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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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langem trug sie ihr Haar endlich wieder einmal offen, sodass es ihr in prächtig schwarzen Locken über den Rücken fiel. Neben ihr saß Cay. Natürlich! Er würde auch bei Nacht nicht von ihrer Seite weichen, wenn Rolana ihre Tür nicht jeden Abend verschließen würde, dachte die Gräfin ein wenig traurig. Sie waren ein ungleiches Paar: der einfache Bauernsohn, der sich zu einem guten Schwertkämpfer emporgearbeitet hatte, und die Tochter eines reichen Senators aus Ehniport und jüngste Erwählte des heiligen Mannes Solano, der über den Mondorden gebot. Dennoch hätte Lamina die beiden gern zusammen glücklich gesehen. Es schmerzte sie zu beobachten, wie Cay sich nach Rolana verzehrte.
    Neben dem Kämpfer saß Thunin, der Zwerg aus den Kupferbergen, der ihm kaum bis an die Schulter reichte. Seit er auf Burg Theron war, trug Thunin seinen Bart und das Haupthaar zu sauberen Zöpfen geflochten. Von seiner Streitaxt trennte er sich jedoch nicht einmal hinter den sicheren Burgmauern. Vermutlich legte er sie sich nachts sogar unter das Kopfkissen, dachte Lamina. Mit Thunin konnte man fröhlich trinken und feiern. Bei Tag dagegen war er eher wortkarg – was man von der grünhaarigen Elbe an seiner Seite ganz und gar nicht behaupten konnte. Auch das Stillsitzen war nicht ihre Stärke. So sprang sie nun auch von ihrem Stuhl auf und schlenderte zu den Kindern hinüber. Für eine Elbe war sie nicht groß, hatte jedoch den typischen feingliedrigen Körperbau. Ihre Ohren waren spitz, und ihre Haut hatte den sanften Schimmer, den Lamina so lieben gelernt hatte – bei Seradir, einem Elb aus Aitansonee, der Stadt in den Bäumen, die sie selbst nur aus Erzählungen kannte. Wie sehr vermisste sie ihren Freund, den sie gern ihren Geliebten genannt hätte. Wann würde er nach Theron zurückkehren? Würde er überhaupt wiederkommen, nachdem er nur knapp einem Anschlag entgangen war, den ihre eigenen Leute und ihr Vater zusammen angezettelt hatten? Bei diesem Gedanken ballte sich ihre Rechte zur Faust. Eine hagere, faltige Hand legte sich auf die ihre.
    »Was ist mit dir? Hast du Schmerzen?«, fragte ihr Hofmagier. Lamina schüttelte den Kopf. »Nur schmerzliche Erinnerungen, Lahryn. Nichts, was uns an diesem schönen Frühlingsabend beunruhigen müsste.«
    Sanft streichelte der alte Magier ihre Hand, die sich langsam wieder entspannte. »Gedanken fragen uns nicht erst, ob die Zeit günstig ist.«
    Lamina lächelte. »Wann ist schon die rechte Zeit für Trübsinn und Schmerz? Nein, diese Gefühle würden aussterben, müssten sie uns erst um Erlaubnis fragen.«
    Lahryn schob eine weiße Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte zurück. »Ja, da könntest du Recht haben.«
    Lamina spürte, wie der junge Mann an Lahryns Seite sie beobachtete. Sie unterdrückte einen Seufzer. Vlaros war mit den Freunden nach Theron gekommen und unterstützte nun Lahryn, um vielleicht später einmal seine Stelle als Hofmagier zu übernehmen. Als Magier und Berater machte er seine Sache gut, doch er neigte dazu, sich in eine Beschützerrolle hineinzusteigern und seine Umgebung – seine männliche Umgebung! – wie eine bissige Dogge eifersüchtig zu verdrängen. Lamina bezweifelte, dass Vlaros tiefe Gefühle für sie hegte, schließlich hatte er noch vor kaum einem Jahr mit Cay um Rolanas Gunst gebuhlt. Er steigerte sich in seine Verliebtheit hinein. Seit der Gräfin das klar geworden war, benahm sie sich bewusst kühl und zurückhaltend, wenn sie mit Vlaros zu tun hatte. Sie wollte ihn nicht auch noch ermuntern.
    Vom anderen Ende des Hofs erklang das helle Lachen der Elbe. Die Kinder hatten sich um Ibis geschart, die sie sicher wieder mit einem ihrer Tricks verblüffte. Sie hatte nichts verlernt, obwohl ihr Leben in der Unterwelt von Ehniport schon einige Jahre zurücklag.
    »Was ist?«, hörte die Gräfin Cay sagen. Sie sah zu ihm hinüber.
    Rolana hatte sich von ihrem Stuhl erhoben. Ihr Blick war glasig und in die Ferne gerichtet. Sie schien Cay nicht zu hören. Es war, als wäre nur ihr Körper im Burghof von Theron zurückgeblieben, und ihr Geist reiste an einen Ort, den die anderen nicht sehen konnten.
    »Rolana?« Cay sprang auf und nahm ihre Hand. »Geht es dir nicht gut?«
    Nun erhob sich auch der Zwerg und trat einen Schritt vor. Wie aus Gewohnheit glitt seine Rechte an den Stiel seiner Axt.
    »Lass sie«, sagte er zu Cay. »Reiße sie nicht aus ihrer Trance. Wer weiß, was sie sieht. Vielleicht hat Covalin sie gerufen.«
    Cays braungebranntes
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