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Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Das 500 Millionen Komplott (German Edition)

Titel: Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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wel­chen Zeitab­stän­den sie sich mel­den wür­de. Es könn­te Tage, Wo­chen, Mo­na­te dau­ern oder eine Un­end­lich­keit.
    Gra­bow­ski nahm den Woh­nungs­schlüs­sel aus dem Ku­vert und be­trach­te­te die­sen nach­denk­lich. Es war nur eine ge­rin­ge Chan­ce, Licht ins Dun­kel zu brin­gen, aber er war ent­schlos­sen,sie zu nut­zen. Has­tig ver­ließ er sei­ne Kanz­lei, um in Svet­la­nas Woh­nung nach dem Rech­ten zu se­hen und zu hof­fen, An­halts­punk­te über ih­ren Auf­ent­halts­ort oder ihr Schick­sal zu fin­den.
    Wür­de Gra­bow­ski auf et­was ganz an­de­res als das Er­hoff­te sto­ßen? Men­tal be­rei­te­te er sich auf das Schlimms­te vor. Ob­wohl er auf al­les ge­fasst war, fiel es ihm schwer, die Tür auf­zusper­ren. Er frös­tel­te, als er den Schlüs­sel in das Schloss steck­te und vor­sich­tig her­um­dreh­te. Für einen Mo­ment kam er sich vor wie je­mand, der da­bei war, in die Pri­vat­sphä­re ei­nes Men­schen ein­zu­drin­gen. In ge­wis­ser Wei­se tat er es ja auch. Zu­nächst öff­ne­te er die Tür nur einen Spalt und rief Svet­la­nas Na­men, gleich­wohl ihm be­wusst war, wie sinn­los dies war. Er­war­tungs­ge­mäß blieb eine Ant­wort aus.
    Vor­sich­tig be­trat er den Kor­ri­dor, wo­bei sei­ne Blicke un­will­kür­lich den Fuß­bo­den nach mög­li­chen Blut­spu­ren ab­such­ten. Hin­ter je­der Tür be­fürch­te­te er, Svet­la­nas Lei­che zu fin­den. Doch es war un­er­war­tet an­ders. Es gab kei­ne Tote und die Woh­nung ver­mit­tel­te zu­dem kei­nes­wegs den Ein­druck ei­ner über­stürz­ten Ab­rei­se. Al­les war pe­dan­tisch auf­ge­räumt und die Mö­bel wa­ren mit großen Tüchern ab­ge­deckt. Selbst der Kühl­schrank war leer und aus­ge­schal­tet. An sei­ner Tür war mit ei­nem Ma­gne­ten ein Foto an­ge­hef­tet. Es zeig­te Floyd, Svet­la­na und Gra­bow­ski vor ei­nem Schre­ber­gar­ten, dar­auf stand hand­schrift­lich: Som­mer­fest in Adrians Gar­ten­lau­be.
    Die Sze­ne­rie war ge­spens­tisch. Of­fen­sicht­lich hat­te Svet­la­na ihr Ver­schwin­den sehr sorg­fäl­tig ge­plant. Aber wes­halb dann die­se Auf­zeich­nun­gen, die eher den Ein­druck ei­ner pa­nik­ar­ti­gen Hand­lung ver­mit­tel­ten? Gra­bow­ski war rat­los. Nichts pass­te zu­sam­men.
    Ob­wohl er sich in der Woh­nung aus­kann­te und ihm al­les ver­traut war, emp­fand er Un­be­ha­gen. Es war eine Si­tua­ti­on, in der man ger­ne feststell­te, dass et­was nicht stimm­te. So war es ja auch oder wie soll­te man es sonst nen­nen, wenn ein Mensch bin­nen kur­z­er Zeit einen der­ar­ti­gen Ein­schnitt in sein Le­ben er­fährt? Gra­bow­ski schloss selbst eine Sui­zid­ge­fähr­dung nicht aus. Er kann­te Svet­la­na zwar als äu­ßerst stand­haf­ten und kei­nes­wegs sen­si­blen Men­schen, doch wie schnell konn­te sich das Blatt wen­den?
    War es zu naiv ge­dacht, ir­gend­wel­che Hin­wei­se zu fin­den? Sie war ver­schwun­den und hat­te of­fen­sicht­lich ihre Spu­ren pe­ni­bel ver­wischt. Gra­bow­ski dach­te dar­an, die Flug­ge­sell­schaf­ten an­zu­ru­fen. Viel­leicht stand sie auf ei­ner Pas­sa­gier­lis­te, doch er ver­warf die­se Idee, denn ihm wür­de aus Grün­den des Da­ten­schut­zes so­wie­so jede Aus­kunft ver­wei­gert wer­den. Es blieb nur ab­zu­war­ten, bis Svet­la­na sich von ir­gend­wo­her mel­den wür­de, so­fern sie noch leb­te.
    »Ich wün­sche dir viel Glück, wo auch im­mer du ge­ra­de bist«, flüs­ter­te Gra­bow­ski, als er die Woh­nungs­tür ver­schloss und den Schlüs­sel in sei­ne Jackett­ta­sche fal­len ließ. Mehr konn­te er im Mo­ment nicht tun. Er nahm sich vor, in der Kanz­lei noch ein­mal ihre Auf­zeich­nun­gen zu le­sen, noch sorg­fäl­ti­ger, als er es so­wie­so schon ge­tan hat­te. Viel­leicht gab es et­was, was er bis­her über­sah, viel­leicht einen vers­teck­ten Hin­weis. Einen win­zi­gen An­halts­punkt muss­te es ein­fach ge­ben. Gra­bow­ski woll­te nichts un­ver­sucht las­sen und selbst dem kleins­ten In­diz Auf­merk­sam­keit schen­ken.
    We­nig später saß er hin­ter sei­nem Schreib­tisch und las zum x-ten Mal die Sei­ten. Ob­wohl er Svet­la­nas Auf­zeich­nun­gen schon fast aus­wen­dig kann­te, er­schüt­ter­ten sie ihn
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