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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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außerirdische Besuche sind schwach, zusammenhanglos und größtenteils ohne weiteres durch ganz gewöhnliche Aspekte alter menschlicher Kulturen zu erklären. Die Verfechter des intelligenten Designs behaupten , Beweise für ihre Ansichten zu haben, doch diese Behauptungen halten nicht einmal einer oberflächlichen wissenschaftlichen Überprüfung stand, wie in zwei 2004 erschienenen Büchern belegt ist, Warum intelligentes Design versagt , herausgegeben von Matt Young und Taber Edis, und Erörterungen des Designs , herausgegeben von William Dembski und Michael Ruse. Und wenn bestimmte Leute (wohlgemerkt: keiner von den oben erwähnten) behaupten, der Grand Canyon sei ein Beweis für Noahs Sintflut – ein berüchtigter Fall aus der jüngsten Vergangenheit –, dann ist es nicht besonders schwer, sie zu widerlegen.
    Der Grundsatz der Redefreiheit besagt, dass solche Ansichten nicht unterdrückt werden sollen, aber nicht, dass man sie in den wissenschaftlichen Schulunterricht einführen sollte, ebenso wenig, wie wissenschaftliche Alternativen zu Gott in die Sonntagspredigt gehören. Wenn man seiner Weltsicht einen Platz im Schulstoff sichern will, muss man sie wissenschaftlich belegen. Da jedoch Kulte, Religionen und alternative Glaubenssysteme die Leute davon abbringen, unbequeme Fragen zu stellen, können sie solcherart Beweise niemals beibringen. Nicht nur der Zufall ist blind.
    Das wissenschaftliche Bild von dem Planeten, der gegenwärtig unsere Heimat ist, von den Lebewesen, die ihn mit uns teilen, und vom Weltall ringsum hat seine gegenwärtige Gestalt im Laufe von Jahrtausenden angenommen. Die Entwicklung der Wissenschaft geht überwiegend schrittweise vor sich, ein See des Verständnisses, angefüllt durch den unablässigen Zustrom zahlloser winziger Regentropfen. Wie das Wasser in einem See kann das Verständnis auch wieder verdunsten – denn was wir heute zu verstehen glauben, kann morgen als Unsinn entlarvt sein. Wir sprechen lieber von ›Verständnis‹ als von ›Wissen‹, denn die Wissenschaft ist sowohl mehr als auch weniger als eine Sammlung unabänderlicher Tatsachen. Sie ist mehr, da sie Organisationsprinzipien bietet, die das erklären , was wir uns unter Tatsachen vorstellen – die seltsamen Wege der Planeten am Himmel ergeben einen Sinn, wenn man erst einmal verstanden hat, dass die Planeten von Gravitationskräften bewegt werden und dass diese Kräfte mathematischen Regeln gehorchen. Sie ist weniger, weil das, was heute als Tatsache erscheint, sich morgen als Fehldeutung von etwas anderem erweisen kann. Auf der Scheibenwelt, wo offensichtliche Dinge für gewöhnlich wahr sind, umkreist tatsächlich eine winzige und unbedeutende Sonne die gewaltige, bedeutsame Welt der Menschen. Wir haben lange Zeit geglaubt, auch unsere Welt sei so eingerichtet: Jahrhunderte lang war es eine ›Tatsache‹, und zwar eine offensichtliche, dass die Sonne um die Erde kreist.
    Das große Organisationsprinzip der Wissenschaft sind Theorien , kohärente Gedankengebäude, die eine große Zahl von ansonsten isolierten Tatsachen erklären und fortwährenden Überprüfungen standgehalten haben, die darauf abzielten, die Theorien zu Fall zu bringen, wenn sie nicht der Wirklichkeit entsprachen. Sie sind nicht einfach als eine Art wissenschaftlicher Glaubensakt angenommen worden. Vielmehr haben Leute versucht, sie zu widerlegen – zu beweisen, dass sie falsch sind –, ohne dass ihnen das bisher gelungen wäre. Damit ist noch nicht bewiesen, dass die Theorie wahr ist, denn es gibt immer neue Quellen für mögliche Widersprüche. Isaac Newtons Gravitationstheorie zusammen mit seinen Bewegungsgesetzen war – und ist immer noch – gut genug, um die Bewegungen der Planeten, Planetoiden und der anderen Himmelskörper im Sonnensystem mit hoher Genauigkeit in allen Einzelheiten zu erklären. In bestimmtem Zusammenhang jedoch, wie bei Schwarzen Löchern, ist sie inzwischen von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie abgelöst worden.
    Warten Sie ein paar Jahrzehnte, und gewiss wird etwas anderes an diese Stelle treten. Es gibt eine Menge Anzeichen, dass an der vordersten Front der Physik nicht alles zum Besten steht. Wenn Kosmologen eine bizarre ›dunkle Materie‹ annehmen müssen, um zu erklären, warum Galaxien nicht den bekannten Gesetzen der Schwerkraft gehorchen, und dann eine noch absonderlichere ›dunkle Energie‹ ins Spiel bringen, um zu erklären, warum Galaxien sich mit zunehmender Geschwindigkeit
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