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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies
Autoren: Patrick Ness
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Angriffen.
    Von dem einen, gut gezielten Stein.
    »Was willst du eigentlich damit beweisen?«, stößt er hervor. »Du bist stark, aber du weißt nicht, was du mit deiner Stärke anfangen sollst.«
    VIOLA!
    »Anscheinend mache ich meine Sache gut«, sage ich.
    Er lächelt mit zusammengebissenen Zähnen. »Tatsächlich?«
    Ich merke, wie meine Hände zittern.
    Ich merke, dass mein Lärm bebt und aufzischt wie ein glühender Gegenstand.
    Ich spüre den Boden unter meinen Füßen nicht mehr.
    »Es braucht Übung«, sagt der Bürgermeister, »oder dein Verstand wird in Fetzen fliegen.« Er stellt sich ein bisschen aufrechter hin, er versucht mir wieder in die Augen zu schauen. »Ich könnte es dir beibringen.«
    Und prompt ruft Viola: »Todd!«
    Und ich schlage mit aller Macht zurück.
    Ich lege alles hinein in diesen Schlag.
    Jedes bisschen Wut und Verzweiflung und jede Kleinigkeit.
    Jeden Augenblick, in dem ich sie nicht gesehen habe.
    Jeden Augenblick, in dem ich Angst um sie hatte.
    Einfach alles.
    Jede Kleinigkeit, die ich von ihr weiß.
    All das schleudere ich mitten in ihn hinein.
    VIOLA !
    Und er fällt.
    Er fällt zurück, zurück, zurück …
    Er verdreht die Augen.
    Sein Kopf fliegt zur Seite.
    Seine Beine knicken ein.
    Er fällt und fällt und fällt …
    Auf den Boden.
    Und bleibt reglos liegen.
    (VIOLA)
    »Todd?«, frage ich.
    Er zittert am ganzen Körper, er kann sich kaum mehr auf den Beinen halten. Ein ungesundes Pfeifen ist in seinem Lärm. Er schwankt, als er einen Schritt auf mich zumacht.
    »Todd?« Ich will aufstehen, aber meine Knöchel …
    »Oh Mann«, sagt er und lässt sich neben mir fallen. »Ich bin völlig fertig.«
    Er atmet schwer, sein Blick geht ins Leere.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« Sanft lege ich meine Hand auf seinen Arm.
    Er nickt. »Ich glaube schon.«
    Wir beide blicken zum Bürgermeister.
    »Du hast es geschafft«, sage ich.
    »Wir haben es geschafft«, verbessert er mich. Sein Lärm wird ein wenig heller und er setzt sich aufrecht hin.
    Aber seine Hände zittern immer noch.
    »Armer Davy«, sagt er.
    »Das Schiff«, sage ich leise. »Sie wird als Erste dort sein.«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagt er. Er steht auf, und einen Moment lang kämpft er um sein Gleichgewicht, aber dann höre ich, wie er in seinem Lärm Acorn ruft.
    Menschenfohlen , höre ich deutlich, als sich das Pferd von der Stelle, an der es angebunden ist, losreißt und über das Trümmerfeld trabt, Menschenfohlen , Menschenfohlen , Menschenfohlen .
    Etwas weiter weg höre ich Todd und noch mehr Hufgeklapper, denn Angharrad folgt Acorn und bleibt neben ihm stehen. Vorwärts , wiehert sie. Und auch Acorn wiehert Vorwärts .
    »Ja, vorwärts«, sagt Todd zu ihnen.
    Er legt mir den Arm um die Schultern, um mich hochzuheben. Acorn/Deadfall liest das in Todds Lärm und kniet sich hin, damit ich leichter aufsteigen kann. Als ich im Sattel sitze, gib Todd ihm einen Klaps auf die Flanke und das Pferd steht wieder auf.
    Angharrad kommt zu Todd und will niederknien, aber er sagt: »Nein, Mädchen«, und tätschelt ihre Nase.
    »Wie?«, frage ich aufgeschreckt. »Was ist mit dir?«
    Er nickt mit dem Kopf zum Bürgermeister. »Ich muss auf ihn aufpassen«, antwortet er und weicht meinem Blick aus.
    »Was soll das heißen: ›Auf ihn aufpassen‹?«
    Er schaut an mir vorbei ins Weite. Die Armee, die in der Ferne wie eine Ameisenkolonne erscheint, marschiert nun in die entgegengesetzte Richtung und breitet sich am Fuße des Hügels aus.
    Bald wird sie hier sein.
    »Geh«, bittet er mich. »Geh zum Schiff.«
    »Todd, du kannst ihn nicht töten.«
    Er schaut mich an, sein Lärm ist ein einziges Durcheinander, und er muss sich anstrengen, um aufrecht stehen zu bleiben. »Er hat es verdient.«
    »Ja, aber …«
    Todd nickt. »Wir haben die Wahl, was aus uns wird.«
    Ja, wir verstehen einander. »Du wärst nicht mehr Todd Hewitt«, sage ich. »Und ich verliere dich nie nicht wieder.«
    [TODD]
    Ich muss prusten, als sie »nie nicht« sagt.
    »Du weißt, ich muss bei ihm bleiben«, sage ich. »Und du musst so schnell wie möglich zum Raumschiff, während ich hier warte, bis die Armee kommt.«
    Sie nickt, aber in ihrer Zustimmung liegt auch Trauer. »Und was machst du dann?«
    Ich blicke zum Bürgermeister hinüber, der ausgestreckt auf den Trümmern liegt und leise stöhnt, und ich fühle eine zentnerschwere Last auf der Brust.
    »Ich schätze, sie werden gar nicht so unglücklich darüber sein, wenn sie sehen,
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