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Darkover 24 - Die Schattenmatrix

Titel: Darkover 24 - Die Schattenmatrix
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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preisgegeben war. Priscillas Personal war schon alt und nicht sehr zahlreich. Es gab weder junge Dienstmädchen, die die Zimmer in Ordnung gehalten hätten, noch Burschen, die lernten, wie man die Stallungen verwaltete, was Mikhail ebenfalls verwunderte. Burg Elhalyn war auf eine entmutigende Weise beinahe menschenleer.
Dies war wirklich der sonderbarste Haushalt, den Mikhail je gesehen hatte. Abgesehen von ihren Kindern und den wenigen Dienern hatte Priscilla seit den Tagen der Sharra-Rebel-lion und den tragischen Ereignissen, die so viele Mitglieder der Comyn in den Tod oder Wahnsinn getrieben hatten, alleine in der Burg gewohnt. Sie schien völlig zufrieden mit ihrer Einsamkeit, ein wenig verwirrt bisweilen, aber nicht so offenkundig verrückt, wie es ihr Bruder gewesen war. Die Elhalyns waren häufig geistesgestört, wie Mikhail wusste.
Er hatte eine ganze Reihe Fragen, die er allerdings nicht stellen konnte, ohne unverschämt zu wirken; eine davon - sicher nicht die unerheblichste - war die nach der Vaterschaft von Priscillas fünf Kindern. Da waren der fast fünfzehnjährige Alain, Vincent mit dreizehn und Emun mit zehn, dazu zwei Töchter, Miralys und Valenta, schüchterne Mädchen von neun und acht Jahren. Priscilla hatte nie geheiratet, und ihre zahlreichen Liebhaber waren stets namenlos und unbekannt geblieben. Da die Frauen der Elhalyns den Status einer Comy-nara innehatten, war Priscilla in ihrer Wahl sehr frei, was den meisten Frauen nicht gestattet war, aber Mikhail fand die ganze Sache dennoch beunruhigend. Er hatte sich nie für prüde gehalten, und dennoch irritierte ihn dieser ungebührliche Lebensstil. Duncan geleitete sie durch einen schmalen Gang, der den Haupttrakt der Burg mit dem engen Kerker verband, einem Überbleibsel aus einer sehr viel früheren Zeit Darkovers, als die Familien mit Landbesitz noch schreckliche Kriege gegeneinander geführt hatten. Es roch nach Moder, nach uralten Steinen und den Knochen unter der Erde, und Mikhail versuchte das bedrückende Gefühl abzuschütteln, das ihn überkam.
Schließlich öffnete Duncan eine wuchtig gezimmerte Tür, und ein kalter Windstoß fuhr herein. Genau in diesem Moment ertönte ein erneuter Donnerschlag, das Dach des Verbindungsgangs erzitterte und ließ einen feinen Regen aus Sägespänen und Verputz auf den Ärmel seiner Jacke rieseln. Dyan stieß einen angewiderten Laut aus und fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar.
Sie folgten Duncan in einen runden Raum, der beinahe gemütlich gewirkt hätte, wenn es nicht so kalt gewesen wäre.
Der kleine Kamin war zwar angezündet und duftete nach Balsamscheiten, reichte aber nicht aus, um den Raum zu erwärmen. Die Wände waren aus Stein, und sie waren feucht und kalt. Mikhail sah die zahlreichen Schimmelflecken, deren muffigen Geruch der angenehme Duft des Holzes kaum verdeckte. Auf einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes standen ein paar knisternde Kerzen, die unheimliche Schatten auf die vermodernden Teppiche an den Wänden warfen.
Mikhail versuchte, sich den Raum in der Vergangenheit vorzustellen, mit den längst toten Elhalyns, die hier Zuflucht gesucht hatten, belagert von ihren Feinden. Aber der Raum war zu heruntergekommen, zu kalt und öde für romantische Vorstellungen. Er war ein Relikt aus einer anderen Zeit, und Mikhail war froh, dass sie lange vorüber war.
Priscilla und ihr Medium Ysaba betraten den Raum und unterbrachen seine Träumereien. Mikhail hatte die kleine Hausherrin noch nie so aufgeregt gesehen, ihre Augen leuchteten im flackernden Kerzenschein. Sie strahlte große Vorfreude aus; offenbar stand ein wundervolles Ereignis bevor. Ihr Haar war rotblond, und ihre Haut schimmerte in dieser Beleuchtung beinahe golden. Man konnte sie zwar nicht als Schönheit bezeichnen, aber sie wirkte durchaus anziehend in ihrem unverhüllten Eifer.
»Bitte setzt euch doch an den Tisch«, sagte sie mit einer einladenden Geste.
Mikhail rückte ihr galant einen Stuhl zurecht und sah, dass Dyan dem Medium die gleiche Gefälligkeit erwies, wobei ihm seine Unlust dabei deutlich anzusehen war. Die beiden nahmen die verbleibenden Plätze ein, und Mikhail fragte sich, wo der Knochendeuter Burl blieb.
Der Tisch war erst vor kurzem poliert worden, er glänzte in dem goldenen Licht, und seine Oberfläche duftete angenehm nach Bienenwachs. Mikhail wandte seine Aufmerksamkeit einer großen Quarzkugel in der Tischmitte zu. Sie schimmerte leicht blau, es war jedoch nicht das intensive Blau eines
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