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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels
Autoren: James Rollins
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und sah, dass Sam ihn anlächelte. Maggie saß neben ihm.
»Gott sei Dank!«, seufzte Henry.
»Gott? Welchen meinen Sie?«, fragte Norman grinsend und ließ sich in die Lehne sinken.
Plötzlich erbebte der Helikopter erneut – diesmal aber nicht, weil er bombardiert wurde, sondern weil er so eilig abhob. Der Vogel neigte sich zur Seite und gewann dann langsam an Höhe. Ein letzter Stein traf die Unterseite und brachte den Hubschrauber ins Schwanken.
»Ein Abschiedskuss«, meinte Norman und starrte durch das Fenster auf die tanzende und hüpfende Masse unten.
Dann stieg der Helikopter rascher in die Höhe und bald war er außer Reichweite der Steine.
Henry starrte jetzt ebenso wie der Fotograf über das Tal hinweg. Der Regenwald unten brannte lichterloh. Dampf und Rauch verwehrten fast völlig die Sicht. An einigen Stellen schlugen Flammen aus dem dichten Nebel. Ein Anblick wie Dantes Hölle.
Während Henry so hinabschaute, mischten sich Erleichterung und Trauer in seinem Herzen. So viel war hier verloren gegangen.
Schließlich waren sie über den Rand des Kegels hinweg, schwenkten ab und flogen davon.
Sie hatten es geschafft!
Der Helikopter tauchte zwischen die benachbarten Gipfel und Henry blickte zurück. Plötzlich erschütterte ein lautes Dröhnen die Kabine; der Hubschrauber vollführte einen Satz und die Rotoren kreischten. Henry wurde nach hinten geworfen. Einige quälende Augenblicke lang schwankte und torkelte der Vogel wie wild umher.
Fluchend kämpfte der Pilot mit seinen Bedienungselementen. Alle anderen umklammerten ihre Gurte so fest, dass die Knöchel weiß wurden.
Dann richtete sich die Maschine wieder auf und flog ruhig weiter.
Henry richtete sich auf und nahm seinen Beobachtungsposten wieder ein. Er schnappte nach Luft, nicht aus Furcht, sondern aus Verwunderung. »Das müsst ihr euch ansehen!«
Die anderen kamen zu ihm ans Fenster. Sam beugte sich über seinen Onkel und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Henry tätschelte sie und drückte ihm einen Moment lang die Finger.
»Seltsam und wunderschön«, meinte Maggie.
Hinter dem Helikopter erhellten Zwillingssäulen aus geschmolzenem Gestein, die aus den beiden Vulkanen stiegen, den nachmittäglichen Himmel. Ein Anblick, bei dem man Demut verspüren musste.
Schließlich lehnte sich Henry wieder in seinen Sitz zurück, schloss die Augen und ließ die Gedanken zu Bruder de Almagro und seinen Warnungen zurückschweifen. Der Mann hatte das eigene Leben hingegeben, um das Böse, das hier hauste, aufzuhalten.
Leise flüsterte Henry dem brennenden Himmel zu: »Dein Sterbegebet ist erhört worden, mein Freund. Ruhe in Frieden!«

      
SIEBTER TAG
Cusco
    Sonntag, 26. August, 15.45 Uhr Cusco, International Airport Peru
    Die kleine, einmotorige Maschine, eine alte Piper Saratoga, neigte sich zur Landebahn hinab. Unter den Tragflächen breitete sich das Straßengewirr Cuscos aus, eine Mixtur aus schimmernden Hochhäusern und alten Gebäuden aus Lehmziegeln. Obwohl es ein willkommener Anblick war, wandte sich Sam vom Fenster ab. Sie hatten einen langen Tag mit Flügen und Plänen hinter sich.
    Auf dem Flug von der Caldera hatte sein Onkel über den Helikopterfunk die Behörden alarmiert und das Basislager vor den Vulkanausbrüchen gewarnt. Philip hatte geklungen, als wäre er außer sich vor Panik. Anscheinend zogen die Quecha-Indianer bereits ab. Henry hatte angeordnet, dass der Harvard-Student mitgehen sollte; für eine Zwischenlandung hatten sie zu wenig Treibstoff im Tank. Den Tränen nahe hatte Philip darum gebettelt, herausgeholt zu werden, doch Henry hatte eisern darauf bestanden, so bald wie möglich nach Cusco zurückzukehren.
    Auf einem kleinen, gewerblichen Landeplatz in der Nähe von Macchu Picchu hatte Henry die einmotorige Maschine nebst einem Piloten für den Flug hinüber nach Cusco angeheuert.
    Doch trotz aller Pläne und des schnelleren Fluggeräts hatten sie für die Strecke fast einen ganzen Tag benötigt.
Als das Flugzeug an Höhe verlor, richtete sich Sam in der engen Kabine auf, wobei er sorgsam darauf achtete, Maggie nicht zu stören, die an seiner Schulter lehnte und wie alle anderen an Bord schlief. In Gedanken war er nach wie vor bei den letzten vierundzwanzig Stunden.
Er war gestorben.
    Eine Vorstellung, die er immer noch nicht völlig begreifen konnte. So sehr er sich auch angestrengt hatte – er konnte sich an nichts von dieser verloren gegangenen Stunde seines Lebens erinnern. Er entsann sich keines weißen Lichts oder
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