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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
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würden, um zu plündern. Sie beschlossen, ihren Schatz lieber zum Wohle der Allgemeinheit einer Hilfsorganisation zu übergeben, als zuzulassen, dass sich Ho Tschi-minh seine Kriegskasse damit füllt.«
      »Eine viertel Million in Gold?«, wiederholte Hagen.
      Sie nickte. »Goldbarren. Das war der Grund für die Verzögerung. Die Mönche haben einige Statuen eingeschmolzen. Das war die einzige Möglichkeit, das Zeug gefahrlos zu transportieren.«
      »Was ist dann passiert? Was hat dein Vater damit gemacht?«
      Sie spielte mit ihrem Glas. »Er ließ es in Kisten in die Schiffskabine bringen, und wir fuhren los. Wir waren nur zu dritt. Tewak, unser malaiischer Boy, fuhr mit. Wir erreichten die Küste und trafen auf ein Kanonenboot. Es kam zum Kampf. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater das andere Boot gerammt und eine Handgranate geworfen hat. Genau weiß ich es allerdings nicht mehr. Es fällt mir schwer, mich an diesen Vorfall zu erinnern. Es ging alles drunter und drüber, und außerdem war er schwer verwundet.« Sie grübelte eine Weile und blickte plötzlich auf.
      »Kennen Sie die Kwai-Sümpfe, gleich hinter der Grenze zwischen dem vom Vietminh besetzten Gebiet und China?«
      »Kenn ich. Schlimme Gegend. Hunderte von Kilometern nur Wasserläufe und Schilf, Lagunen und Morast. Dort fängt man sich schnell das Sumpffieber oder andere Krankheiten ein.«
      »Genau. Dahin hat Vater das Schiff gebracht. Es war schwer beschädigt. Er steuerte es in die Kwai-Sümpfe. Es sank in einer
    von Schilf eingeschlossenen Lagune.«
      Hagen wartete gespannt auf das Ende der Geschichte. Sie lehnte sich zurück. »Der Rest ist schnell erzählt. Mein Vater starb am nächsten Tag. Tewak und ich brauchten drei Tage, um aus den Sümpfen herauszukommen. Wir haben uns zur Küste nach Haiphong durchgeschlagen und von dort aus nach Saigon. Zum Glück hatte ich dort etwas Geld auf einer Bank.«
      »Und das Gold?«, fragte Hagen. »Du hast den französischen Behörden davon erzählt, nehme ich an?«
      »O ja, natürlich habe ich den Franzosen davon erzählt. Sie hatten aber keine große Lust, eine Expedition ins kommunistische China zu schicken, nur um nach einer lächerlichen viertel Million Dollar zu fischen. Damit könnten sie nicht mal die Kosten von zehn Minuten Krieg bezahlen.«
      »Ich verstehe. Das Gold ist also immer noch da?«
      Sie nickte. »Ja. Ich habe versucht, ein Schiff zu mieten, das mich in die Sümpfe fährt, aber das Risiko war allen zu groß. Jetzt habe ich nicht mehr genug Geld, um dafür zu zahlen. Deshalb sind wir nach Macao gekommen.«
      »Wir?«
      »Tewak. Er war die ganze Zeit bei mir. Er hat Freunde in Macao. Wir sind hierher gekommen, weil es unsere letzte Hoffnung war. Seit drei Wochen versucht er schon, ein Schiff zu bekommen.«
      Hagen ging plötzlich ein Licht auf. »Dann hat Tewak dich also letzte Nacht angerufen?«
      Sie nickte. »Richtig. Er bat mich, sofort ein Taxi zu nehmen und ihn da zu treffen, wo Sie mich gefunden haben. Als ich ankam, war keine Spur von ihm zu sehen. Und als das Taxi weg war, tauchten diese beiden Männer auf.«
      »Sieht so aus, als wären die Roten nicht gewillt, sich das Gold durch die Lappen gehen zu lassen«, bemerkte Hagen.
      »Nur über meine Leiche.« Ihr Gesicht bekam für einen Moment einen kalten, harten Ausdruck.
      »Kennst du die Stelle, an der die Barkasse gesunken ist?«, fragte Hagen scheinbar beiläufig.
      »O ja, ich habe sie mir gemerkt. Wenn man sie nicht kennt, kann man ewig in den Sümpfen danach suchen.«
      Hagen stand auf und beugte sich über das Geländer. Aber er sah weder die Schiffe in der Bucht noch die Fähre, die von Kowloon Richtung Macao fuhr. Er sah eine einsame Lagune, verborgen in einem Dickicht aus riesigen Schilfrohren, eine Barkasse auf dem Grund des klaren Wassers und die Kisten in der Kajüte, die verfärbte Goldbarren enthielten. Eine viertel Million Dollar. Seine Handflächen schwitzten, seine Kehle war ganz trocken. Dies war vielleicht die einmalige Chance, von der jeder träumt. Der Volltreffer. Nie wieder billige Pensionen in stinkenden, gottverlassenen Häfen. Nie wieder Schmuggel und illegaler Waffenhandel, nie mehr bei jeder Gelegenheit betrogen und ausgetrickst und aufs Kreuz gelegt werden. Wenn er an das Gold kommen könnte, hätte er ausgesorgt. Er kehrte zum Tisch zurück, und sie schaute ihn traurig an. »Kopf hoch, meine Kleine. Du hast eine schlimme Zeit hinter
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