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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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im­mer mehr. Er konn­te nicht fas­sen, wel­chem Wahn­sinn sie aufdie Spur ge­kom­men war. Bis jetzt hielt Gra­bow­ski so et­was für un­mög­lich, doch nun wuss­te er, wie sehr er sich täusch­te. Es wäre wohl zu naiv ge­dacht an­zu­neh­men, nichts könn­te bei der welt­um­span­nen­den In­for­ma­ti­ons­ket­te durch­sickern und Men­schen in die Hän­de fal­len, die bes­ser von al­le­dem nie­mals et­was er­fah­ren soll­ten.
    Bis jetzt funk­tio­nier­te al­les per­fekt – bis jetzt. Das Volk wur­de durch täg­li­che Mel­dun­gen über Eu­ro­kri­se, dro­hen­der Kriegs­ge­fahr im Na­hen Os­ten und nicht zu­letzt das Sä­bel­ras­sen der Nord­ko­rea­ner ab­ge­lenkt. Und das war gut so.
    Die Welt stand vor dem Ab­grund, da mach­te sich Gra­bow­ski nichts vor. Er konn­te sich nicht er­in­nern, je­mals von ei­nem Skan­dal glei­cher Trag­wei­te ge­hört zu ha­ben. Da­ge­gen er­schie­nen die Aus­wir­kun­gen al­ler Ka­ta­stro­phen der letzten Jahr­zehn­te, wie Tscher­no­byl, Fu­kus­hi­ma, Ts­un­a­mis und Erd­be­ben, ge­ra­de­zu als Ba­ga­tel­le. Es wa­ren zu­dem Na­tur­ka­ta­stro­phen oder Un­fäl­le, doch was hier ge­sch­ah, war al­les an­de­re als ein Un­glück. Von ei­nem Ver­bre­chen an der Mensch­heit zu spre­chen, das je­der Be­schrei­bung spot­te­te, traf die Sa­che viel eher und ohne jede Über­trei­bung.

1
    Kurz zu­vor.
    Es war ei­ner je­ner Tage, die von Aus­ge­las­sen­heit ge­prägt wa­ren. Ent­spre­chend war die Stim­mung, noch be­vor der Festum­zug den Markt­platz er­reich­te. Kin­der drän­gel­ten vol­ler Vor­freu­de in die vor­ders­ten Rei­hen, wo sie sich dar­auf vor­be­rei­te­ten, mög­lichst vie­le Ka­ra­mell­bon­bons auf­zu­fan­gen, die in den nächs­ten zwei Stun­den auf die Men­ge her­nie­der­pras­seln wür­den. Die Er­wach­se­nen hin­ge­gen freu­ten sich auf die Mo­ti­ve der Wa­gen. Das Mot­to war die Eu­ro­kri­se, ver­mischt mit will­kür­li­chen The­men oder ein­fach nur fan­ta­sie­voll ge­schmück­ter Fest­wa­gen.
    Die Kin­der kreisch­ten vor Glück, als sie ein paar Me­ter wei­ter einen Po­li­zei-Old­ti­mer mit Blau­licht ent­deck­ten, der in Ab­stän­den für einen kur­z­en Mo­ment das Mar­tins­horn ein­schal­te­te. Es dau­er­te nur noch we­ni­ge Mi­nu­ten, bis die ers­ten Wa­gen den Markt­platz er­reich­ten. Ein Ge­misch aus Ju­bel, Mu­sik und sons­ti­gen Volks­fest­ge­räuschen lag in der Luft. Eine jun­ge Frau mal­te mit ih­rem Lip­pens­tift ein ro­tes Herz auf die Wan­ge ei­nes Po­li­zis­ten, der es wi­der­stands­los mit sich ge­sche­hen ließ. In ge­wis­ser Wei­se herrsch­te im po­si­ti­ven Sin­ne Aus­nah­me­zu­stand, wie je­des Jahr zur Kar­ne­vals­zeit.
    Von ei­nem der vor­be­zie­hen­den Wa­gen wur­de eine Papp­ma­schee­ka­no­ne ab­ge­feu­ert und ließ Kon­fet­ti reg­nen. Im An­schluss zogen Schorns­tein­fe­ger vor­über und war­fen blank po­lier­te Glücks­pfen­ni­ge in die Men­ge. Auch dies wareine all­jähr­li­che Tra­di­ti­on und es wur­de im­mer mehr dar­über ge­rät­selt, wo­her sie mehr als ein Jahr­zehnt nach der Euro-Ein­führung noch so vie­le Pfen­nig­stücke hat­ten. Si­cher­lich war es kein Zu­fall, dass gleich da­nach über­di­men­sio­nier­te Fi­gu­ren der Bun­des­kanz­le­rin und des Fi­nanz­mi­nis­ters be­müht wa­ren, die Stücke ei­ner zer­bro­che­nen Eu­ro­mün­ze zu­sam­men­zu­kle­ben. Die Zuschau­er gröl­ten und lie­ßen sich nicht mehr brem­sen, als auch noch ein Wa­gen mit ei­nem eu­ro­fres­sen­den Mons­ter, gehüllt in eine grie­chi­sche Na­tio­nal­flag­ge, vor­bei­zog. Un­ter­des­sen wa­ren Kin­der da­mit be­schäf­tigt, un­zäh­li­ge Bon­bons auf­zu­sam­meln.
    All­mäh­lich er­reich­te die Stim­mung ih­ren Höhe­punkt. Auch Svet­la­na war aus­ge­las­sen, die sich ge­ra­de über das vie­le Kon­fet­ti amü­sier­te, das sich im schwar­zen Haar ih­res Freun­des ver­fing. Sie schnipp­te zwei, drei her­aus und gab ihm einen lie­be­vol­len Kuss. Floyd schi­en es gar nicht zu be­mer­ken, denn er ju­bel­te be­reits dem nächs­ten Wa­gen zu.
    »Das ge­fällt dir wohl, was?«, rief Svet­la­na. Ob­wohl sie dicht ne­ben Floyd stand, muss­te sie
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