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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Darstellung leider viel Arbeit erfordern, und das geht bei mir alles so langsam. Die Sagen müssen überarbeitet (sie wurden zu verschiedenen Zeiten geschrieben, manche schon vor vielen Jahren) und miteinander abgestimmt werden; dann müssen sie mit dem H. R. verbunden werden; und dann müssen sie in eine Art Abfolge gebracht werden. Kein einfaches Schema wie etwa der Hergang einer Reise oder Fahrt bietet sich an. Ich habe selbst meine Zweifel an dem Unternehmen …«
    Als sich nach seinem Tod die Frage einer Veröffentlichung des »Silmarillion« in irgendeiner Form erhob, maß ich seinen Zweifeln keine Bedeutung bei. Die Wirkung, welche die »kurzen Ansichten von einer weitläufigen Geschichte im Hintergrund« im Herrn der Ringe haben, ist unbestreitbar und von größter Bedeutung, doch ich glaube nicht, dass die dort mit solcher Meisterschaft eingestreuten »Ansichten« alles weitere Wissen um die »Geschichte« ausschließen sollten.
    Der literarische »Eindruck von Tiefe … [hervorgerufen] durch Lieder und Abschweifungen« kann nicht zu einem Kriterium gemacht werden, an dem man ein Werk mit einer völlig anderen Konzeption misst. Dies würde bedeuten, dass man die Altvorderenzeit allein nach ihrer Funktion im Herrn der Ringe beurteilt. Man sollte auch den Kunstgriff der kurzen Rückblende innerhalb der erzählten Zeit auf zeitlich entrückte Ereignisse (deren Anziehungskraft in ihrer eigentümlichenVerschwommenheit liegt) nicht ohne weiteres so verstehen, als ob eine ausführliche Schilderung der mächtigen Könige von Nargothrond und Gondolin einer gefährlichen Annäherung an den Grund des Brunnens gleichkommen würde, wogegen eine Beschreibung der Schöpfung bedeutete, dass der Grund erreicht und die »Tiefe« endgültig verlorengegangen wäre – »nichts bliebe, das weiter in die Vergangenheit zurückreichte«. Im Gegenteil: »Tiefe« in diesem Sinne verweist auf eine Beziehung zwischen verschiedenen zeitlichen Schichten oder Ebenen innerhalb derselben Welt. Vorausgesetzt, der Leser hat in der erzählten Zeit einen Bezugspunkt, von dem aus er zurückblicken kann, so wird ihm das außerordentliche Alter des Allerältesten ständig bewusst. Und die bloße Tatsache, dass der Herr der Ringe ein solch starkes Bewusstsein einer wirklichen Zeitstruktur schafft (weit stärker als durch bloße chronologische Treue und Auflistung von Daten), reicht aus, um für diesen notwendigen Bezugspunkt zu sorgen. Wenn man Das Silmarillion liest, muss man sich in Gedanken in das ausgehende Dritte Zeitalter versetzen – nach Mittelerde und zurück zum (zeitlichen) Punkt von Sam Gamdschies »Das gefällt mir!« – und hinzufügen: »Ich möchte mehr darüber erfahren«. Mehr noch: die gedrängte oder verkürzende Form und Schreibart des Silmarillion und eine Ahnung von Zeitaltern voller Poesie und »Kunde«, die darunterliegen, vermitteln sehr stark einen Eindruck von »unerzählten Geschichten« – auch dann noch, wenn diese erzählt werden; der Eindruck von »Ferne« geht nie verloren. Es gibt kein erzählerisches Vorwärtsdrängen und keine Vorausdeutungen auf zukünftige Ereignisse. Wir sehen die Silmaril nicht so, wie wir den Ring sehen. Der Schöpfer des »Silmarillion«, wie er selbst vom Dichter des Beowulf sagte, »erzählte von Dingen, die schon alt und kummerbeladen waren, und er verwandte seine Kunst darauf, jene Spuren imHerzen sichtbar zu machen, welche Leiden hinterlassen, die zugleich quälend und entrückt sind«.
    Wie inzwischen vollständig belegt ist, wünschte mein Vater sehr, »Das Silmarillion« zusammen mit dem Herrn der Ringe zu veröffentlichen. Ich sage nichts über die Durchführbarkeit des Vorhabens zu jener Zeit; ich stelle auch keine Vermutungen darüber an, welches spätere Schicksal ein viel längeres zusammengefügtes Werk, vier- oder fünfteilig, gehabt hätte, oder über die verschiedenen Wege, die mein Vater dann hätte einschlagen können – denn dadurch wäre die weitere Entwicklung des »Silmarillion« selbst, die Geschichte der Altvorderenzeit, unmöglich geworden. Jedoch durch die postume Veröffentlichung des »Silmarillion« nahezu ein Vierteljahrhundert später wurde die natürliche Publikationsfolge des gesamten »Mittelerde-Komplexes« umgekehrt; und man kann sicherlich darüber streiten, ob es klug war, 1977 eine Fassung des allerersten »Sagenschatzes« als selbständige Publikation herauszubringen, gewissermaßen mit dem Anspruch, es spreche für sich selbst. So, wie das Werk
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