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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
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wie du. Ich könnte dein Vater sein. Deshalb würd ich jetzt sagen, dass es für kleine Mädchen Zeit ist, ins Bett zu gehen.«
      Er ging ins Zimmer und zog sich seine Jacke an. Sie folgte ihm und beobachtete ihn. Dabei nestelte sie nervös an ihrem seidenen Schal. Ihre Stimme klang schrill. »Ich glaube nicht, dass es klug von Ihnen wäre, mich zu meinem Hotel zu bringen.«
      Langsam richtete er sich auf und sah sie schweigsam an. Sie errötete und schlug die Augen nieder. »Wenn du glaubst, dass ich dich allein drei Kilometer durch die schlimmste Gegend von Macao laufen lasse, hast du dich getäuscht.«
      Rose stürzte an ihm vorbei und hatte die Tür schon halb geöffnet, als er sie am Arm packte und zurückriss. Sie wehrte sich und rief verzweifelt: »Kapitän Hagen, ich versuche nur, Ihnen klarzumachen, dass Sie vielleicht in mehr verwickelt werden, als Sie glauben, wenn Sie mich in mein Hotel
    zurückbringen.«
      Hagen nahm eine zerknitterte Leinenjacke vom Haken an der Tür und reichte sie ihr. »Nimm, Weib! Bedecke deine Blöße!«, deklamierte er voller Pathos.
      Sie lachte, sprach dann aber in ernstem Ton weiter. »Sie waren sehr nett zu mir. Ich möchte doch nur, dass Sie nicht in etwas hineingezogen werden, womit Sie nichts zu tun haben.«
      »Ich vermute, dein Ausflug zu nachtschlafender Zeit zum Hafen hängt auch damit zusammen, oder?«
      Sie nickte. »Ich wollte mit einem Freund sprechen. Er rief mich an und bat mich, ihn vor einem bestimmten Lagerhaus zu treffen. Der Taxifahrer wollte nicht warten, und dann haben diese Männer …«
      »Ich finde immer noch, dass es eine komische Zeit für eine Verabredung war, und wenn dein Freund diese Stadt kennt, hätte er dich nicht bitten sollen, zu so einer Zeit in solch eine Gegend zu kommen.« Hagen stellte überrascht fest, dass er ehrlich wütend war. »Wenn ich nicht gekommen wäre, wärst du sehr wahrscheinlich im Hafenbecken gelandet.«
      Wieder stand ihr die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, und sie wandte sich ab. »Aber verstehen Sie denn nicht: Sie wollten auf etwas anderes hinaus. Diese Männer wollten Informationen von mir, und sie werden es wieder versuchen. Wenn Sie mit mir gesehen werden …«
      Sie beendete den Satz nicht und zuckte mit den Schultern. Hagen überlegte kurz, ging zu seinem Bett und griff unter das Kopfkissen. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, hielt er eine Pistole in der Hand. Er prüfte die Funktionsfähigkeit der Waffe, steckte sie in die Tasche, öffnete die Tür und bat sie voranzugehen. »Ich liebe Schwierigkeiten, Kleine. Die machen das Leben doch erst richtig aufregend.« Sie starrte ihn an, lächelte schließlich und schritt wortlos durch die Tür.
      Sie brauchten ungefähr vierzig Minuten zu ihrem Hotel. Das Mädchen sagte kaum ein Wort auf dem Weg dahin. Hagen vermutete, dass sie dem Zusammenbruch sehr nahe war, und hakte sie unter. Sie stützte sich dankbar auf ihn, und ein zarter Hauch von Parfüm stieg ihm in die Nase. Einen Moment lang schwelgte er in dem betörenden Duft, rief sich aber zur Ordnung und konzentrierte sich, um im Falle eines Falles schnell reagieren zu können.
      An der Treppe vor ihrem Hotel blieben sie stehen. »Da sind wir«, sagte Hagen.
      Sie nickte schläfrig. »Werde ich Sie wiedersehen?«
      Hagen dachte einen Augenblick über ihre Frage nach. Er würde Ärger durch das Mädchen bekommen – großen Ärger sogar, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Und eigentlich hatte er selbst schon genug Ärger am Hals.
      Als sie, von Müdigkeit übermannt, schwankte und sich bei ihm anlehnte, antwortete er, ohne noch lange zu überlegen: »Ja, du wirst mich wiedersehen. Ich komm so gegen Mittag vorbei.«
      Er tätschelte aufmunternd ihre Schulter. »Mittag«, wiederholte sie, und auf einmal war wieder Leben in ihr. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, zog seinen Kopf zu sich herunter, küsste ihn flüchtig auf den Mund, wandte sich um und rannte die Stufen hinauf ins Hotel.
      Hagen blieb zurück, eingehüllt in ihren Duft. Schließlich drehte er sich um und ging eilig zurück zum Hafen. Er rauchte eine Zigarette und dachte über das bezaubernde Mädchen nach. Hin und wieder spielte ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel. Als ob er nicht schon genug Ärger hatte. »Du lernst es nie«, sagte er halblaut zu sich.
      Als er den Kopf zur Schulter neigte, an der ihr Kopf geruht hatte, und noch einmal ihren Duft schnuppern wollte,
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