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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Autoren: J.R.R. Tolkien
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»vervollständigte und in sich stimmige Einheit« vorzuweisen (obgleich dies, so wie die Dinge hier lagen, nicht vollkommen erfolgreich sein konnte),hatte zur Folge, dass in der Buchausgabe seine verwickelte Geschichte nicht erläutert werden konnte.
    Was immer man darüber denken mag, das nicht voraussehbare Ergebnis war, dass sich die Rätselhaftigkeit, die »Das Silmarillion« umgab, noch verstärkte: Die Ungewissheit über das Alter des Werkes, ob es als »früh« oder »spät« anzusehen sei, das Ausmaß der Eingriffe und Manipulationen (oder gar Erfindungen) des Herausgebers erwiesen sich als Stolperstein und als eine Quelle vieler Missverständnisse. In Tolkien and the Silmarils (S. 93) hat Professor Randel Helms die Fragestellung wie folgt umrissen: »Jedermann, der wie ich am Ursprung des Silmarillion interessiert ist, wird die Nachrichten aus Mittelerde nicht nur wegen der spezifischen Eigenart dieses Buches lesen wollen, sondern auch, weil seine Beziehung zum Ersteren als Musterbeispiel für ein altes Problem literarischer Kritik gelten kann: Was ist ein literarisches Werk eigentlich? Ist es das, was es nach den Absichten (oder möglichen Absichten) des Autors sein soll, oder das, was ein späterer Herausgeber daraus macht? Für den Kritiker wird dieses Problem besonders wichtig, wenn, wie im Fall des Silmarillion, der Autor vor Vollendung seines Werkes stirbt und mehr als eine Fassung mancher Teile hinterlässt, die danach anderswo zur Veröffentlichung kommen. Welche Fassung soll der Kritiker als die ›wirkliche‹ Geschichte betrachten?«
    Doch er schreibt auch: »Christopher Tolkien hat uns in diesem Fall geholfen, indem er redlicherweise betont, dass Das Silmarillion in der Form, in der es uns vorliegt, die Erfindung des Sohnes und nicht die des Vaters ist«; dies indessen ist ein ernstes Missverständnis, zu dem meine eigenen Äußerungen Anlass gegeben haben.
    Professor Shippey wiederum akzeptiert zwar meine Versicherung (S. 169), dass ein »sehr hoher Anteil« des »Silmarillion«-Textes von 1937 in die Buchausgabe übernommen worden sei, sträubt sich hingegen an anderer Stelle, es anders zu sehen denn als ein »spätes« Werk, ja gar als das späteste seines Verfassers.
    Und in einem Artikel mit dem Titel »The Text of The Hobbit: Putting Tolkien’s Notes in Order« ( English Studies in Canada, VII, 2, Sommer 1981) kommt Constance B. Hieatt zu dem Schluss, dass es »in der Tat vollkommen klar ist, dass wir nie imstande sein werden, die Denkprozesse nachzuvollziehen, die dem Silmarillion zugrunde liegen«.
    Doch trotz der Schwierigkeiten und ungeklärten Fragen ist eines sicher und offenkundig: Für den geistigen Vater von Mittelerde und Valinor gab es tiefe Zusammenhänge und lebendige Wechselbeziehungen zwischen all den Zeiten, Orten und Geschöpfen, wenn auch die literarische Gestalt und einige Teile der Konzeption aus der Rückschau eines langen Lebens etwas »proteushaft« erscheinen mochten. Er verstand nur zu gut, dass viele entzückte Leser des Herrn der Ringe in Mittelerde nie mehr sehen wollten als den Schauplatz der Erzählung, und dass sie bei all ihrer Freude über die »Tiefe« nicht wünschten, dass man diese bis zum Grund auslote. Doch diese »Tiefe« ist natürlich keine Illusion wie eine Reihe imitierter Buchrücken, hinter denen kein Buch steckt; und Quenya und Sindarin sind komplexe Gebilde. Es ist völlig legitim, diese Welt zu erforschen, ganz unabhängig von literaturkritischen Überlegungen; und es ist angemessen, zu versuchen, ihre Struktur in all ihren Dimensionen vom Mythos ihrer Schöpfung her zu begreifen. Jede Person, jedes Detail der erfundenen Welt, die ihrem Schöpfer wichtig schienen, sind dann für sich genommen der Aufmerksamkeit wert: Manwe oder Feanor nicht weniger als Gandalf oder Galadriel, die Silmaril nicht weniger als die Ringe; die Große Musik, die göttlichen Hierarchien, dieWohnsitze der Valar und die Schicksale der Kinder Ilúvatars sind wichtige Elemente, wenn man das Ganze begreifen will. Solche Untersuchungen sind prinzipiell durchaus erlaubt; sie ergeben sich, wenn man die imaginäre Welt als Gegenstand des Gedankenspiels und des Studiums begreift, eine Welt, die der Betrachtung ebenso würdig ist wie viele andere Gegenstände in unserer allzu fantasielosen Welt. Diese Überzeugung und das Bewusstsein, dass andere ebenso empfanden, veranlassten mich, die Verschollenen Geschichten zusammenzustellen.
    Doch der Blickwinkel, unter dem der Autor
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