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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen
Autoren: Jason Dark
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nickte. Ihr Haar bewegte sich dabei wie die Zungen langer Flammen. »Sie hat mir etwas gegeben, das ich Ihnen überreichen soll. Ich weiß nicht, was es ist, denn es ist von ihr eingepackt worden, und ich habe das Päckchen nicht geöffnet.« Rita erhob sich. Aus einem Einbauschrank holte sie den Gegenstand hervor, der mit braunem Packpapier umwickelt war. Sie stellte ihn zwischen uns auf den Tisch. Von zwei Seiten schauten wir ihn an.
    Ich hob die Augenbrauen. »Den Inhalt kennen Sie also nicht. Hat Ihnen Dora dieses Geschenk kommentarlos überreicht?«
    »Nein.« Abermals lächelte Rita. »Nicht kommentarlos. Sie hat mir erklärt, daß Sie es mitnehmen und den Inhalt des Päckchens analysieren lassen sollen.«
    Ich furchte die Stirn. »In einem normalen Labor?«
    »Das denke ich schon.«
    »Hat sie Ihnen noch mehr mit auf den Weg gegeben? Eine Nachricht an mich?«
    »Das war alles.«
    Ich hob das ›Geschenk‹ an. Es war nicht schwer, lag leicht auf meiner Handfläche. An eine Bombe dachte ich nicht, meine Gedanken drehten sich einzig und allein um den eventuellen Inhalt. Was konnte das sein?
    »Darf ich es öffnen?« fragte ich.
    Rita hob die Schultern. »Natürlich, es gehört Ihnen. Ich bin auch gespannt, wenn ich ehrlich sein soll.«
    Das Päckchen war nicht verschnürt. Durchsichtiger Klebstoff hielt die Ecken zusammen. Ich zog sie vorsichtig auseinander und faltete das Papier knisternd auf.
    Ein kleiner Karton mit Deckel stand vor mir. Vorsichtig hob ich den Deckel ab. Er zerrte und klemmte nicht. Zwischen Rita und mir lag ein Feld der Spannung. Es war beinahe so etwas wie Weihnachten. Jeder wollte sehen, was Dora als Erbschaft hinterlassen hatte. Es war ein schlichtes Glas mit einem Metallverschluß. Man nahm derartige Gefäße auch als Gläser für Konfitüren und Marmeladen, nur sah mir der Inhalt danach nicht aus.
    Etwa fingerhoch wurde der Boden von einer teerartigen Masse bedeckt. Beide staunten wir, nur fand ich meine Sprache schneller zurück. »Das ist alles?«
    Rita nickte. »Mehr hat sie mir wirklich nicht überlassen, Mr. Sinclair.«
    »Komisch.«
    Sie hob die Schultern. »Finde ich auch, wenn Sie mich fragen, aber was soll ich machen? Ich habe nur ihren letzten Wunsch erfüllt. Sie können damit anfangen, was Sie wollen.«
    »Analysieren lassen…«
    »Das war ihr Wunsch.«
    Ich räusperte mich. Das Glas hielt ich noch in der Hand und drehte es. Die Masse bewegte sich dabei kaum. Sie war sehr zähflüssig und besaß auch nur die eine pechschwarze Farbe.
    »Wissen Sie denn, Rita, was es sein könnte?«
    Sie lehnte sich zurück und fuhr wieder durch ihre flammendrote Mähne.
    »Wahrscheinlich denken Sie das gleiche wie ich.«
    »Teer?«
    »Genau.« Ihr Arm bewegte sich nach unten. Mit der flachen Hand schlug sie auf den Tisch.
    Ich lächelte kantig. »Wobei ich mich natürlich frage, weshalb ich Teer untersuchen lassen soll.«
    »Das hat nur sie gewußt. Es muß ja nicht unbedingt Teer sein, Mr. Sinclair.«
    Ich drehte den Deckel ab und hielt mir die Öffnung unter die Nase. Dabei roch ich.
    »Und?« fragte Rita.
    »Tja, eigentlich geruchlos. Vielleicht riecht es etwas faulig.« Ich reichte ihr das Glas. »Hier, nehmen Sie mal eine Prise.«
    Auch Rita schnüffelte wie ich. »Da haben Sie recht, Mr. Sinclair, da kann ich Ihnen nicht widersprechen. Ich würde sagen, daß es eine alte Masse ist.«
    »Möglich.«
    Ich nahm den Deckel und schraubte das Glas wieder zu. »Jedenfalls werde ich Sie verständigen, wenn das Ergebnis unserer Analyse vorliegt. Alles klar?«
    »Ich warte darauf!«
    Beide standen wir zugleich auf. Rita reichte mir die Hand. Der Druck war kräftig. »Wie lange könnte es dauern, bis Sie das Ergebnis auf dem Schreibtisch haben?«
    »Das hängt von unseren Experten ab. Doch keine Sorge, sie sind sehr gut ausgebildet.«
    »Ich hoffe es.«
    »Wie kann ich Sie erreichen?«
    »Hier im Wagen habe ich leider kein Telefon. Machen wir es so, ich werde Sie gegen Abend anrufen.«
    »Einverstanden.«
    »Ihre Nummer habe ich.«
    »Um so besser.« Als ich die Tür aufgedrückt hatte, mußte Rita sie festhalten, sonst hätte sie mir der böige Sturm aus den Händen gerissen. Schnell lief ich zu meinem Wagen und fragte mich dabei, was mir die unbekannte Tote wohl als Erbe hinterlassen haben könnte…
    ***
    »Ich gehe jetzt«, sagte Glenda Perkins, gähnte und band den Gürtel des gefütterten Trenchs fester.
    »Tu das. Ich kann dich nicht aufhalten.«
    Glenda schaute mich von der Seite her an.
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