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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen
Autoren: Guillaume Prevost
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jetzt noch kräftiger zuzuschlagen. Er schaffte es sogar, seine Hände um Sams Hals zu legen, und seufzte leise und triumphierend, als seine Daumen auf den Adamsapfel seines Opfers drückten.
    Mein Traum, mein Traum von letzter Nacht, schoss es Sam durch den Kopf, während er mit aller Kraft nach Atem rang. Der Angreifer ohne Gesicht!
    Die Erinnerung an diesen Albtraum verlieh ihm ungeahnte Kräfte: Jetzt versuchte der verdammte Kerl heute schon zum zweiten Mal, ihn zu erwürgen! Mit einer schnellen Drehung der Hüfte brachte er ihn so weit aus dem Gleichgewicht, dass er gegen die Wade des ehrenwerten Gordon Swift prallte, der klugerweise nachgab und einfach umkippte. Der folgende Lärm von zerschmettertem Glas löste die Alarmanlage des Museums aus, die losheulte, als würde die Stadt von einem Nuklearangriff getroffen. Gleißend helles Licht flammte auf, und der Einbrecher ließ eilig von seinem Opfer ab. Geblendet und halb erstickt, sah Sam gerade noch, wie die schwarze Gestalt nach einem kurzen Zwischenstopp im angrenzenden Saal davonhuschte. Das Geheul der Sirene wurde etwas schwächer, und erste Rufe wurden laut:
    »Er läuft zu den Kassen! Beeil dich!«
    Die Wärter rannten draußen auf dem Gang vorbei, und Sam zwang sich aufzustehen: Vielleicht konnte er die Situation ausnutzen. Er eilte in die Münzsammlung. Die Vitrine mit Barnboims Nachlass war weit geöffnet, das Schloss zertrümmert. . .
    »Mist!«, zischte er.
    Ein schneller Blick genügte, um zu erkennen, dass alle Münzen mit Loch fehlten, bis auf eine, die der Einbrecher wohl in der Eile übersehen hatte. Demnach war er aus demselben Grund ins Museum eingedrungen wie Sam: Er war auch hinter den Münzen her! Die beiden Einbrecher waren auf dieselbe Beute aus!
    »Er läuft Richtung Personaleingang!«, rief einer der Wärter auf der anderen Seite der Trennwand.
    Gleich werden sie zurückkommen, sie müssen gleich hier sein, überlegte Sam schnell. Sie würden das Museum bis in den hintersten Winkel durchsuchen, und wenn er sich im Bauch des Dinosauriers versteckte, säße er in der Falle. Er musste verschwinden. Jetzt sofort. Doch der einzig mögliche Weg . . .
    Samuel warf einen Blick auf den Gang. Niemand zu sehen. Er steckte die letzte Münze in die Tasche, duckte sich und schlug dieselbe Richtung ein wie sein Widersacher, wobei er mit gespitzten Ohren auf das leiseste Geräusch horchte. Die Alarmanlage war verstummt. Im Moment drangen nur gedämpfte Stimmen zu ihm, es schien sich niemand mehr in der Eingangshalle aufzuhalten. Im Kassenbereich spähte Sam in sämtliche Richtungen. Der Personaleingang lag auf der Seite der Garderoben. Sie führte auf einen dunklen Flur, durch den ein kühler Luftzug wehte: der Ausgang! Draußen schrien sich die Nachtwächter die Kehle aus dem Hals:
    »Halt! Stehen bleiben! Einbrecher!« Sam schlich den Korridor entlang und stieß an der rechten Wand auf eine Türklinke. Er drückte sie vorsichtig hinunter. Müllgeruch wehte ihm entgegen. Er zwängte sich in den Raum und stieß dabei eine Besenkarre um. Für einen Moment hörte er nur noch seinen Herzschlag wie eine dumpfe Trommel: bumm-bumm, bumm-bumm . . . Der Rest seines Körpers fühlte sich an, als sei er von einem Zug überrollt worden!
    Nach drei Minuten kamen die Wärter völlig außer Atem wieder zurück. Der Mann in Schwarz war ihnen entwischt.
    »Ich . . . ich rufe die Polizei«, keuchte der eine. »Und du . . . versuch rauszufinden, was er gestohlen hat . . .«
    Sie gingen durch den Flur – für die Besen schienen sie sich im Augenblick nicht zu interessieren. Sam nutzte die Gelegenheit, um sich aus seinem Versteck zu befreien und die letzten Meter zu überwinden, die ihn von der Freiheit trennten. Luft! Er rannte über eine kleine Freitreppe, robbte über einen Grashügel und lief, ohne sich umzudrehen, bis zur nächsten Kreuzung. Er bog mal nach rechts, mal nach links ab und hörte erst auf zu rennen, als er einige Häuserblocks vom Museum entfernt war.
    Erst in diesem Moment merkte er, dass er sein Handy nicht mehr bei sich hatte.
     
    III.
    Die sieben Münzen
     
    Samuel zog die Vorhänge der Buchhandlung Faulkner zu, wobei es ihm nur mühsam gelang, nicht vor Schmerz laut aufzustöhnen: Sobald er nur den Arm hob, hieb ihm eine wenig wohlmeinende Hand eine Holzfälleraxt in den Rücken. Ein ziemlich unangenehmes Gefühl . . . Sein ganzer Körper brannte vor Schmerzen. Glücklicherweise war sein Gesicht einigermaßen verschont geblieben, bis auf einen
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