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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Autoren: J.R.R. Tolkien
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veröffentlicht wurde, hat es keinen »Rahmen« und vermittelt keine Vorstellung von dem, was es ist und wie es (in der erfundenen Welt) entstand. Dies ist, wie ich jetzt meine, ein Fehler gewesen.
    Der oben zitierte Brief aus dem Jahr 1963 zeigt, dass mein Vater sich über die Art und Weise Gedanken machte, in der die Sagen der Altvorderenzeit dargeboten werden könnten. In der ursprünglichen Form (der des Buches der Verschollenen Geschichten) kommt ein Mensch, Eriol, am Ende einer langen Reise über den Ozean zu der Insel, wo die Elben wohnen, und lernt aus deren eigenen Erzählungen ihre Geschichte kennen; dieser Ansatz war (allmählich) aus dem Blickfeld geraten. Als mein Vater 1973 starb, befand sich »Das Silmarillion« in einem bezeichnenden Zustand der Unordnung: Die früheren Teilewaren stark überarbeitet oder größtenteils neu geschrieben worden, die Schlussteile waren noch so, wie er sie etwa zwanzig Jahre zuvor hatte liegenlassen; doch in der letzten Niederschrift gibt es keinen Hinweis auf einen »Plan« oder »Rahmen«, in den das Ganze eingebettet werden sollte. Ich glaube, dass er am Ende der Meinung war, nichts mehr könne der Sache nützen und kein erklärendes Wort solle darüber verloren werden, wie es dazu kam, dass es (in der erfundenen Welt) aufgeschrieben wurde.
    In der ersten Ausgabe des Herrn der Ringe übergab Bilbo in Bruchtal als Abschiedsgeschenk Frodo »ein paar Bücher des Wissens, die er zu verschiedenen Zeiten mit seiner zierlichen Handschrift geschrieben hatte, und auf den roten Rücken stand: Übersetzungen aus dem Elbischen von B.B.«. In der zweiten Ausgabe (1966) sind daraus »drei Bücher« geworden, und in den Anmerkungen zu den Aufzeichnungen vom Auenland, die der Einführung dieser Ausgabe hinzugefügt wurden, sagte mein Vater, dass der Inhalt der »drei großen, in rotes Leder gebundenen Bände« im Roten Buch der Westmark erhalten geblieben sei, das von König Findegils Schreiber im Jahre 172 des Vierten Zeitalters in Gondor angefertigt worden ist. Und es heißt weiter: »Diese drei Bände erwiesen sich als ein Werk von großer Sachkenntnis und Gelehrsamkeit, für das … [Bilbo] alle ihm in Bruchtal zugänglichen Quellen, lebende wie geschriebene, benutzt hatte. Frodo machte indes wenig Gebrauch von ihnen, da sie fast ausschließlich die Altvorderenzeit behandelten, deshalb sei hier nicht mehr darüber gesagt.« ( Die Gefährten, S. 31)
    In The Complete Guide to Middle-Earth sagt Robert Foster: » Quenta Silmarillion war ohne Zweifel eine von Bilbos Übersetzungen aus dem Elbischen, überliefert im Roten Buch der Westmark.« Dies habe auch ich angenommen. Die »Bücher desWissens«, die Bilbo Frodo gab, enthielten schließlich die Lösung: Sie waren »Das Silmarillion«. Doch abgesehen von dieser Äußerung gibt es meines Wissens nirgendwo in den Schriften meines Vaters einen weiteren Hinweis hierzu; und ich sträubte mich (zu Unrecht, wie ich heute meine), diesen Weg weiterzugehen und eindeutig auszusprechen, was ich nur vermutete.
    Es gab drei Möglichkeiten: Ich konnte die Veröffentlichung des »Silmarillion« auf unbestimmte Zeit zurückstellen mit der Begründung, das Werk sei unvollständig und zwischen seinen Teilen bestehe kein Zusammenhang. Ich konnte die Eigenart des Werkes, so wie es war, akzeptieren und, um mein Vorwort zur Buchausgabe zu zitieren, den Versuch unternehmen, »die Vielfalt der Texte zwischen den Deckeln eines einzigen Buches darzubieten – und Das Silmarillion so als die in Fortgang und Entwicklung begriffene Schöpfung vorzuweisen, die es in Wahrheit ist«; und dies hätte, wie ich in Nachrichten aus Mittelerde (S. 9) schrieb, einen »Komplex voneinander abweichender, durch Kommentare verbundener Texte« zur Folge gehabt – ein weit größeres Unterfangen, als diese Worte verraten. Letztlich entschied ich mich für den dritten Weg, nämlich »einen einzigen Text herauszuarbeiten, indem ich so auswählte und anordnete, dass – wie mir schien – eine möglichst zusammenhängende und in sich stimmige Erzählung zustande kam«. ( Das Silmarillion, S. 16) Als ich schließlich zu dieser Entscheidung gelangt war, konzentrierte sich die editorische Arbeit, die ich und Guy Kay (der mir half ) leisteten, auf das Ziel, das mein Vater in jenem Brief aus dem Jahr 1963 gesteckt hatte: »Die Sagen müssen überarbeitet … und miteinander abgestimmt werden; dann müssen sie mit dem H. R. verbunden werden.« Die Aufgabe, »Das Silmarillion« als eine
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