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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2
Autoren: Clive Barker
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Mitternachts-Fleischzug«
    heranwagt, eine Horrorgeschichte in Technicolor, die ihre Herkunft vom Zombiezeichentrickfilm nicht verleugnet, aber geistreicher und lebendiger ist als alle ihre filmischen Pendants.
    Barkers Erfindungsreichtum erinnert an die großen phantastischen Maler, und tatsächlich fällt mir kein anderer zeitgenössischer Autor dieses Genres ein, dessen Werk so unüberhörbar danach verlangt, illustriert zu werden. Und noch mehr Erzählungen gibt es: den verstörenden »Schweineblut-Blues« oder
    »Das Buch des Blutes«, die den prekären Balanceakt vollziehen zwischen analytischer Klarheit und Voyeurismus, ein Risiko, dem sich jede Behandlung des Themas Sadismus aussetzt Nun aber glaube ich, wird es langsam Zeit, daß ich Clive Barker Platz mache.
    Fast siebzigtausend Wörter von ihm halten Sie jetzt in Händen: den ersten Teil seiner Auswahl der besten Erzählungen aus einem Schaffenszeitraum von achtzehn Monaten. Abends schrieb er die Geschichten, tagsüber Theaterstücke (die, neben-bei gesagt, vor vollen Häusern gespielt werden). Ich halte diese Erzählungen für eine erstaunliche Leistung und für das seit vielen Jahren aufregendste Debüt im Bereich der Horrorliteratur.
    Ramsey Campbell*
    * Geb. 1946 in Liverpool; Präsident der British Fantasy Society, Horror- und Fantasyautor; zweimaliger Preisträger des World Fantasy Award sowie des British Fantasy Award A. d. Ü.
    Auch die Toten haben Straßen.
    Unbeirrbar durchschneiden die Bahnen ihrer Geisterzüge, ihrer Traumwaggons das Ödland hinter unserem Leben und befördern einen nicht enden wollenden Strom abgeschiedener Seelen. Ihr Gestampfe und Geratter wird hörbar an den kaputten Schandorten der Welt, aus Spalten, die der Greuel, die Gewalttat und die Verworfenheit schlugen. Ihre Fracht, die ruhelos irrenden Toten, wird sichtbar, wenn das Herz nah am Zerspringen ist, und Bilder, die besser verborgen blieben, treten unabweislich vors Auge.
    Auch Wegweiser haben sie, diese Straßen, und Brücken und Parkstreifen. Mautstrecken haben sie und Kreuzungen.
    Und gerade an diesen Kreuzungen, wo die Massen der Toten beim Überqueren einander durchdringen, schwappt diese verbotene Verkehrsader am ehesten über - in unsere Welt hinein.
    Äußerst dicht ist der Verkehr an den Knotenpunkten, und die Stimmen der Toten sind so schrill wie nirgends sonst. Hier sind die Trennwände zwischen der einen Wirklichkeit und der dahinter liegenden vom Vorbeiziehen unzähliger Füße ausgehöhlt.
    Eine derartige Kreuzung auf der Transitstrecke der Toten befand sich Tollington Place 65. Ein einzelstehendes Haus mit Backsteinfassadeimitiertes achtzehntes Jahrhundert - an der Nummer 65 war wirklich nichts Auffallendes. Das alte, unscheinbare Gebäude war der billigen Pracht, die es einst für sich beansprucht hatte, längst entkleidet und schon seit über zehn Jahren unbewohnt.
    Nicht aufsteigende Feuchte hatte die Bewohner aus Nummer 65 vertrieben, nicht die Fäulnis in den Kellern oder das Absinken der Grundmauern, wodurch sich in der Front des Hauses ein Spalt geöffnet hatte, der von der Türschwelle bis zur Dachrinne verlief, sondern das Getöse des Durchgangsverkehrs. Im oberen Stockwerk verebbte der Lärm niemals. Er trieb Risse in den Stuck der Wände und ließ das Gebälk sich verziehen. Er rüttelte an den Fenstern. Er rüttelte auch an den Nerven. Tollington Place 65 war ein Spukhaus, und keiner konnte sich lang drin behaupten, ohne allmählich verrüdrt zu werden.
    Irgendwann in seiner Geschichte war in diesem Haus etwas Gräßliches vorgefallen. Keiner wußte zu sagen, wann oder was. Aber selbst für den unerfahrenen Beobachter war die bedrückende Atmosphäre des Hauses, besonders des oberen Stockwerks, ganz unverkennbar. An Blut erinnerte und Blut verhieß irgend etwas in der Luft von Nummer 65, ein Geruch, der sich in den Nebenhöhlen einnistete und auch den stärksten Magen umdrehte. Das Gebäude und sein Inventar wurden vom Ungeziefer, von den Vögeln, sogar von den Fliegen gemieden, Keine Assel kroch in der Küche, kein Spatz nistete im Speicher.
    Gleichgültig, welche Gewalttat hier verübt worden war, sie hatte das Haus aufgebrochen, so wie ein Messer einen Fischbauch aufschlitzt; und aus diesem Einschnitt, dieser Wunde im Diesseits, meldeten die Toten sich zu Wort und traten ans Licht.
    So jedenfalls ging das Gerücht…
    Die Untersuchungen in Tollington Place 65 gingen in die dritte Woche, drei Wochen eines nie dagewesenen Erfolges auf dem
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