Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
schwer, dass die Windschutzscheibe zweigeteilt sein musste. Die verwundbare Stelle des Schützenpanzers war der Metallrahmen zwischen den beiden Scheiben.
    Er hakte den Karabiner seines Gurtzeugs in das straff gespannte Seil ein. Gut dreißig Meter hinter sich hörte er die Rebellen auf das Flachdach stürmen. Als sie den Scharfschützen entdeckten, warfen sie sich herum, um im Laufen auf ihn zu schießen, wobei sie unbemerkt gegen einen dünnen Draht rannten. Im nächsten Augenblick verschwanden sie in der Detonation der letzten C4
    Ladung, die der Attentäter am Vorabend angebracht hatte.
    Ohne sich umzudrehen, um das Blutbad hinter sich zu begutachten, prüfte der Mann das Seil und schwang sich über die Dachbrüstung. Als er das Seil hinunterglitt, hob er so die Beine, dass die Spikes auf das Mittelstück zwischen den beiden Panzerglasscheiben zielten. Traf er es nicht ganz genau, würde es halten – und er hatte gute Chancen, sich ein Bein zu brechen.
    Die Wucht des Aufpralls zuckte durch seine Beine bis ins Rückgrat nach oben, während die Titan- und Korundspikes das Mittelstück wie eine Konservenbüchse eindrückten, sodass die Scheiben nach innen fielen. Mit großen Teilen der Windschutzscheibe krachte er durch die Fensteröffnung ins Fahrzeuginnere. Ein Brocken traf den Fahrer am Hals und trennte ihm fast den Kopf vom Rumpf. Der Attentäter warf sich nach links. Der Leibwächter auf dem Beifahrersitz war mit dem Blut des Fahrers bedeckt. Er griff nach seiner Pistole, doch der Attentäter packte mit starken Händen seinen Kopf und brach ihm das Genick, bevor er einen Schuss abgeben konnte.
    Die beiden anderen Leibwächter auf den Notsitzen direkt hinter dem Fahrer schossen wild auf den Attentäter, der ihren Kameraden vor sich hielt und dessen Körper als Kugelfang nutzte. Aus dieser improvisierten Deckung heraus benützte er die Pistole des Toten, um beide Leibwächter mit je einem Schuss in die Stirn zu erledigen.
    Damit war nur noch Chalid Murat übrig. Das Gesicht des Tschetschenenführers war eine von Hass verzerrte Maske. Er hatte die Tür aufgestoßen und rief laut nach seinen Männern. Der Attentäter sprang ihn an und schüttelte den großen Mann wie ein Terrier eine Bisamratte; Murats Kiefer schnappten zu und hätten ihn fast ein Ohr gekostet. Ruhig, methodisch, fast genüsslich legte er Murat die Hände um den Hals, starrte ihm ins Gesicht und drückte beide Daumen in den Ringknorpel des Kehlkopfs des Tschetschenen. Murats Hals füllte sich augenblicklich mit Blut, was ihm alle Kraft raubte und ihn langsam erstickte. Er schlug wild um sich; seine Hände trafen Gesicht und Kopf des Attentäters. Aber das nützte nichts mehr. Murat ertrank im eigenen Blut. Seine Lunge füllte sich, und seine Atmung wurde unregelmäßig, röchelnd.
    Er spuckte Blut, dann verdrehte er die Augen nach oben.
    Der Attentäter ließ den schlaffen Körper sinken, kletterte wieder auf den Vordersitz und stieß die Leiche des Fahrers aus der Tür. Bevor die letzten überlebenden Rebellen reagieren konnten, legte er den ersten Gang ein und gab Vollgas. Der BTR-60 BP schoss vorwärts wie ein Rennpferd aus der Startmaschine, überwand die Hindernisse aus Beton und Makadam und schien sich dann in Luft aufzulösen, als er in dem Krater verschwand, den eine der Sprengladungen in die Straße gerissen hatte.
    Unter der Erde schaltete der Attentäter hoch und raste durch die enge Röhre eines Abwasserkanals davon, den die Russen verbreitert hatten, um ihn für Überfälle auf Stellungen der Rebellen benützen zu können. Funken flogen, als die Stahlkotflügel immer wieder die halbkreisförmig betonierten Tunnelwände streiften. Trotzdem war er jetzt in Sicherheit. Sein Einsatz hatte geendet, wie er begonnen hatte: mit der perfekten Präzision eines Uhrwerks.
    Nach Mitternacht verzogen die giftigen Wolken sich allmählich und gaben endlich den Blick auf den Mond frei.
    Die mit Schadstoffen belastete Atmosphäre ließ ihn rötlich leuchten, und sein sanftes Licht wurde hier und da von den noch immer brennenden Feuern überstrahlt.
    Zwei Männer standen mitten auf einer stählernen Bogenbrücke. Unter ihnen spiegelten sich die verkohlten Trümmer, die ein endloser Krieg zurückgelassen hatte, in träge fließendem Wasser.
    »Auftrag ausgeführt«, sagte der erste Mann. »Chalid Murat ist auf eine Weise ermordet worden, die größtes Aufsehen erregen muss.«
    »Ich hatte nicht weniger erwartet, Chan«, antwortete der zweite Mann. »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher