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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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einmalige Gelegenheit, eines der interessantesten Länder der Erde kennen zu lernen– voller Farben, Geschichte, Geheimnisse und politischer Unruhe–, es quasi mal von einer Seite zu erleben, wie es kein Tourist je zu sehen bekommt, und dann kommst du und willst ihm… «
    » Tante Mame « , fing ich an, » er ist einfach noch zu jung und… «
    » Es ist schrecklich nett von dir « , sagte Pegeen. » Wirklich, das ist ein sehr großzügiges Angebot, aber… «
    » Mutter « , sagte Mike. Seine Unterlippe bebte, und seine Augen waren blauer als Tante Mames Haar. » Kann ich nicht mitfahren? Bitte, bitte. Ich war noch nie so weit weg, außer auf den Bermudas und Maddox Island und in dem Sommerlager. Bitte. Kann ich nicht mitfahren? « Mike hatte die Gabe, einen mit einem einzigen Blick weich zu klopfen.
    » Mike, ich… ich… Das muss ich erst mit Daddy besprechen. «
    » Großartige Idee « , sagte Tante Mame forsch. » Ehepaare sollten Probleme immer gemeinsam besprechen. Sie auf den Tisch legen und sich fair und ehrlich mit ihnen auseinandersetzen. Wenn das jeder täte, gäbe es längst nicht so viel Streit und nicht so viele Scheidungen. Geht nur ruhig in mein Schlafzimmer und tragt es aus. « Sie schob uns ab in ihr Zimmer und schloss die Tür.
    » Und? « , sagte ich.
    » Ich weiß nicht « , sagte Pegeen. » Einerseits fallen mir sofort tausend berechtigte Einwände gegen dieses phantastische Projekt ein. Deine Tante ist leichtsinnig und zerstreut, sie ist besitzergreifend und dominant, und Mike ist ein leicht zu beeindruckender kleiner Junge… «
    » Außerdem lauern in Indien überall Gefahren « , sagte ich. » Ich glaube, es gibt dort sogar giftige Insekten und Schlangen. Aber ich selbst war noch nie da, und ich muss gestehen, es klingt alles… «
    » Natürlich wäre das eine einmalige Gelegenheit für Mike. Ich wäre die Letzte, die das verneinen würde. Es wäre eine Erfahrung, von der er sein Leben lang zehren würde. Aber trotzdem… «
    » Ich weiß nur, dass er bestimmt nicht in irgendwelche gefährlichen Situationen geraten würde. Tante Mame ist zuverlässig, auf ihre ganz eigene Art. Wenn es nur nicht so weit weg wäre… «
    » Das bereitet mir die geringste Sorge, Pat. Es ist nur so, dass… Wenn ich Nein sage und dabei bleibe, käme ich mir vor wie der letzte Dreck. Und sein ganzes Leben wird er mir vorhalten können… «
    » Wenn überhaupt jemand Nein sagt « , unterbrach ich, » dann schon du. Aber ich glaube, es würde ihm das Herz brechen. Er mag Tante Mame wirklich gern, und natürlich ist er… «
    » Also gut « , seufzte Pegeen. » Sie hat uns einfach in der Hand. Wir sagen ihr Folgendes: Er darf mitfahren, aber nur unter der einen Bedingung, dass er am Labor Day wieder zu Hause ist. Ich will nicht, dass er viel Unterricht versäumt, während sie… «
    » Und Yoga soll er auch nicht lernen « , sagte ich. » Damit das klar ist. «
    » Kein Yoga, kein bisschen « , sagte Pegeen. » Ich weiß, es ist verrückt, aber… «
    Die Tür öffnete sich, und die beiden standen vor uns– Mike in seinem Turban und Tante Mame in ihrem Sari. Mike bestach uns mit einem Blick aus großen blauen Augen. » Kann ich mitfahren? « , fragte er. Ich wusste, dass die beiden an der Tür gelauscht hatten, aber ich wollte Tante Mame nicht den Gefallen tun, sie damit zu konfrontieren.
    » Ja, du darfst mitfahren. «
    » Wie schön! « Mike sprang uns vor Freude an, küsste Pegeen und mich ab.
    » Ich will nur ein paar Dinge ganz deutlich machen, Tante Mame « , sagte ich.
    » Ja, Darling? « , sagte sie mit naiver Unschuldsmiene.
    » Er muss rechtzeitig zum Schulbeginn am Labor Day wieder zu Hause sein… «
    » Aber ja, natürlich, Patrick. Labor Day war in den Vorstädten schon immer ein besonders vergnüglicher Festtag! «
    » …und bring ihn bloß nicht zu irgend so einem verrückten Yogi-Spinner… «
    » Ich werde ihn jeden Sonntagmorgen zu einer netten kleinen Episkopalgemeinde schicken. Ihm allerdings die Chance zu verwehren, einen so klugen Kopf wie meinen Guru kennen zu lernen, und ihm zu verbieten, Kraft und Weisheit zu ziehen aus… «
    » Und nicht zuletzt: Benimm dich anständig bei Mike. «
    » Anständig benehmen? Ich? Eine Frau jenseits der vierzig. Was meinst du eigentlich… «
    » Du weißt genau, was ich meine. Keine Mätzchen. Bring ihn nach Indien, und bring ihn wieder zurück, keine Ausflüge ins malerische Tibet oder in irgendwelche Opiumhöhlen oder… «
    » Ganz der Vater,
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