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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen
Autoren: Kyle Mills
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was von meinem Drink noch übrig war, fallen ließ. Darius und ich sahen zu, wie sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte und schließlich durch die Tür verschwand, die nach draußen zum Pool führte.
    »Die Tussi hat nicht viel Humor.« Auf Darius’ Gesicht lag ein Ausdruck, den man nur als betäubten Schmerz bezeichnen konnte. Ich runzelte die Stirn.
    »Warum siehst du mich so an?«, sagte er, während er seine Flasche an mein Glas hielt und mir einschenkte, obwohl es immer noch Tinas Zigarette enthielt. Ich hielt meinen vorwurfsvollen Blick fest auf ihn gerichtet. Er starrte zurück.
    »Jetzt hör schon auf zu schmollen, Trevor. Du benimmst dich wie ein zu groß geratenes Baby. Sie hätte es sowieso rausgefunden.«
    In all den Jahren, die ich ihn kannte, hatte er nie zuerst den Blick abgewandt. Schließlich drehte ich mich etwas zur Seite und tat so, als würde ich mir die Leute auf der Tanzfläche ansehen.
    »Warum arbeitest du nicht einfach für mich, Trev? Die Frauen stehen auf Programmierer.« Er nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche, und sein Arm um meine Schulter war mit einem Mal nicht mehr Ausdruck unserer Freundschaft, sondern ein Mittel, um aufrecht stehen zu bleiben.
    »Tun sie nicht.«
    »Jedenfalls finden sie sie interessanter als große Tiere aus der Tabakindustrie.«
    »Ich hab keine Ahnung von Computern.«
    »Du könntest uns Kaffee kochen.«
    Er lachte, während er sich krümmte und zu husten begann. Hilfsbereit, wie ich nun mal bin, schlug ich ihm so fest auf den Rücken, dass er fast in den Knien eingeknickt wäre. Er war so vernünftig, einen Sicherheitsabstand zwischen uns einzulegen. Dann strich er sich noch einmal die Haare aus dem Gesicht und ging Tina suchen.

ZWEI
    »ICH … WILL STERBEN.«
    Ich glaube, das habe ich laut gesagt, und ich glaube, ich habe es ernst gemeint, aber beschwören könnte ich das nicht. Das Dröhnen in meinen Ohren hatte den gleichen Rhythmus wie der auf- und abschwellende Schmerz in meinem Kopf, und die Sonne North Carolinas, die durchs Fenster hereinschien, brannte heiß auf meiner Haut. Ich versuchte, mich wegzurollen, doch dann stellte ich fest, dass völlige Regungslosigkeit das Einzige war, was mich davor bewahren konnte, mich auf der Stelle zu übergeben. Also blieb ich, wo ich war. Ich wurde von meiner eigenen Dummheit gefangen gehalten.
    Langsam, ganz langsam kamen die Ereignisse zurück, die mich in diesen bedauernswerten Zustand gebracht hatten. Ich konnte mich an die tanzende Menge, die Hitze, das Mädchen erinnern. An Bier und Wodka und Whisky. Dann fiel mir auch ganz verschwommen wieder ein, dass ich Darius mit einer Zigarette und einem Glas Tequila in Brand zu stecken versucht hatte. Es war mir natürlich nicht gelungen, und ein hastig einberufenes Geschworenengericht hatte mich zu drei Gläsern der überraschend schwer entflammbaren Flüssigkeit verurteilt. Danach nichts mehr. Null.
    Wie war ich eigentlich nach Hause gekommen?
    Ich war mit Sicherheit nicht selbst gefahren. Hatte mich jemand mitgenommen? Ein kurzer Adrenalinstoß versuchte, mir den Schädel mit einer Brechstange zu spalten.
    Das Mädchen.
    Vielleicht hatte sie ja im Laufe des Abends beschlossen, die von den Medien geschürte Tabakhysterie zu ignorieren und lieber daran zu denken, zu wie vielen Jahren mentholgeschwängerter Glücksgefühle ich mit meiner Wenigkeit beitrug. Ich brauchte ein paar Minuten, bis mir ihr Name wieder einfiel, und als es dann so weit war, hatte ich mir eingeredet, dass Tina neben mir im Bett lag. Ich glaubte sogar ihren Nasenring zu sehen, der in der Sonne aufblitzte, wenn sie atmete. So musste es gewesen sein. Tina hatte mich gefahren.
    Obwohl ich mir absolut sicher war, machte ich die Augen nicht auf und blieb regungslos liegen. Ich sagte mir, dass es an dem Brechreiz lag, aber in Wahrheit wollte ich mir meinen Wachtraum nicht verderben. Schließlich kam es nicht so häufig vor, dass ich nur ein paar Zentimeter neben der perfekten Frau lag, die Schluss machen würde mit Einsamkeit, Langeweile, Zweifeln … Wenn ich wollte, brauchte ich nur den Arm auszustrecken und …
    Das kaum hörbare Klicken von Klauen auf Holzboden begann irgendwo im Haus und wurde lauter und schneller, als es näher kam. Ich ignorierte das Geräusch, bis die Matratze plötzlich nach unten sackte und eine nasse, nach Pizza riechende Zunge an meiner Schläfe leckte. Die Kombination von Bewegung und italienischem Hundeatem war zu viel für mich. Mir drehte sich der Magen um. Mit
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