Hand. Sie sieht mich nicht an, aber sie schiebt ihre Hand näher an meine, bis sich unsere Fingerspitzen berühren.
    »Du gehst und ich bleibe hier«, sage ich. »Aber das heißt nicht, dass wir uns trennen.«
    »Nein«, sagt sie, und ich weiß, sie versteht mich. »Nein, das heißt es ganz bestimmt nicht.«
    »Ich trenne mich nie wieder von dir«, sage ich und starre auf unsere Fingerspitzen. »Nicht einmal in Gedanken.«
    Sie schiebt ihre Hand noch weiter vor und verschränkt ihre Finger mit meinen. Wir betrachten beide unsere Hände.
    »Ich muss gehen, Todd«, sagt sie.
    »Ich weiß.«
    Mit meinem Lärm zeige ich Acorn die Straße, die zum gelandeten Raumschiff führt, und wie schnell, schnell, schnell er laufen muss.
    Vorwärts? , wiehert er laut.
    »Vorwärts«, antworte ich.
    Ich blicke zu Viola hinauf. »Ich bin bereit«, sagt sie.
    »Ich auch.«
    »Wir werden siegen«, sagt sie.
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig.«
    Ein letzter Blick.
    Ein letzter Blick dorthin, wo wir uns blind verstehen.
    Mitten in unsere Seelen.
    Ich gebe Acorn einen festen Klaps auf die Flanke.
    Und weg ist sie, sie galoppiert über die Trümmer hinweg auf die Straße, hin zu den Menschen, die uns (hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich) helfen können.
    Ich betrachte den Bürgermeister, der immer noch auf dem Boden liegt.
    Ich höre die Armee, die den Hügel heruntermarschiert, drei Kilometer ist sie noch weg, höchstens.
    Ich suche nach dem Seil.
    Ich finde es, aber ehe ich es aufhebe, nehme ich mir einen Moment Zeit und drücke Davys Augen zu.
    (VIOLA)
    Wir fliegen die Straße entlang, und ich habe genug damit zu tun, mich auf dem Pferderücken zu halten und mir nicht das Genick zu brechen.
    »Nimm dich vor den Soldaten in Acht«, sage ich zwischen die angelegten Ohren des Pferdes.
    Ich habe keine Vorstellung, wie weit die Antwort in die Stadt vorgedrungen ist. Ich weiß nicht, ob mich die Frauen genau genug ansehen werden, um mich wiederzuerkennen, oder ob sie mich einfach abschießen werden.
    Ich habe keine Vorstellung davon, wie sie reagieren wird, wenn sie mich sieht.
    Falls sie mich sieht.
    Wenn ich ihr und all den anderen sage, was ich zu sagen habe.
    »Lauf schneller, wenn du kannst!«
    Ein Ruck geht durch das Pferd, als ob eine Rakete zündet, und Acorn prescht davon.
    Kein Zweifel, sie wird zum Raumschiff gehen. Sie hat sicher gesehen, dass es im Landeanflug ist, und sich gleich aufgemacht. Und wenn sie als Erste dort ist, dann wird sie meinen Leuten sagen, wie leid es ihr tue, dass ich auf so tragische Weise ums Leben gekommen sei, dass ich auf so grausame Weise von der Hand des Tyrannen gestorben sei, den die Antwort stürzen wolle. Und sie wird sich erkundigen, ob das Erkundungsschiff über Waffen irgendwelcher Art verfüge, die man aus der Luft einsetzen könne.
    Es hat solche Waffen.
    Ich ducke mich tief in den Sattel, kämpfe gegen den Schmerz in meinen Knöcheln an und versuche noch schneller zu reiten.
    Wir haben die Kathedrale hinter uns gelassen und reiten an Geschäften mit verbarrikadierten Schaufenstern und an eingestürzten Häusern vorbei. Die Sonne ist jetzt ganz untergegangen, vor dem dunklen Himmel zeichnen sich nur noch Silhouetten ab.
    Ich frage mich, was die Antwort wohl tun wird, wenn sie herausfindet, dass der Bürgermeister gefallen ist.
    Und was die Rebellen denken werden, wenn sie herausfinden, dass es Todd gewesen ist.
    Und ich muss an ihn denken.
    Ich denke an ihn.
    Ich denke an ihn.
    Todd , denkt Acorn.
    Und wir fliegen die Straße entlang.
    Ich falle fast vom Pferd, als ein lauter Knall in der Ferne zu hören ist.
    Acorn bleibt plötzlich stehen und weicht zur Seite aus, damit ich mein Gleichgewicht wiederfinde. Ich drehe mich um.
    Weiter hinten an der Straße sehe ich Feuer.
    Ich sehe Häuser, die in Flammen stehen.
    Und Geschäfte.
    Und Getreidelager.
    Und ich sehe Menschen, die durch den Rauch laufen, es sind keine Soldaten, es sind einfache Menschen, die in der Dunkelheit an uns vorbeirennen.
    Sie laufen so schnell an uns vorbei, dass sie nicht einmal innehalten und uns einen Blick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher