Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)
Autoren: Patricia B. McConnell
Vom Netzwerk:
wie Primaten betrachtet. Dies ist ein Schlüsselthema auf den Gebieten physischer und kultureller Anthropologie, Ethologie und vergleichender Psychologie. Und es ist nicht nur rein akademisch: Der Stamm der Oubi an der Elfenbeinküste betrachtet Menschen und Schimpansen als die Nachkommen zweier Brüder, also als Vettern. Diese Analogie ist biologisch gesehen überhaupt nicht schlecht, denn wir Menschen teilen mit den Schimpansen 98 Prozent unserer Gene. In einer wunderbaren Ironie stellte sich der Stamm den »hübscheren« Bruder als Vater der Menschheit und den »klügeren« als den der Schimpansen vor.
    Wir haben viel zu gewinnen, wenn wir selbst uns als die empfindlichen, verspielten und Dramen liebenden Primaten betrachten, die wir sind. Zwar mögen wir Tiere wie kein zweites sein, mit schlichtweg erstaunlichen intellektuellen Fähigkeiten, aber wir sind trotzdem an viele Gesetze der Natur gebunden. Unsere Art und eng mit uns verwandte Arten wie Schimpansen, Bonobos, 3 Gorillas und Paviane haben Neigungen zu bestimmtem Verhalten geerbt. Schimpansen und Bonobos bauen zwar keine Sportstadien, verwenden keine Haftnotizzettel und schreiben keine Bücher über sich selbst, aber trotz aller Unterschiede sind wir uns mehr ähnlich als alles andere. Beispielsweise gibt es bemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen den Gesten und Körperhaltungen von Schimpansen, Bonobos und Menschen – alle drücken Beziehungen zu den ihnen Nahestehenden durch Küsse, Umarmungen und sogar Händchenhalten aus.
    Ich beabsichtige nicht, unsere einzigartige Stellung als Menschen herabzuwürdigen, indem ich auf unser Primatenerbe hinweise. Wir sind einzigartig, so sehr, dass es angebracht ist, von »Menschen und Tieren« anstatt von »Menschen und anderen Tieren« zu sprechen. Egal ob Sie glauben, dass dies gottgegeben oder durch natürliche Selektion entstanden ist (oder beides), wir sind so verschieden von allen anderen Tieren, dass wir unsere eigene Kategorie verdienen. Aber so anders wir auch sind, bleiben wir trotzdem mit anderen Tieren in wichtigen Dingen verbunden. Je mehr wir über Biologie lernen, desto mehr entdecken wir, wie nahe wir anderen Arten in Wahrheit stehen. Wir sind so eng mit Schimpansen, Bonobos und Gorillas verwandt, dass einige Taxonomen uns alle in unsere eigene Unterfamilie, die Hominiden, reklassifiziert haben. Schimpansen, Bonobos und Menschen, die am engsten miteinander verwandten Affen, sind intelligente Tiere mit komplexen sozialen Systemen und langen Lern- und Entwicklungsphasen, die viel Aufmerksamkeit von Seiten ihrer Eltern bedürfen und die dazu neigen, sich in bestimmten Situationen auf bestimmte Weise zu verhalten, auch wenn uns Menschen das nicht bewusst ist. Zum Beispiel haben alle drei Arten die Neigung, bei Aufregung Äußerungen zu wiederholen, laut zu werden, um andere zu beeindrucken und hinzuschmeißen, was immer wir gerade in Händen halten, wenn wir frustriert sind. Dieses Verhalten hat einen nicht eben kleinen Effekt auf unsere Interaktion mit Hunden, die von ein wenig Bellen und Knurren abgesehen meist visuell kommunizieren, eher ruhig als laut werden, wenn sie jemand beeindrucken wollen und zu beschäftigt damit sind, auf ihren Pfoten zu stehen, um ansonsten viel mit ihnen anzustellen.
    Es gibt viele Beispiele dafür, wie dieses Verhaltenserbe zu Schwierigkeiten in unseren Beziehungen zu Hunden führen kann. Beispielsweise lieben wir Menschen es, jemanden zu umarmen. In der Literatur über Primaten heißt das »ventral-ventraler« Kontakt, auch Schimpansen und Bonobos lieben ihn. Sie umarmen ihre Babys und ihre Babys umarmen sie. Heranwachsende Schimpansen umarmen sich gegenseitig und erwachsene Schimpansen tun es, wenn sie sich nach einem Streit wieder versöhnen. Gorillamütter und ihre Babys sind besonders gut im Umarmen. Ich werden nie vergessen, wie mir die Biologin Amy Vedder von einer Hütte erzählte, die sie betrat und in deren hinterster Ecke ein völlig verängstigtes Gorillababy kauerte. 4 Amy, die jahrelang Gorillas beobachtet hatte, ahmte perfekt den »Rülpston« nach, den Gorillas bei der Begrüßung ausstoßen. Der verängstigte, kranke Junggorilla krabbelte durch den Raum, zog sich an ihre Brust hoch und schlang seine langen Arme um ihren Oberkörper. Genau wie ein verlorenes Kind seine Mutter umarmt, so war es für den Gorilla natürlich, Amy zu umarmen und für sie war es natürlich, ihn zurück zu umarmen. Der Drang, etwas in den Arm nehmen zu wollen, das wir lieben oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher