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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat
Autoren: Carter Brown
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»Ach, Sie sind’s, Lieutenant — . Ich
wußte nicht, daß Sie hinter mir standen.« Er blinzelte mich vorwurfsvoll an.
    »Sie
kannten doch Lily Teal ?« fragte ich.
    »Natürlich.
Ein süßes Kind, so natürlich, so — «
    »-
komplett verschwunden«, sagte ich. »Es gab hier einen bestimmten Kunden, der sich
besonders für sie interessierte.«
    Seine
Augen traten leicht hervor. »Aber...«
    »Ich
weiß«, sagte ich, »es ist nicht die übliche Weise, in der man bei Waring’s einen schätzenswerten Kunden behandelt — Sie sind
immer diskret. Aber versuchen Sie es diesmal nicht zu sein, Douglas,
andernfalls werden Sie wohl einem Prozeß wegen Mittäterschaft entgegensehen
müssen.«
    Er
holte sein Taschentuch heraus und wischte sich nervös die Stirn. Ich roch das
Parfüm und stellte fest, daß es eher My Sin als Fichtennadelduft war.
    »Lieutenant«,
sagte er mit schwankender Stimme, »Sie regen mich auf.«
    »Ich
könnte Sie in die Polizeizentrale mitnehmen und die Sache ganz gründlich
aufziehen«, sagte ich kalt.
    »Es
besteht keinerlei Notwendigkeit, mit Gewalt zu drohen«, wimmerte er. »Ich bin
ohnehin von Ihrer rauhen Männlichkeit überzeugt. Wen
wollen Sie sonst noch davon überzeugen — sich selber?« Er fing meinen Blick auf
und fuhr eilig fort: »Natürlich will ich Ihnen behilflich sein, Lieutenant! Ich
weiß nicht, wie Sie herausgefunden haben, daß...«
    »Das
reicht, Douglas«, sagte eine kühle Stimme. »Wenn jemand Lieutenant Wheeler
behilflich ist, dann werde ich es sein.«
    »Ja,
Miss Waring «, sagte er dankbar und verdrückte sich
eilig irgendwohin — vielleicht hinter die Tapete.
    »Ich glaube,
wir sollten in mein Büro zurückkehren, Lieutenant«, sagte Miss Waring . Sie drehte sich um und ging voraus, so daß ich in
der Lage war, ihre Rückenansicht würdigen zu können — die in der Tat einer
Würdigung wert war. Die schwarze Schantungseide betonte die geschmeidigen
Bewegungen ihrer langen Beine und das Wippen ihrer straffen, wohlgerundeten
Hüften, während sie ging. Allzufrüh waren wir wieder
in ihrem Büro angelangt.
    »Sie
sind wesentlich gerissener, als ich dachte«, sagte Miss Waring forsch. »Es gab wirklich einen Kunden, der an Lily interessiert war, aber ich
bin sicher, daß er mit ihrem Verschwinden nichts zu tun hat — der Gedanke ist
einfach absurd.«
    »Wie
heißt dieser absurde Kunde?« fragte ich höflich.
    »Walker,
Tom Walker. Er bat immer darum, von Lily bedient zu werden, aber ich bin
sicher, daß das nur ein Zufall war.«
    »Wer
ist dieser Bursche Walker? — Was tut er?«
    Sie
zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. »Er ist Martin Grossmans
Privatsekretär.«
    »Grossman?«
wiederholte ich langsam.
    »Würden
Sie jetzt bitte nach Hause gehen, Lieutenant, und sich dort für eine Weile
hinsetzen?« Ihr Gesicht nahm bei dieser Frage einen würdevollen Ausdruck an.
    »Vielleicht
ja«, sagte ich. »Aber vielleicht möchte ich mich außerhalb der Dienststunden
einmal mit Ihnen unterhalten. Stehen Sie im Telefonbuch?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Privatnummer. Aber die Adresse ist Horizon Avenue drei-null-neun, Valley Heights.«
    »Eine
dieser Baracken mit zwanzig Zimmern, aber nur viereinhalb Badezimmern?«
    »Dreieinhalb.«
Sie lächelte. »Und nur acht Schlafzimmern. Ich bin nicht verheiratet,
Lieutenant.«
    »Damit
können Sie jede Nacht in der Woche in einem anderen Zimmer schlafen«, sagte
ich. »Und wofür ist das achte Schlafzimmer da — für verregnete Nachmittage?«
    Die
grünen Augen funkelten für eine Sekunde. »Ich glaube nicht, daß es gut ist,
meine Schlafgewohnheiten mit einem relativ Fremden zu diskutieren. Ich werde
keine Geheimnisse vor Ihnen haben, falls unsere Freundschaft reifen sollte.«
    »Genau
auf diese Weise sollten Freundschaften reifen«, sagte ich, »so lange, bis die
Geheimnisse verschwunden sind, zusammen mit dem Bedauern über das Geschehene.«
    Greta Waring holte erneut tief Luft, und der Diamant
funkelte plötzlich auf, als er zu rollen begann.
    »Ich
möchte gern, daß Sie mich besuchen, Lieutenant«, sagte sie mit Wärme. »Aber
nicht in dienstlicher Eigenschaft.«
     
    Annabelle
Jackson, die Sekretärin des Sheriffs, die südliche Schöne, die ihre
Empfindungen mir gegenüber niemals anders als in drastischen Ausdrücken
formulierte, starrte mich finster an, als ich ins Büro trat.
    »Was
machen Sie hier, Lieutenant — gammeln?«
    »So
könnte man es nennen«, pflichtete ich bei. »Ist ein Strolch namens
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