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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen
Autoren: Guillaume Prevost
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Dieses Buch hatte er auf seinem letzten »Ausflug« in Brügge bei einem hinterhältigen Alchemisten namens Klugg aufgestöbert. Das Original war in lateinischer Sprache verfasst, doch seine Cousine Lili – mit der er sich in letzter Zeit immer besser verstand – hatte es netterweise für ihn übersetzen lassen:
DERJENIGE, DER DIE SIEBEN MÜNZEN VEREINIGT, WIRD MEISTER DER SONNE SEIN. WENN ER DIE SECHS STRAHLEN ZUM LEUCHTEN BRINGT, WIRD SEIN HERZ ZUM SCHLÜSSEL DER ZEIT. DANN WIRD ER DIE UNSTERBLICHE WÄRME KENNEN.
    Das mochte auf den ersten Blick äußerst rätselhaft klingen, doch für Sam, der sich zu einem Experten in diesen Dingen entwickelt hatte, war dieser kurze Text ein wichtiger Schlüssel zur Lösung des Rätsels. Sein größtes Problem war, dass er nicht wusste, wie man die Länge der Zeitreise bestimmen konnte. So konnte es passieren, dass man fünfzig Jahre oder fünftausend Jahre zurückreiste. Wie sollte er unter diesen Bedingungen jemals zu seinem Vater gelangen? Andererseits ließ die Passage aus dem Zauberbuch den Schluss zu, dass man für den »Schlüssel der Zeit« – also um sein Ziel zu bestimmen – die besagten sieben Münzen brauchte, die es an den richtigen Stellen des Steins zu platzieren galt: diejenige, die das gewünschte Ziel angab, in der Mitte der Sonnenscheibe, die übrigen sechs in den Vertiefungen der sechs Strahlen rundherum. Sieben Münzen ... Das war genau, was er benötigte, um Allan zurückzuholen!
    Der letzte wichtige Gegenstand war ein Bildband, den Lili in der Stadtbibliothek von Saint Mary ausgeliehen hatte: Bran, der Wohnsitz Draculas. Er war einem von Vlad Tepes' zahlreichen Schlössern gewidmet, und eine Abbildung darin hatte die Aufmerksamkeit seiner Cousine erregt. Sie zeigte eine Gefängnismauer, in die mit ungelenken Buchstaben etwas eingeritzt war: HILF MIR SAM. Diese Nachricht musste von Allan stammen. Ein verzweifelter Hilferuf, ausgestoßen vor sechshundert Jahren aus den tiefsten Tiefen seines Verlieses! Der Autor des Bildbandes wusste sich anscheinend keinen Reim darauf zu machen. Sein Kommentar unter dem Foto lautete: »Diese Wandinschrift wurde bei den Restaurierungsarbeiten der Kellergeschosse von Schloss Bran freigelegt. Analysen haben ergeben, dass sie mehrere Hundert Jahre alt sein muss. Dass sie in englischer Sprache verfasst ist, gibt noch weitere Rätsel auf. Hatte Vlad Tepes bei einem militärischen Feldzug einen Untertanen des englischen Königs gefangen genommen? Und wer war jener Sam, an den dieser Hilferuf gerichtet war? Auf jeden Fall ist dies ein weiterer Beweis dafür, dass es sicher kein Vergnügen war, Gefangener des Fürsten der Walachei zu sein!«
    Nach reiflicher Überlegung war Sam allerdings zu einem anderen Schluss gekommen. Aus unerfindlichen Gründen musste Vlad Tepes beschlossen haben, seinen Vater nicht auf der Stelle hinzurichten. Er hatte ihn in einer seiner Zellen kaltgestellt, was ein klein wenig die Hoffnung nährte, ihn lebend wiederzufinden. Außerdem wies die Tatsache, dass Allan diese Worte in die Wand geritzt hatte, darauf hin, dass er von allen Menschen auf der Welt Sam für den einzigen hielt, der ihn retten konnte. Offenbar setzte er all sein Vertrauen in seinen Sohn, und Sam trug damit eine große Verantwortung. In gewissem Sinne hatten sich plötzlich die Rollen verkehrt: Jetzt war es Sams Aufgabe, auf seinen Vater aufzupassen. Und obwohl sie im Augenblick durch mehrere Jahrhunderte getrennt waren, wiederholte Sam jeden Morgen sein Versprechen: Er würde seinen Vater da rausholen, koste es, was es wolle.
    Sorgfältig ordnete Samuel seine Schätze wieder in den Karton zurück und schob ihn in den hintersten Winkel seines Kleiderschranks. Er schlüpfte in seine Hose und ging nach unten, um zu frühstücken. Er war davon ausgegangen, dass die anderen noch schliefen, doch als er in die Küche kam, saß dort schon Lili und löffelte ihr Müsli.
    »Lili, du bist schon auf?«
    »Schon seit fünf Uhr«, flüsterte sie etwas undeutlich mit vollem Mund. »Ich hatte einen Albtraum.«
    Sollte das ein Zufall sein?
    »Welcher Art?«, fragte er beiläufig, während er sich eine große Portion Cornflakes einfüllte.
    »Lauter Unsinn . . . Du kennst doch Nelson, Jennifers Bruder? Ich habe geträumt, dass wir bei ihnen am Swimmingpool wären und er plötzlich anfinge zu schmelzen, als wäre er aus Eis! Zuerst seine Füße, dann seine Hände und schließlich sein Kopf. Jennifer rannte panisch herum, holte Eiswürfel und rief nach
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