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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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irgendwelcher himmlischer Chöre. Er erinnerte sich bloß daran, dass er mit einer Schusswunde in der Brust auf dem Quinoa-Feld das Bewusstsein verloren hatte und dann auf dem Altar wieder aufgewacht war. Dazwischen gab es in seiner Erinnerung nur gähnende Leere.
    Er runzelte die Stirn. Übel nehmen konnte er dem Schicksal diese kleine mentale Lücke nicht. Er lebte – und darüber hinaus schlief eine wundervolle, rothaarige irische Archäologin neben ihm. Er ließ den Blick über die schlafende Maggie gleiten und schob ihr sanft eine lose Strähne aus dem Gesicht. Er sollte sie wecken, immerhin würden sie gleich landen. Aber dazu hatte er überhaupt keine Lust. Es war schön, sie so nah bei sich zu haben. Selbst wenn er lediglich ein gemütliches Kissen darstellte. Er nahm die Finger aus ihren Haaren und schob jede weitere Überlegung weit von sich. Es ließ sich unmöglich vorhersagen, worauf es mit ihnen beiden letztlich hinausliefe.
    Mit einem Hüpfer setzte das kleine Flugzeug am Flugplatz auf.
Das Gerüttel und Gejaule der hydraulischen Bremsen ließ die Passagiere hochschrecken. Gesichter mit noch trüben Augen beugten sich vor und spähten aus den Fenstern.
»Wir sind schon da?«, fragte Maggie und unterdrückte ein Gähnen. »Ich könnte schwören, gerade erst eingeschlafen zu sein.«
Sam verdrehte die Augen. Ihm war der Flug endlos vorgekommen. »Ja. Willkommen in Cusco.«
Sie hörten den gemurmelten Wortwechsel des Piloten mit dem Tower, als sie auf den winzigen Terminal zurollten. Onkel Hank löste die Gurte an seinem Sitz, streckte sich und schob sich zwischen den dicht beieinander stehenden Sitzen durch.
    Weitere Pläne und Arrangements, dachte Sam.
Zuvor hatte er die Dringlichkeit in Frage gestellt, mit der sein Onkel nach Cusco wollte, doch der hatte seine Einwände sanft zurückgewiesen. Als Sam auf seinem Standpunkt hatte beharren wollen, hatte ihn Maggie mit einem Kopfschütteln davon abgehalten. »Lass ihm seinen Willen.«
Jetzt warf ihr Sam einen Blick zu. Sie sah seinen Onkel mit Augen voller Schmerz an. Was stimmte da nicht? Was hatten sie ihm verschwiegen?
»Wer sind diese ganzen Leute da draußen?«, fragte Norman hinter ihnen.
Sam beugte sich wieder zum Fenster hinüber. Neben dem Rollband am Terminal hatte sich eine kleine Menge versammelt. Die Hälfte davon trug die Khakiuniformen der hiesigen Polizei und hatte Gewehre über der Schulter. Auf anderen Schultern saßen Nachrichtenkameras; die Mikrofone waren bereit. Die andere Hälfte stellte eine Mischung aus Einheimischen sowie Männern dar, die für dieses Klima viel zu warme Anzüge trugen. Letztere sahen aus wie Regierungsmitglieder.
Anscheinend hatte der Notruf seines Onkels in ein Wespennest gestochen.
Die Maschine rollte näher heran. Der Pilot löste seine Sicherheitsgurte, verließ das Cockpit und ging dann zur Tür. Henry hielt den Kopf gesenkt, als er etwas mit ihm besprach, daraufhin warf der schlanke Mann die Tür auf und trat den Haken los, um die Treppe herabzulassen.
Selbst im Innern der Maschine hörte Sam das MG-gleiche Klicken von Kameraauslösern und das Stimmengewirr.
Sein Onkel blieb in der Öffnung stehen und wandte sich zu ihnen um. »Leute, jetzt müssen wir uns der Presse stellen. Denkt daran, was wir besprochen haben … wie wir für den Augenblick auf jede Frage antworten wollen.«
»Kein Kommentar«, warf Norman ein.
»Sin cometario«, echote Denal auf Spanisch.
»Genau«, sagte Henry. »Bis wir die Dinge geklärt haben, sprechen wir nur mit den offiziellen Vertretern.«
Ein allgemeines Kopfnicken. Insbesondere bei Sam. Er legte keinen gesteigerten Wert darauf, seine Wiederauferstehung mit der internationalen Presse zu diskutieren.
»Dann los.« Henry zog den Kopf ein und alle anderen folgten ihm die Treppe hinab.
    Beim Verlassen des Flugzeugs zuckte Henry zusammen. Selbst an einem strahlend hellen Nachmittag ließen einen Kamerascheinwerfer und Blitzlichter nahezu erblinden. Stimmen riefen ihnen etwas zu: auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch. Eine Kette von Polizisten hielt die Leute zurück.
    Stolpernd trat Henry vor und ließ seinen Blick die Menge durchforsten. Joan. Ein Teil von ihm hatte insgeheim darauf gehofft, dass sein verzweifelter Anruf bei den Behörden in Cusco vielleicht rechtzeitig eingetroffen war. Während des Flugs hierher hatte er zwar Bruchstücke der Berichte per Funk mitbekommen, aber die waren sehr vage: der Militäreinsatz in der Abtei, dem ein heftiger Schusswechsel
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