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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff
Autoren: James White
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gefühlt zu haben, als er sein erstes Taschenuntersuchungsgerät bekommen hatte.
    „Also noch nicht einmal ein Ambulanzfahrer“, sagte Murchison lachend.
    Nun beteiligte sich auch Naydrad mit einer Reihe seufzender, pfeifender Geräusche an dem Gespräch, die übersetzt etwa lauten: „Doktor, erwarten Sie in einem Geschäft wie diesem wirklich Logik?“
    Conway antwortete nicht. Er dachte daran, daß die Nachricht von seiner dauerhaften Versetzung auf ein Ambulanzschiff im Hospital gerüchteweise schon seit Tagen im Umlauf war.
    Oben an der Decke begann Doktor Prilicla als Antwort auf seine emotionale Ausstrahlung zu zittern, daher bemühte Conway sich, seine Gefühle der Verwirrung, des Ärgers und verletzten Stolzes unter Kontrolle zu bringen.
    „Bitte mach dir doch keine unnötigen Gedanken über diesen Umstand, Freund Conway“, sagte der kleine Empath, und die Triller und klickenden Geräusche seiner cinrusskischen Sprache überlagerten die emotionslos übersetzten Worte. „Noch sind wir nicht offiziell über die Angelegenheit informiert, und die Wahrscheinlichkeit, daß du angenehm überrascht sein wirst, ist noch immer vorhanden, Doktor.“
    Prilicla, das wußte Conway, war kleinen Notlügen nicht abgeneigt, wenn er dadurch die emotionale Spannung einer Situation abbauen konnte. Er griff jedoch niemals zu diesem Mittel, wenn die Spannung dadurch nur wenige Sekunden oder Minuten lang vermindert wurde und danach nur noch intensivere Gefühle von Ärger und Zorn aufwallten.
    „Was veranlaßt dich denn zu solchen Worten, mein Freund?“ fragte Conway. „Du verwendest das Wort Wah r scheinlichkeit und nicht Möglichkeit. Verfügst du über gewisse interne Informationen?“
    „Das ist zutreffend, Freund Conway“, entgegnete der Cinrusskier. „Ich spüre eine Quelle emotionaler Ausstrahlung, die vor wenigen Minuten das Vorzimmer betrat. Sie gehört dem Chefpsychologen. Seine Gefühle sind in der Hauptsache hoffnungsvoll, mit dem Unterton von Besorgnis, der bei jeder Person zu finden ist, die über Autorität und große Verantwortung verfügt. Ich kann keinerlei Emotionen entdecken, die vorhanden sein müßten, wenn die Überbringung einer schlechten Nachricht bevorsteht. Im Augenblick unterhält Major O’Mara sich gerade mit einem Assistenten, und auch er ist frei von jeglichem emotionellen Unbehagen.“
    Conway lächelte. „Vielen Dank, Doktor“, sagte er. „Nun geht es mir schon wesentlich besser.“
    „Ich weiß“, entgegnete Prilicla.
    „Und ich bin der Meinung“, warf die Krankenschwester Naydrad ein, „die Diskussion um die Gefühle des Wesens O’Mara verstößt gegen die Regeln der medizinischen Ethik. Die emotionale Ausstrahlung ist ganz sicher eine Privatangelegenheit und sollte nicht in dieser Form entweiht werden.“
    „Mir scheint, Sie haben dabei eines nicht recht bedacht“, antwortete Prilicla und brachte ihr so mit der ihm eigenen Sanftheit bei, daß sie im Unrecht war. „Nämlich: Das Wesen, dessen emotionale Ausstrahlung Gegenstand unserer Unterhaltung war, ist kein Patient, Freund Naydrad. Das Wesen, das man in der gegebenen Situation noch am ehesten als Patient bezeichnen könnte, ist Dr. Conway, der sich Sorgen um seine Zukunft macht und Beistand benötigt, und zwar in Form von Informationen über die emotionale Ausstrahlung des Nicht-Patienten …“
    Naydrads silberner Pelz sträubte sich, ein Zeichen, daß sie zu einer Entgegnung ansetzte. Doch in diesem Augenblick wurde die Tür des für Patienten verbotenen Vorzimmers geöffnet und so der Beginn einer vielleicht interessanten Diskussion über ethische Fragen im Keim erstickt.
    O’Mara nickte jedem einzelnen grüßend kurz zu und nahm dann in dem einzigen anderen physiologisch zumutbaren Stuhl, seinem eigenen, Platz. Die Züge des Chefpsychologen waren undeutbar wie die verwitterte Oberfläche eines Basaltklumpens, woran sie, bei allem Respekt, auch erinnerten, doch in seinen Augen, die sie musterten, schimmerte ein so messerscharfer analytischer Verstand, daß O’Mara in dem Ruf stand, beinahe über telepathische Fähigkeiten zu verfügen.
    Unvermittelt begann er zu sprechen. „Bevor ich Ihnen mitteile, warum ich Sie zusammen mit Major Fletcher hierhergebeten habe und Sie über die Details der vor Ihnen liegenden Aufgabe informiere, von der Sie zweifellos schon anderweitig gerüchteweise erfahren haben, muß ich Ihnen einige Hintergrundinformationen nichtmedizinischen Inhaltes geben.
    Das Problem, Leute wie Sie über
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