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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Autoren: Lynn Viehl
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»Ja, Grace?«
    »Rate mal, wer fünfzehn Minuten zu früh gekommen ist?«, fragte ihre Praxishelferin laut, um den Streit zwischen einem Mann und einer Frau zu übertönen, den man im Hintergrund hörte.
    Alex seufzte. »Schick das glückliche Paar rein.«
    Drew Reilly und seine Frau Patricia schrien sich immer noch an, als sie durch die Tür kamen.
    »… sehe ich wegen dir so aus.«
    »Komm schon, Patti.« Drew fuhr sich mit der Hand über seine rasierte Kopfhaut, unter die Alexandra eine Stahlplatte implantiert hatte, um den Teil seines Schädelknochens zu ersetzen, der vom eingedrückten Dach seines Autos pulverisiert worden war. Sein gesamter Kopf war leuchtend rot, als ob er einen schlimmen Sonnenbrand hab e – was neu wa r – , aber sie sah keine Blasen. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass dieser verdammte Unfall nicht meine Schuld war.«
    Ein neuer, entsetzlich süßlicher Geruch ließ Alex die Stirn runzeln. Kirschparfüm?
    »Wenn du die neuen Reifen gekauft hättest, du Geizkragen, dann wäre das überhaupt nicht passiert.« Patricia versetzte ihrem jungen Ehemann einen Stoß. Sie war nicht angeschnallt gewesen, als das Auto verunglückte, und Alex stellte immer noch das wieder her, was nach dem Flug durch die Windschutzscheibe von ihrem Gesicht übrig geblieben war. Sie funkelte Alex unter ihrem Druckverband wütend an. »Sagen Sie es ihm, Dr. Keller.«
    »Wir hatten das Geld nicht«, verteidigte sich Drew.
    »Weil du es für die Saufgelage mit deinen verblödeten Freunden ausgegeben hast.«
    »Hey. Hey .« Sie schrien sich weiter an, bis Alexandra zwei Finger in den Mund steckte und ein ohrenbetäubend schrilles Pfeifen ausstieß. Als sie still waren, deutete sie auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch. »Hören Sie auf sich zu zanken und setzen Sie sich, oder ich schicke Sie direkt zum Therapeuten.«
    »Sie braucht den Irrenarzt, Doc, nicht ich«, sagte Drew, während er sich auf den Stuhl fallen ließ. »Sehen Sie, was sie gestern Abend mit mir gemacht hat?« Er deutete auf seine gerötete Haut. »Sie hat fünf Tüten Cherry-Kool-Aid-Pulver in den Duschkopf gefüllt. Wirklich süß, oder?«
    Patricia zog ihren Stuhl ein Stück von Drews weg. »Das habe ich nur gemacht, weil ich das Rattengift nicht finden konnte.«
    Alexandra sorgte dafür, dass die Reillys sich beruhigten, und untersuchte sie. Dann wies sie Patricia an, das mit dem Kool-Aid zu unterlassen, und machte den beiden einen Termin beim Paartherapeuten. Der bedankte sich bei ihr, indem er Alex anrief und ihr vorwarf, sie wolle wohl, dass er die Reillys mit seinem Geländewagen überfuhr.
    »Du kannst es versuchen, George«, sagte sie am Telefon zu ihm, »aber sie haben jetzt eine Menge Metall im Kopf. Pass auf deine Reifen auf.«
    Ihr nächster Patient war Bryan Hickson, ein schweigsamer vierjähriger Junge, der sich bewegte und verhielt wie ein kleiner, höflicher Roboter. Das Jugendamt hatte ihn zu ihr überwiesen, und nach drei Jahren Papierkrieg und verschiedenen Aufenthalten in Pflegefamilien durfte Alex endlich den entstellenden Geburtsfehler korrigieren, der seine Oberlippe, seinen Gaumen und seine Nasenlöcher in zwei Teile spaltete. Der Staat wollte nicht für die Entfernung der anderen Narben im Gesicht aufkommen, die durch die Prügel entstanden waren, die er als Kleinkind bekommen hatte, aber die behandelte sie umsonst.
    Bryans Pflegemutter, die Pflegekinder aufnahm, damit sie nicht arbeiten gehen musste, wollte nur wissen, ob die Krankenversicherung die Kosten für die Operation übernahm.
    »Ich muss doch nicht im Krankenhaus bei ihm bleiben, oder?« Die dicke schwarze Frau knöpfte Bryans Hemd wieder zu, bevor sie ihn in einen uralten Buggy setzte.
    »Nein, aber möchte seine biologische Mutter vielleicht mit mir sprechen? Ich kann ihr die Operation am Telefon erklären.« Alexandra wollte Bryans Mutter nicht persönlich treffen.
    »Ist ihr egal.« Die Pflegemutter schloss den ausgefransten Gurt um Bryans Hüfte. Der Junge, der vor Energie nur so hätte strotzen müssen, drehte sich auf die Seite und schob seinen Daumen in den deformierten Spalt, der sein Mund war. »Sie is’ wieder schwanger.«
    Bryans Mutter waren ihre fünf anderen Kinder bereits weggenommen worden. Wie er waren alle seine Geschwister heroinabhängig geboren worden. Die letzten beiden waren HIV -positiv.
    Alex sah, wie sich die Gaumenspalte des Jungen weitete, während er seine Augen schloss und den Daumen lose im Mund hielt; sein deformierter
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