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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand
Autoren: Andrea Schacht
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eine kleine Zufütterung.«
    »Sie könnte auch mausen.«
    »Davon verstehst du nichts«, war die barsche Antwort.
    Teufelchen fiel mit Feuereifer über die fette Wurst her, und Almut schüttelte betroffen den Kopf.
    »Nein, weder bin ich Katze noch Mutter. Also hast du wohl recht.«
    »Du hast nur eine spitze Zunge.«
    »Heute nicht, heute hat Clara die. Hast du die süßen Wecken schon fertig?«
    »Willst du dir die in die Ohren stopfen, damit dich Claras Geißelhiebe nicht treffen?«
    »Nein, ihr in den Rachen.«
    »Was hat sie denn?«
    »Das will ich ja herausfinden.«
    Flugs hatte Gertrud zwei noch warme Wecken aus einem zugedeckten Korb geholt, aufgeschnitten und reich mit Honig bestrichen. »Du wirst für deinen eigenen Rachen einen brauchen. Nun verschwinde aus meiner Küche. Ich hab keine Zeit für müßiges Geschwätz.«
    »Danke Gertrud. Du hast so ein sonniges Gemüt!«
    Erheitert wandte Almut sich zu ihrem Häuschen und erklomm die Stiege in das obere Stockwerk, wo sich ihre und Claras Kammer befand.
    Die Tür zu Claras Raum stand offen, sie selbst saß an ihrem Schreibpult und spielte mit der Feder, hatte aber die Augen geschlossen. Sie sah müde und erhitzt aus.
    »Ich habe dir einen Wecken aus der Küche mitgebracht«, sprach Almut sie leise an.
    Träge öffnete Clara die fiebrig glänzenden Augen.
    »Iss ihn selbst, ich habe keinen Hunger.«
    »Du bist krank.«
    »Ich bin nie krank!«, zischte sie zurück.
    »Clara, du hast eine empfindliche Gesundheit, das wissen wir doch alle.«
    Clara öffnete den Mund, um eine vernichtende Antwort zu geben, schluckte sie dann aber mühsam hinunter und nickte dann. »Habe ich. Darum lass mich nun alleine. Ich habe dir eine Abschrift der Übersetzung auf den Tisch gelegt. Ich sag’s dir gleich, das war die letzte, die ich je gemacht habe.«
    »Aber...«
    »Und - bitte - lass mich jetzt alleine.«
    Almut ließ den einen süßen Wecken bei ihr, in den anderen grub sie genussvoll die Zähne, während sie in ihrer Kammer die säuberliche Handschrift studierte, in der die weisen Sprüche Salomos niedergeschrieben waren.

3. Kapitel
    Zur nämlichen Zeit klopfte Pater Ivo an die Tür des Abtes von Groß Sankt Martin. Bruder Johannes öffnete ihm, nickte ihm gemessen zu und verließ den Raum. Theodoricus schlug den schweren Codex zu, in dem er gelesen hatte und betrachtete den schwarzen Mönch von oben bis unten.
    »Du kommst spät, Ivo. Wir hatten dich schon vor zwei Tagen erwartet.«
    »Es gab noch etwas zu erledigen«, brummte der Pater und fügte hinzu: »Und der lahme Klepper, den Ihr mir gegeben habt, keuchte wie eine neunzigjährige Vettel mit galoppierender Schwindsucht. Hab ihn die Hälfte des Wegs am Zügel führen müssen.«
    »Du hast darauf bestanden, die Mähre zu nehmen. Du hättest dir ein besseres Pferd besorgen können.«
    »Hätte ich.«
    Der Abt schmunzelte und goss aus einem Krug ein schäumendes Getränk in einen silbernen Becher.
    »Da, spül den Reisestaub hinunter. Und deine Brummigkeit. Und dann berichte.«
    Der Benediktiner ergriff den Becher, setzte sich auf die gepolsterte Bank am Fenster und nahm einen langen Schluck.
    »Ein ordentliches Bier!«
    »Wohl wahr. Unser Camerarius hat der jungen Trine das Rezept abgeschwatzt. Jetzt macht er ein fürchterliches Geheimnis um seine Braukunst. Aber er hat das Zeug für mich reserviert, und dafür bin ich ihm dankbar. Hat manchmal Vorteile, Abt zu sein!«
    »Bestimmt!«
    Theo schnaubte ob des trockenen Tonfalls. Dann grinste er und zuckte mit den Schultern. »Nicht, dass du irgendeine Aussicht auf den Posten hättest. Warst du schon bei deiner Begine?«
    »Noch nicht. Ich bin eben erst eingetroffen.«
    »Ganz der pflichtgetreue Bruder. Der Diakon des Erzbischofs hat übrigens zu verstehen gegeben, dass der Erteilung des Dispens’ nichts mehr im Weg steht. Nur war Friedrich noch bei seiner Schwester und ist erst vor wenigen Tagen nach Poppelsdorf zurückgekehrt. Aber der Diakon hat mir versprochen, ihm das Dokument sofort zum Siegeln vorzulegen. In wenigen Tagen, Ivo, wirst du frei und ungebunden sein.«
    Eine seltsame Bewegung glitt über das braungebrannte Gesicht des Paters, und Theo nickte verständnisvoll.
    »Komm, wir teilen uns den Rest, dann gibt es erst einmal für ein paar Tage nichts von diesem göttlichen Gesöff.«
    »Hat dich der Bruder Camerarius auf Ration gesetzt?«
    »Nein, nein. Nur es hat - einen Zwischenfall gegeben.«
    »Aha.«
    »Du brauchst überhaupt nicht auf diese Art die
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