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Darkover 24 - Die Schattenmatrix

Titel: Darkover 24 - Die Schattenmatrix
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mit der Aufgabe betraut worden, die Söhne von Priscilla zu prüfen, damit entschieden werden konnte, ob einer von ihnen die psychische Stärke besaß, das größtenteils zeremonielle, aber dennoch wichtige Amt des Königs auszuüben.
Mikhail dachte an seine letzte Begegnung mit Priscilla, die mit einer Seance geendet hatte, und schüttelte leicht den Kopf. Er fragte sich, ob der Knochendeuter Burl und das Medium Ysaba noch immer ihre Gefährten waren. Er wusste, dass die Elhalyns die Burg kurz nach seinem und Dyans Besuch verlassen hatten und wieder nach Haus Halyn gezogen waren. Dorthin war er nun unterwegs, begleitet von den beiden Wachen Daryll und Mathias. Er hätte eigentlich mit einem größeren Gefolge reiten sollen - seine neue und ungewollte Stellung verlangte es. Aber Priscilla hatte ihn gebeten, allein zu kom
men, und so begierig sein Onkel auch darauf war, das Königtum der Elhalyns wiederherzustellen - das kam nun doch nicht in Frage. Regis hatte ihm die beiden Wachen mitgegeben, und Mikhail war froh über ihre Gesellschaft.
Sooft Mikhail an die Sitzung in der Kristallkammer von Burg Comyn kurz vor Mittsommer dachte, sank ihm der Mut. Er war die Ereignisse wieder und wieder durchgegangen und hatte versucht, sie zu entwirren. Als Erstes hatte sein Onkel verkündet, dass er den Telepathischen Rat auflöste, der mehr als zwanzig Jahre an der Regierung Darkovers mitgewirkt hatte, und stattdessen den traditionellen Rat der Comyn wieder einsetzte. Dann hatte er Mikhail ohne Vorwarnung oder vorherige Absprache zum Regenten von Elhalyn ernannt, und sein Neffe hatte den Posten aus Pflichtgefühl angenommen. Mikhail hatte nicht die Zeit gehabt, darüber nachzudenken und die möglichen Vorzüge und Folgen abzuwägen. Es war ihm keine andere Wahl geblieben als anzunehmen.
Die unendliche Wut, die schon monatelang in ihm gärte, rumorte auch jetzt in seinem Bauch. Mikhail hatte bisher nie Grund gehabt, wütend auf seinen Onkel zu sein, und er hasste dieses Gefühl. Aber er konnte sich der Erkenntnis nicht erwehren, dass Regis ihn in eine Position manövriert hatte, die er selbst nicht ausüben wollte, und dass er sich weigerte, ihm die wahren Gründe mitzuteilen. Sein tief verwurzeltes Pflichtgefühl hatte Mikhail zähneknirschend gehorchen lassen, obwohl er nicht verstand, was hier vor sich ging. Sein einziger Trost war, dass er mit diesem Gefühl nicht allein war niemand, außer vielleicht Danilo Syrtis-Ardais, wusste wirklich, was Regis Hastur gegenwärtig vorhatte.
Mikhail kannte seinen Onkel als klugen und gerissenen Mann, dem es gelungen war, Darkover durch ein schreckliches Kapitel seiner langen und blutigen Geschichte zu führen. Er hatte seinem Onkel immer vertraut, aber nun brachten seine zwiespältigen Gefühle und Zweifel dieses Vertrauen ins Wanken. Er hatte das Problem analysiert, so gut er konnte, und so viele Widersprüche darin entdeckt, dass er ziemlich beunruhigt war. Er hatte sich sogar die Überlegung gestattet, ob Regis Hastur überhaupt noch wusste, was er tat - allerdings nur kurz. Dann hatte er den Gedanken eilig wieder verdrängt und in die hinterste Ecke seines Bewusstseins verbannt.
Mikhail dachte an sein letztes Gespräch mit Regis, unmittelbar vor seiner Abreise. Sein Onkel hatte müde und zerstreut gewirkt, und ihm war nicht wohl dabei gewesen, Regis’ Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Die Regentschaft über Elhalyn war wirklich eine geringfügige Angelegenheit, verglichen mit der Wiederherstellung des Rates, dem Problem der umstrittenen Erbfolge in der Domäne Alton oder einer möglichen Rückkehr der Aldarans in die Gesellschaft der Comyn.
Vom familieneigenen Charme der Hasturs, den Regis im Übermaß besaß, was nichts zu spüren gewesen. Mikhail hatte in aller Kürze die Fragen gestellt, die er beantwortet haben wollte - musste -, und weniger als zufrieden stellende Antworten bekommen. Sein Onkel hatte ihm gegenüber nicht die geringsten Andeutungen über seine Absichten gemacht, und im Nachhinein musste sich Mikhail sagen, dass er nicht gerade sehr hilfreich oder auch nur aufmerksam gewesen war. »Du wirst das schon machen, Mikhail, da bin ich mir sicher. Wir reden weiter, wenn du zu Mittwinter wieder nach Hause kommst. Lass dir ruhig Zeit damit, die Burschen zu prüfen. Die Sache eilt nicht.«
Bei diesem Treffen hatte Mikhail deutlich gespürt, dass die ihm zugewiesene Aufgabe nicht besonders wichtig war. Und, schlimmer noch, dass er selbst ebenfalls nicht wichtig
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