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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen
Autoren: Colleen Gleason
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leise auf die Stimmen zu. Schließlich entdeckte sie das Paar am Ende des Pfads. Die beiden standen unter dem schützenden Dach eines mit Fliederblüten überladenen Astes. Voll Unschuld und Wonne sah die blonde Frau zu dem Mann empor, und er lächelte zu ihr hinunter. Obwohl das Lächeln nicht ihr galt, spürte Victoria seine betörende Macht. Sie umfasste den Pflock fester und schlich auf sie zu.
    Jetzt war sie nahe genug, um die Frau atmen zu sehen, sie sah das Heben und Senken ihrer Brust und die hohen, scharf geschnittenen Wangenknochen ihres Ziels. Groß und dunkel war er; mit seinem attraktiven Gesicht und dem kantigen Kinn sah er aus wie ein arroganter Aristokrat.
    Wie würde es sich anfühlen, ihm den Pflock in die Brust zu rammen? Würde sie ihn durch Kleidung und Knochen treiben müssen? Wie hart würde sie zustoßen müssen? Oder war das Herz, weil es seine Schwachstelle darstellte, schutzlos und damit leicht zu durchbohren?
    Sie berührte ihr Kruzifix und betete, dass sie die Kraft haben würde. Sie hatte nur eine einzige Chance.

    Nun durfte sie nicht länger warten. Er streichelte mit den Händen über die nackten Arme der Frau, die ihn anlächelte und sich an seinen Körper schmiegte. Sie sahen aus, als würden sie sich gleich küssen, aber Victoria wusste, dass es anders kommen musste. Jeden Moment konnte sein Gesicht sich verändern … seine Augen würden brennend rot werden und die Fangzähne hervortreten, um sich in die weiße Haut der Frau zu graben.
    Jetzt. Sie musste handeln.
    Die Finger um den Pflock gekrampft, sprang Victoria mit hoch erhobenem Arm und den Blick auf die breite Brust des Vampirs gerichtet aus der Dunkelheit. Aber noch während sie sich bewegte, während sie sich bereit machte, den Pflock ins Ziel zu bringen, öffnete die Frau den Mund, und etwas Weißes blitzte auf.
    Völlig perplex gelang es Victoria im allerletzten Moment, herumzuwirbeln und sich auf die zierliche Blondine mit den rot funkelnden Augen und den tödlichen Fangzähnen zu stürzen. Es geschah so schnell, dass der Vampir keine Chance hatte, sich von seiner Überraschung zu erholen. Victoria machte sich das Kraftmoment ihres abrupten Richtungswechsels zunutzte und rammte den Pflock in die Brust der Frau.
    Er durchbohrte ihre Haut mit Ekel erregender Leichtigkeit. Victoria fühlte nur einen minimalen Widerstand, ein kleines Plopp, dann glitt die Waffe hindurch. Es war, als würde man einen Stock in eine Schüssel voll Sand bohren.
    Die Vampirin erstarrte, ihr Mund vor Entsetzen und Schmerz geöffnet, die Augen weit aufgerissen und glimmend rot. Und dann löste sie sich mit einem leisen Fft! auf. Sie zerfiel zu Staub und war verschwunden.

    Einfach so.
    Victoria stand keuchend da und starrte auf die Stelle, wo die abscheuliche Kreatur eben noch gewesen war.
    Sie hatte es vollbracht.
    Sie hatte einen Vampir getötet.
    Ihr zitterten die Knie, und ihr Atem ging stoßweise. Sie musterte ihren Pflock, um zu sehen, ob Blut daran war.
    Er war sauber.
    »Sie hatten die Absicht, mich zu pfählen, nicht wahr?«, ließ sich eine eisige Stimme vernehmen.
    Victoria hob den Blick und stellte fest, dass der Mann sie mit entschieden unfreundlicher Miene anstarrte. »Ich...« Was sagte man nur zu dem Opfer, das man gerade davor bewahrt hatte, von einem Vampir gebissen zu werden?
    »Sie haben mich für einen Vampir gehalten.«
    Victoria verkniff es sich, ihn darauf hinzuweisen, dass es ein verständlicher Irrtum gewesen war - mit seinem glänzenden schwarzen Haar und den scharf gemeißelten Gesichtszügen sah er gefährlich und wenig vertrauenswürdig aus. »Man sollte meinen, Sie wären ein wenig dankbarer, nachdem ich Ihnen gerade das Leben gerettet habe«, antwortete sie steif.
    Sein Lachen klang entschieden sardonisch. »Der Tag muss erst noch kommen, an dem ich ein Mädchen brauche, damit es mir das Leben rettet. Mich vor einem Vampir beschützt.« Er lachte wieder.
    In diesem Moment entdeckte Victoria, dass er etwas in der Hand hielt. War das etwa ein... Pflock? »Wer sind Sie?«
    »Maximilian Pesaro, großmeisterlicher Vampirjäger.«

Kapitel 2
    In welchem eine schmerzhafte Bindung eingegangen wird
    E s war lediglich eine Vorsichtsmaßnahme, meine Liebe«, erklärte Eustacia, als sie sich mit knackenden Gelenken und schmerzenden Muskeln in ihren Lieblingssessel sinken ließ. Sie bevorzugte ihn nicht nur wegen der großzügig gepolsterten Sitzfläche und Armlehnen, sondern auch wegen des kleinen Chippendale-Tisches daneben,
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