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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand
Autoren: Andrea Schacht
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Frieden mit Gott macht. Seid Ihr bereit, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, Almut?«
    »Ja, Ivo.«
    So traten sie an das Lager, und ein geisterhaftes Lächeln erschien auf dem eingefallenen Gesicht des Sterbenden.
    Almut beugte sich zu ihm nieder und küsste ihn auf die Wange. Sie wusste, woran er dachte. Als sie ihm das erste Mal begegnet war und ihm geholfen hatte, eine Herzschwäche zu überwinden, hatte er gemurmelt, er habe es nicht verdient, in den Armen einer schönen Frau zu sterben. Darum flüsterte sie ihm nun zu: »Doch, Herr Gauwin, Vater, Ihr habt es verdient«, und schob ihren linken Arm unter seine Schultern.
    Noch einmal bildete sich das winzige Fältchen Heiterkeit in seinen Augenwinkeln, dann glitt sein Blick herrisch zu Theodoricus. Der nickte Ivo zu, und dieser trat an die andere Seite des Lagers.
    »Es soll sein, wie Ihr wünscht, Vater.«
    Und Theo nahm die Hände der beiden und fügte sie über der Brust des Sterbenden zusammen.
    Dann deckte er Gauwins Hände darüber. Leon reichte dem Abt das Brevier, und Theo las mit bewegter Stimme die Worte des Weisen: »›Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen. Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen, und Nahrung wird ihm nicht mangeln. Sie tut ihm Liebes und kein Leid ihr Leben lang.‹«
    Leon kniete neben Aziza, Frau Nelda neben den Witwen, Georg Krudener neben Trine und dem leise schniefenden Pitter. Sie lauschten in der Wärme des goldenen Frühsommertags dem innigen Trauversprechen, das sich die beiden Menschen gaben, die auf so schwierigen und doch wunderbaren Wegen zueinandergefunden hatten.
    Theo sprach ein Gebet und erflehte den Schutz des Bundes von Gott, seinem Sohn und der barmherzigen Mutter.
    Ivo vom Spiegel aber sah sein Weib an und sprach: »›Ihre Söhne stehen auf und preisen sie, ihr Mann lobt sie: Es sind wohl viele tüchtige Frauen, du aber übertriffst sie alle.‹«
    Als die Worte verklungen waren, brummelte eine kleine Honigbiene durch das offene Fenster. Ihr Summen war der einzige Laut, der zu hören war, während sich die Stille im Zimmer ausdehnte.
    Dann bewegten sich noch einmal, zart wie ein Flügelschlag, Gauwin vom Spiegels Finger, und mit seinem letzten Lebensatem hauchte er: »Segen.«
     
    So endet die Geschichte von der grauen Begine Almut, die nun die Herrin vom Spiegel ist und Pater Ivo, dessen schwarze Kutte irgendwo in den Truhen von Groß Sankt Martin vermodert, denn er hat die ihm gebührende Stellung als der Herr vom Spiegel angenommen.
     
    Und da sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute - in meiner und hoffentlich auch Eurer Phantasie.
     
    Zum Trost aber möchte ich Euch noch berichten, dass just neun Monate später, an einem frühlingshaften Märzmorgen des Jahres 1378 Almut von zwei gesunden Kindern entbunden wurde, einem Mädchen, das die glücklichen Eltern Alyss nannten, und einen Jungen, dem sie den Namen Marian gaben.

»Des Harfenspielers Sohn warnt vor den Folgen.
Beachtet die weisen Worte.
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Ihcge xvifritn ieukbt ml itti htgtrohlgit.« (S. 77 f.)
     
     
    Die kluge Clara konnte das Rätsel entschlüsseln.
Möge der aufmerksame Leser es ihr gleichtun.
Des Rätsels Lösung liegt im Roman verborgen.
     
    Die zehn schnellsten Einsender der Auflösung
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Mehr Informationen zur Autorin
unter: www.andrea-schacht.de

Verlagsgruppe Random House
     
     
     
    1. Auflage
Originalausgabe Juli 2008 bei Blanvalet,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe
Random House GmbH, München.
    © 2008 by Verlagsgruppe Random House GmbH
    Redaktion: Dr. Rainer Schöttle
Umschlaggestaltung: HildenDesign
Umschlagcollage: © The Bridgeman Art Library/
AKH-Images, Berlin
lf · Herstellung: Heidrun Nawrot
Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck
    eISBN : 978-3-641-01955-6
     
    www.blanvalet.de
    www.randomhouse.de
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