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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ich nur einige Wörter verstand, weiße Sklaven und Shanghai und Mord und Totschlag.
    Wieder durchquerten die männliche Frau und der weibliche Mann das Foyer.
    » …Und natürlich ›Der Tod kommt zum Erzbischof‹ «, sagte er. » Haben Sie je etwas dermaßen Sensationelles erlebt? «
    » Allmächtiger « , rief Norah, » ist denn hier nichts und niemand sicher vor diesem Sündenpfuhl! «
    Wieder ertönte ein Schrei, und die hysterische Stimme flehte: » Nicht doch, Aleck! Das ist ja der reinste Mord! «
    » Jetzt reicht’s « , sagte Norah, packte meine Hand und zog mich von der Bank. » Wir müssen raus aus diesem Nest von Dieben und Mördern, solange wir noch Luft holen können. Lieber meine Jungfräulichkeit bewahren, als von dem Chinesen in die Sklaverei verkauft werden. Komm, Paddy, wir machen uns aus dem Staub. Gott steh uns bei. « Mit erstaunlicher Behändigkeit stürzte sie zur Tür, mich im Schlepptau.
    » Stehen bleiben, bitte. « Wir waren wie versteinert. Es war der kleine Japaner, er grinste grotesk, das Messer noch immer in der Hand. » Hat Madame Sie nicht gefunden? «
    » Hören Sie, Sir « , sagte Norah mit dem Mut der Verzweifelten, » ich bin nur eine arme alte Frau, aber ich bin bereit zu zahlen, wenn Sie uns laufen lassen. Auch wenn es nicht so aussieht, aber ich habe Geld dabei. Viel Geld. Fünftausend Dollar, außerdem mein gesamtes Erspartes. Dafür lassen Sie das Kind und mich doch bestimmt laufen. Wir haben nichts Böses getan. «
    » Oh nein « , sagte er mit einem unergründlichen Lächeln. » Nicht richtig. Ich hole Madame. Madame schon gefreut auf kleinen Jungen im Haus. «
    » Eine Gemeinheit! « , stöhnte Norah.
    Zweiter Auftritt der japanischen Puppenfrau. » Ito « , sagte sie. » Ich habe Sie schon die ganze Zeit gesucht. Das ist die neue Köchin, und ich möchte, dass Sie… «
    » Nein, Miss Dennis « , sagte er, mit dem Finger wedelnd, » nicht neue Köchin. Neue Köchin in Küche. Das hier Ihr kleiner Junge. «
    » Nicht doch! « , quietschte sie. » Dann müssen Sie Norah Muldoon sein! «
    » Ja « , hauchte Norah, der es vor Erschöpfung fast die Stimme verschlagen hatte.
    » Warum haben Sie mir nicht Bescheid gegeben, dass Sie heute kommen? Ich hätte doch niemals diese Party gegeben. «
    » Ich habe Ihnen telegrafiert… «
    » Ja, aber Sie schrieben am ersten Juli. Also morgen. Heute ist der einunddreißigste Juni. «
    Hasserfüllt schüttelte Norah den Kopf. » Nein, Ma’am, heute ist der erste. Verflucht sei dieser Tag. «
    Das Lamettalachen erstarb. » Das ist doch lächerlich! Das weiß doch jedes Kind: Dreißig Tage zählt der September, der April, der Juni und der… Meine Güte! « Für einen Moment herrschte Schweigen. » Ach, Darling! « , rief sie theatralisch. » Ich bin deine Tante Mame! « Sie schlang ihre Arme um mich und küsste mich, und ich wusste, ich war gut aufgehoben.
    Als wir Tante Mames höhlenartiges Wohnzimmer, ausgestattet wie der Nachtklub in Our Dancing Girls, erst einmal betreten hatten, stellten wir beruhigt fest, dass die vielen Menschen eigentlich wie normale Männer und Frauen aussahen. Na gut, vielleicht sahen sie nicht alle so aus wie normale Männer und Frauen, aber wenigstens gab es keine bösen Orientalen, außer Tante Mame, die ihr Tuch aus spanischer Spitze abgelegt hatte und sich nun als Japanerin gab.
    Die Gäste saßen auf den niedrigen japanischen Diwanen, standen auf der Terrasse oder schauten durch das große Fenster hinunter auf den schmutzigen Fluss. Alle redeten und tranken. Tante Mame küsste mich häufig und stellte mich vielen fremden Leuten vor, einem Mr. Benchley, der sehr nett war, einem Mr. Woollcott, der nicht nett war, einer Miss Charles und noch vielen anderen.
    » Das ist der Sohn meines Bruders, und ab jetzt gehörtder kleine Junge mir « , wiederholte sie andauernd.
    Tante Mame sagte, ich sollte noch ein bisschen » die Runde machen « , danach könnte ich ins Bett gehen. Es täte ihr furchtbar leid, dass ihr wegen des Datums so ein alberner Fehler unterlaufen sei, aber jetzt sei sie mit einigen Leuten zum Dinner im Aquarium verabredet. Ich fand das einen seltsamen Ort, um sich zum Essen zu verabreden, aber aus Höflichkeit fragte ich sie, ob es Fisch zum Dinner gäbe, und alle brüllten vor Lachen.
    Sie sagte, es sei bloß eine Flüsterkneipe in den Fifties, und ich tat so, als hätte ich verstanden.
    Norah nahm mich an die Hand, und wir » machten die Runde « , aber ich knüpfte kein Gespräch mit
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