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Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen
Autoren: Jason Dark
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bekannt war.
    Sie nannte sich Dora! Einfach nur Dora, und sie hatte mir am Telefon mit einer Flüsterstimme erklärt, daß sie mich unbedingt sprechen mußte. Also war ich trotz des Sturms losgefahren, begleitet von den Wünschen meines Freundes und Kollegen Suko. Die waren nicht übertrieben, wie ich beim Aussteigen gemerkt hatte.
    Am Himmel tobten die Wolken. Innerhalb weniger Sekunden entstanden wechselnde Bilder. Hinter der Schutzmauer orgelte und heulte der Sturm ebenfalls.
    Dazwischen hörte ich eine Musik, die einem Klappern mit verschiedenen Instrumenten gleichkam. Dort fand der Wind seine Ziele. Doch die Wohnwagen oder auch Wohnmobile standen fest mit ihren Rädern auf dem Boden. Einige von ihnen waren sogar verkeilt, damit der Orkan nichts wegschleudern konnte.
    Wo die Frau namens Dora wohnte, wußte ich nicht. In Anbetracht der schlimmen Witterungslage orientierte ich mich an dem ersten, in meiner Nähe stehenden Wohnwagen.
    Ich klopfte zweimal gegen eine Seitentür, die sehr rasch aufgezogen wurde.
    »Kommen Sie rein!« hörte ich eine Frauenstimme, »schnell bitte. Ich habe Sie schon gesehen.«
    Obwohl es nicht nötig war, zog ich den Kopf ein, als ich den Wagen betrat.
    Er zeigte eine moderne Inneneinrichtung, überhaupt nicht plüschig, nur eben die Enge gefiel mir nicht.
    Die Frau dafür um so besser. Sie war sehr groß, dabei schlank und gleichzeitig etwas muskulös, was auf ihren Beruf als Artistin schließen ließ. Das Haar kam mir vor wie eine Flammenwand, so rot schimmerte es und umwaberte ein etwas bleiches Gesicht mit zahlreichen Sommersprossen. Demnach war die Mähne echt.
    Die Frau — ich schätzte sie auf knapp dreißig — trug eine helle Jogginghose und ein T-Shirt, unter dem sich einiges abzeichnete. Ihr breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    »John Sinclair?«
    »Ja. Dann müssen Sie Dora sein.«
    »Nein, ich bin Rita.«
    Ich stutzte. »Aber Sie haben mit Dora zu tun.«
    Sie nickte. »Setzen Sie sich bitte, Mr. Sinclair.« Sie deutete auf eine schmale Bank, auf deren Sitzflache das Kunststoffpolster in einem hellen Rot schimmerte.
    Ich nahm Platz und bekam ein ungutes Gefühl. Draußen heulte der Sturm. Für mich hörte es sich an, als würde ein Tier sein Wimmern nicht mehr stoppen können.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Ein Wasser vielleicht.«
    »Gern.« Rita ging dorthin, wo ein Kühlschrank stand, nicht größer als eine Minibar in den Hotels. Die Frau selbst trank nichts. Sie goß das Glas bis über die Hälfte voll und stellte es, zusammen mit der Flasche, auf den schmalen Tisch mit der Resopalplatte.
    Ich nahm einen Schluck und spürte das Platzen der kleinen Bläschen im Mund. »Dora ist verhindert?« fragte ich, das Glas dabei vorsichtig abstellend.
    »Leider.«
    »Wie…«
    Rita hob die Hand, unterbrach mich. »Mr. Sinclair. Bevor Sie weiterfragen, muß ich Ihnen sagen, daß Dora leider für alle Zeiten verhindert ist.«
    Ich verstand und ließ mir trotzdem Zeit mit der Antwort. »Dann ist sie tot?«
    Rita nickte. »Ja, sie starb, aber zuvor hat sie mich eingeweiht. Der Anruf bei Ihnen liegt eine Woche zurück, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    Rita atmete durch die Nase. »Noch am gleichen Tag erlag sie einem Herzschlag. Es war nichts mehr zu machen. — Wir haben sie bereits zu Grabe getragen.«
    »War sie alt?«
    »Über siebzig.« Rita wischte durch die Augen.
    »Ich… ich habe sie sehr gemocht, Mr. Sinclair. Sie war für mich so etwas wie eine Mutter, wenn Sie verstehen. Aus diesem Grunde hat mich ihr Tod auch so verflucht hart getroffen.«
    »Das kann ich verstehen, Rita. War sie denn immer schwächlich? Hatte sie Beschwerden mit dem Herzen?«
    »Ich weiß es nicht. Darüber sprach sie nie. Ihre Herkunft war uns allen nicht ganz klar.«
    »Was tat sie bei Ihnen?«
    Rita winkte ab. »Wahrsagerei. Sie trat in unserem Zirkus auf und erzählte den Leuten, was sie in den Taschen hatten. Ich war ihre Assistentin, wir bildeten ein gut eingespieltes Team. In einem kleinen Zirkus hat jeder mehrere Jobs. Ich bin auch noch Hochseilartistin. Es macht mir Freude oder hat mir Freude gemacht, bis zum plötzlichen Tod meiner Freundin.«
    Weshalb wollte sie mich sprechen? Ihre Stimme hatte nicht allzu dringend geklungen. Mir war nur der Tonfall aufgefallen. Ich mußte dann einige läge mit dem Besuch warten, da mir etwas in die Quere gekommen war, das sich nicht aufschieben ließ.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Ich trank. »Obwohl Sie eine Vertraute waren?«
    »Ja.« Rita
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