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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
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prallte eine Kugel direkt neben ihm von der Mauer ab.
      Als er blitzschnell auf den schützenden Eingang eines Lagerhauses zurannte, heulte ein Motor auf. Eine große Limousine tauchte wie ein Furcht erregendes Monster aus dem Nebel auf
    und raste auf ihn zu.
      Hagen rettete sich in den Eingang, zog im Herumschnellen seine Pistole und feuerte in rascher Folge drei Schüsse ab. Der Wagen geriet heftig ins Schleudern, streifte einen Fender, als er um die Straßenecke bog und verschwand. Der ganze Spuk war in Sekundenschnelle vorbei. Nur die in vielen Jahren eines unruhigen Lebens erworbene Reaktionsschnelligkeit hatte ihn gerettet.
      Bis zur Pension ging Hagen dicht an den Häuserwänden entlang und hielt die Pistole schussbereit, aber nichts geschah. Als er die Halle betrat, schlief der Nachtportier immer noch, den Kopf zwischen die Hände gestützt. Hagen war schon an der Treppe, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss. Er ging zurück zum Schaltertisch und rüttelte den Schlafenden an der Schulter. Es dauerte einige Zeit, bis der Chinese aufwachte und den Kopf hob. Er schaute Hagen erstaunt an: »Oh, Kapitän Hagen, Sie zurück?«
      Hagen lehnte sich an den Tisch und fragte beiläufig: »Hat jemand nach mir gefragt?«
      »So früh am Morgen?« Der Portier war bemüht, sich überrascht zu geben, doch es gelang ihm nicht. »Sie Witz machen?«
      »Nein, ich mache keine Witze«, erwiderte Hagen und packte den erschrockenen Mann beim Kragen. »Mach schon! Wer hat sich nach mir erkundigt?«
      »Nein! Bitte, ich nichts wissen.«
      Hagen zückte die Pistole. »Wie schade«, sagte er, »du hast nämlich ungefähr zehn Sekunden Zeit, es dir zu überlegen, bevor ich dir das Gehirn auspuste.«
      Er hielt dem Chinesen aufmunternd den Lauf unter das Kinn. Der Portier schrie auf. »Ich reden! Ich reden!« Seine Stimme klang gebrochen wie die einer alten Frau, ihm brach der Angstschweiß aus. »Gerade Sie und Fräulein weg, zwei Männer kommen rein.
      Sehr böse Männer. Sie fragen nach Ihnen. Einer haben Messer. Er sagen, ich nix reden, sie mir Hals durchschneiden. Was ich tun? Ich sagen, sie wollen wissen, und sie gehen.«
      Hagen überlegte kurz und fragte dann: »Waren es Weiße?«
      »Nein, sie Chinesen.«
      »Kennst du sie? Hast du sie hier schon mal gesehen?«
      Der Portier senkte den Blick und sah noch ängstlicher aus als zuvor.
      »Nicht von Macao. Ich glauben, sie von Festland.«
      Hagen ließ ihn zitternd und wimmernd stehen und ging langsam die Treppe hinauf. Vorsichtig näherte er sich der Tür zu seinem Zimmer, stieß sie mit dem Fuß auf, schlich geduckt mit schussbereiter Waffe in den Raum, aber es war niemand da. Er schenkte sich einen Drink ein, legte sich im Dunkeln aufs Bett, rauchte und dachte über die ganze Angelegenheit nach. Männer vom Festland. Dann waren also die Roten in diese Sache verwickelt. Rose Graham tat ihm Leid. Es lohnte sich nicht, sich mit ihnen anzulegen. Er kannte sie, hatte mit ihnen bereits Geschäfte gemacht. Aber warum sorgte er sich eigentlich so um das Mädchen? Er hatte seine eigenen Sorgen. Im Moment war nur wichtig, dass er seinen Kutter zurückbekam. Zum Teufel mit ihr. Er hatte ihr das Leben gerettet. Das reichte ja wohl.
      Hagen drückte die Zigarette aus und machte es sich bequem. Als der Schlaf ihn übermannte, lachte er leise, denn er kannte sich und wusste nur zu gut, dass er die Verabredung am Mittag einhalten würde. Er meinte immer noch, ihre Lippen auf den seinen zu spüren, und erinnerte sich an ihr bezauberndes Lächeln.

2. Kapitel

    Am nächsten Tag schritt Hagen um die Mittagszeit durch die Schwingtür ihres Hotels. Er war tadellos gekleidet; seinen weißen Anzug hatte er extra für diesen Anlass aufbügeln lassen. Der Empfangschef, ein aristokratisch wirkender Weißrusse, las gerade einen Brief und legte ihn weg, als Hagen auf die Rezeption zuging. Er musterte lächelnd den teuren Anzug.
      »Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«
      Hagen fragte nach dem Mädchen, und sofort veränderte sich die Miene des Empfangschefs. Mit einem missbilligenden Blick teilte der Russe ihm mit, dass sie im Hause sei, es hier in diesem Hotel jedoch üblich sei, Besucher erst über das Haustelefon anzumelden, bevor man ihnen gestatte, die Gäste in ihren Zimmern aufzusuchen. Hagen nahm den Hörer und verlangte, zu ihrem Zimmer durchgestellt zu werden. Ungeduldig und wütend wartete er, bis der Mann Rose Graham am Apparat
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